Nach dem Sieg bei der US-Präsidentenwahl bereitet sich Donald Trump auf die Machtübernahme im Januar vor. Eines seiner großen Wahlversprechen ist es, den Krieg in der Ukraine sofort zu beenden. Und es gibt offenbar schon Pläne, wie er das umsetzen will. Doch wer hat dadurch die schlimmsten Nachteile zu befürchten? Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj oder Russlands Kremlchef Wladimir Putin?
Dem „Wall Street Journal“ zufolge gibt es erste Vorschläge in Trumps Umfeld, um den russischen Angriffskrieg zu stoppen. Eine der Ideen sei, dass die Ukraine versprechen solle, mindestens 20 Jahre lang nicht der Nato beizutreten. Im Gegenzug würden die USA das Land weiterhin mit Waffen versorgen.
Trump will die Frontlinien „einfrieren“
Zu dem Plan gehöre auch, die derzeitigen Frontlinien einzufrieren, indem eine entmilitarisierte Zone eingerichtet wird. Wer dort zur Überwachung der rund 1300 Kilometer langen Linie stationiert werden solle, sei noch unklar. Ganz im Trump‘schen Stil, Amerika nicht mehr den Weltpolizisten spielen zu lassen, würden US-Truppen dafür aber nicht zur Verfügung stehen. Es müssten europäische Truppen sein, stellte demnach ein Mitglied des Trump-Teams fest. Europäische Verbündete wie Polen, Deutschland, Großbritannien und Frankreich sollen die Verantwortung übernehmen und den Waffenstillstand an der Frontlinie überwachen.

„Wir können Ausbildung und andere Unterstützung anbieten, aber der Gewehrlauf wird auf Europa gerichtet sein. Wir werden keine Amerikaner schicken, um den Frieden in der Ukraine zu sichern. Und wir werden auch nicht dafür bezahlen. Das sollen die Polen, die Deutschen, die Briten und die Franzosen tun“, erklärte ein Vertreter von Trumps Team gegenüber dem Wall Street Journal.
Zweites Szenario trifft die Ukraine besonders hart
Frühere Berichte von Trumps Beratern haben jedoch auch ein zweites Szenario zur Beendigung des Krieges angedeutet. Demnach könnte Washington die Ukraine „ausbluten“ lassen, indem Trump die Militärhilfe aussetzt. Dies würde den ukrainischen Präsidenten Selenskyj an den Verhandlungstisch zwingen, um Friedensgespräche aufzunehmen. Der Plan kommt von den US-Regierungsbeamten Keith Kellogg und Frederick H. Fleitz, die während Trumps erster Amtszeit (2017-21) im Weißen Haus gearbeitet haben.
Der Kreml zeigte sich derweil offen für ein Telefonat des russischen Staatschefs Wladimir Putin mit Trump. Dies müsse aber von der US-Seite initiiert werden, hieß es. Trump selbst hatte ein Gespräch bereits angekündigt. „Ich denke, wir werden sprechen“, sagte der 78-Jährige in einem Interview mit dem Sender NBC News. Der russische Präsident hatte Trump kurz zuvor zu seinem Wahlsieg gratuliert.
Es bleibt ungewiss, wie ernst die Ukraine-Pläne sind und ob Trump die Vorschläge bei seinem Amtsantritt vollständig umsetzen würde. Derzeit sind weder Russland noch die Ukraine zu Verhandlungen bereit. Russland setzt unbeirrt seine Offensiven fort und verbucht Geländegewinne. Die Ukraine ist keinesfalls bereit, 20 Prozent ihres Territoriums an Moskau abzutreten. ■