WM-Gürtel der IBF um die schmalen Hüften, die Fäuste zur Siegerpose nach oben gestreckt: Henry Maske feiert nach einem Kampf erstmals als Profi-Weltmeister.
WM-Gürtel der IBF um die schmalen Hüften, die Fäuste zur Siegerpose nach oben gestreckt: Henry Maske feiert nach einem Kampf erstmals als Profi-Weltmeister. Mausolf/Imago

Die Philipshalle in Düsseldorf platzte aus allen Nähten. 5600 Zuschauer drängten sich am 20. März 1993 in der Arena. Auf den Presseplätzen am Ring saßen die Journalisten so dicht, dass sie kaum ihre Notizblöcke und schon gar keinen Laptop vor sich ausbreiten konnten. Im Ring bereiteten sich Henry Maske aus Frankfurt (Oder) und der Titelverteidiger Charles Williams (USA) auf den WM-Kampf vor.

Williams hatte seit 1985 keinen Kampf mehr verloren. Eine Hammeraufgabe für den Halbschwergewichtler von der Oder. Nach zwölf Runden zeigte die Hallenuhr, dass der neue Tag schon 21 Minuten alt war. Deshalb legen Autoren wie Gunnar Meinhardt („Ready to Rumble“) Wert darauf, das Maske seinen ersten WM-Gürtel nach Version der IBF am 21. März erhielt, obwohl der Gong zur ersten Runde vor 30 Jahren bereits am 20. ertönte.

Profi? Da flog Henry Maske bei der NVA raus 

Es war eine große Stunde für Henry Maske und dessen Trainer Manfred Wolke. Beide Männer mussten nämlich zunächst einen steinigen Weg gehen. Es war wohl zuerst Wolke, der nach dem Mauerfall den Vorschlag unterbreitete, eine Profikarriere zu versuchen.

Natürlich stießen Boxer und Trainer nicht nur bei den Funktionären des ASK Frankfurt auf taube Ohren. Sogar in seinem Wohnhaus wurde Maske wegen der Profiabsichten geschnitten. Wie nicht anders zu erwarten, flog das Duo aus den Trainingshallen des ASK. Im März 1990 wurde das Box-Duo aus der NVA entlassen.

Trainer Manfred Wolke (l.), 1968 selbst Olympiasieger, macht aus Henry Maske einen absoluten Weltklasse-Boxer.
Trainer Manfred Wolke (l.), 1968 selbst Olympiasieger, macht aus Henry Maske einen absoluten Weltklasse-Boxer. Laci Perenyi/Imago

Die Männer zeigten Initiative. „Wir bauen die Bude zur Trainingshalle um“, sagte Wolke damals. Die Bude war ein kleiner Anbau am Lokschuppen. Maske und später auch Axel Schulz brachten sich in dieser Bude auf WM-Niveau.

„Gentleman“ Henry Maske beschert RTL Traumquoten

Nach den ersten Erfolgen wurde es nobler. In Neu-Beresinchen bezogen die Profis ein neues Gym. Der inzwischen 59-jährige Ex-Champ erinnert sich gern: „Wir hatten dort alles, was wir benötigten, um gut trainieren zu können.“

Maske hatte mit seinen zehn Titelverteidigungen einen unwahrscheinliche Box-Boom in Deutschland ausgelöst. Über 17 Millionen Zuschauer bescherten dem übertragenden TV-Sender RTL Traumquoten. Davon ist nicht mehr viel übrig geblieben. Inzwischen sanken die Zahlen im Profiboxen wieder auf Vorwendeniveau.

Fans in der alten Bundesrepublik sahen plötzlich mit Maske einen ganz anderen Boxer-Typen. Bildung, eine ordentliche Ausdrucksweise, Einser-Abitur und anständiges Auftreten verschafften Henry den Kampfnamen „Gentleman“ und Respekt.

Zweimal Box-Gold für die DDR in nur einer Stunde 

Davon profitierte er auch später als Unternehmer mit mehreren McDonald’s-Geschäften. „Die habe ich inzwischen aber verkauft. Ich bin voll ausgelastet mit Vorträgen“, sagt der Ex-Weltmeister. Außerdem nimmt die Arbeit bei seiner Stiftung A Place for Kids für sozial benachteiligte Kinder einige Zeit in Anspruch.

Das Datum des ersten Profi-Weltmeistertitels am 20./21. März 1993 will Maske nicht allein als wichtiges Jubiläum stehen lassen: „Als meinen wertvollsten Sieg betrachte ich immer noch den Olympiasieg 1988 in Seoul.“

1988 in Seoul krönt Henry Maske seine Amateurzeit mit Gold bei Olympia.
1988 in Seoul krönt Henry Maske seine Amateurzeit mit Gold bei Olympia. Camera 4/Imago

Ich hatte damals das Glück, Augenzeuge des Goldkampfes von Henry Maske zu sein. Solche Momente vergisst man nicht, zumal eine Stunde zuvor schon Andreas Zülow aus Schwerin Gold im Leichtgewicht erkämpft hatte. Ich erinnere mich noch genau an das Olympiafinale vor 35 Jahren. „Auch ein Jubiläum“, sagt Henry.

Henry Maske: „Wie die meisten Ossis lieben wir die Ostsee“

Der Kanadier Marcus Egerton kämpfte damals tapfer, konnte sich aber gegen die gezielten Treffer Maskes nicht wehren. Als Profi traf Maske dann noch mal auf Egerton. Er gewann auch diesen Kampf klar.

Ringheld Maske lebt mit Ehefrau Manuela und den beiden Töchtern Lina und Sara inzwischen in Overath im Regierungsbezirk Köln. In die alte Heimat zieht es ihn nach wie vor, in erster Linie an die Ostsee. Der sonst so coole Henry kommt sogar ein bisschen ins Schwärmen, als er sagt: „Wie wahrscheinlich die meisten Ossis lieben wir die Ostsee, deshalb verbringen wir dort gern unseren Urlaub.“

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