CDU-Spendenaffäre

Karlheinz Schreiber zieht Bilanz – und rechnet mit Angela Merkel ab

Karlheinz Schreiber löste mit seiner Spende an Schäuble die CDU-Spendenaffäre aus. Im KURIER spricht er über Politik, sein Leben – und Angela Merkel.

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Karlheinz Schreiber gilt als Schlüsselfigur der CDU-Spendenaffäre. Jetzt attackiert er Angela Merkel.
Karlheinz Schreiber gilt als Schlüsselfigur der CDU-Spendenaffäre. Jetzt attackiert er Angela Merkel.Imago

Geburtstage feiert Karlheinz Schreiber schon lange nicht mehr. Als er am 25. März 91 Jahre alt wurde, machte er mit seinem Sohn Andreas einen kleinen Ausflug ins Kloster Irsee – nur 30 Autominuten von seinem Haus in Bayern entfernt. „Ich fahre da seit 1951 gerne hin“, sagt der ehemalige Waffenhändler zum KURIER. „Die alten Steinmauern, der Kamin und das Bier aus der Brauerei, das gefällt mir.“

Ausflüge wie diese sind selten geworden. „Meine Gesundheit macht das nicht mehr gut mit.“ Stattdessen reist Schreiber immer häufiger in die Vergangenheit. Er hält inne bei seiner Zeit in Hamburg, als der CSU-Mann mit SPD-Legende Helmut Schmidt (†97) an der Bar des Atlantic Hotel musiziert, „er am Klavier, ich am Akkordeon“.

Er stoppt kurz bei seiner ersten Ehe, „die war ja ganz furchtbar. Aber seit über 40 Jahren habe ich ja meine zweite Frau, die Barbara. Sie ist meine große Liebe.“ Und bleibt 1994 länger stehen. Bei einem zuerst harmlos anmutenden Abendessen in Bonn, das den Grundstein für einen der größten Skandale der deutschen Politikgeschichte legt und Karlheinz Schreiber später ins Gefängnis bringt.

Karlheinz Schreiber mit seiner zweiten Ehefrau Barbara.
Karlheinz Schreiber mit seiner zweiten Ehefrau Barbara.privat

Gastgeber an diesem Abend im Oktober ist Wolfgang Schäuble (†81). Der CDU-Mann will Nachfolger von Bundeskanzler Helmut Kohl (†87) werden und organisiert ein Spendenessen, zu dem er auch Schreiber einlädt. „Das war zuerst ein ganz netter Abend“, erinnert sich Schreiber. „Der Schäuble, er hat mir ja leidgetan. Wie er da in seinem Rollstuhl saß und Kanzler werden wollte. Also habe ich ihm 100.000 D-Mark zur Unterstützung zugesagt. Ich hatte ja nichts gegen ihn.“ Schäuble, so erzählt Schreiber es weiter, habe geglaubt, sein Gast mach einen Witz – doch wenig später wechselt das Geld seinen Besitzer.

Ein Abendessen bei Wolfgang Schäuble legt den Grundstein für die CDU-Spendenaffäre

Wie? Darüber gibt es verschiedene Versionen. Die von Karlheinz Schreiber geht so: „Die 100.000 D-Mark lagen bei mir zuhause in einem großen Umschlag. Ich hatte meiner Sekretärin noch einen Brief diktiert: ,Sehr geehrter Herr Schäuble, anbei der Briefband der 100 hässlichen Männer‘. Dann kam die Schatzmeisterin Brigitte Baumeister (78, CDU) vorbei und nahm den Umschlag mit.“

Woher das Geld stammt, darüber schweigt der ehemalige Waffenhändler. Als die Staatsanwaltschaft ihn später unter anderem wegen Steuerhinterziehung jagt, flüchtet er nach Kanada. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit liefern ihn die Kanadier 2009 schließlich aus. Ein Jahr später wird ihm in Deutschland der Prozess gemacht wird. Das Urteil des Landgerichts Augsburg: Sieben Jahre Haft! Nach drei Jahren darf Schreiber die JVA Augsburg vorzeitig verlassen – wegen gesundheitlicher Probleme.

2010 musste sich Karlheinz Schreiber unter anderm wegen Steuerhinterziehung vor dem Landesgericht Augsburg verantworten. Und wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt.
2010 musste sich Karlheinz Schreiber unter anderm wegen Steuerhinterziehung vor dem Landesgericht Augsburg verantworten. Und wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt.reportandum / IMAGO

Juni 2025: Politik gehört noch immer zu seinem Alltag. „Das legt man nicht so einfach ab“, sagt Schreiber. „Ich lese Zeitung, gucke Fernsehen und höre Radio.“ Von Friedrich Merz' (69, CDU) Antrag im Bundestag zum Thema Migration, der im Januar mithilfe der AfD durchgewunken wurde, erfuhr er aus der Tagesschau. „Was der Merz da rumgepopelt hat, das war nicht so doll. Aber wie die Merkel reagiert hat, das fand ich unanständig.“

Bundeskanzlerin a.D., Angela Merkel (70), hatte für Merz Aktion scharfe Worte gefunden und ihn öffentlich kritisiert. „Das war unanständig, wie sie ihm in den Rücken gefallen ist. So in das eigene Nest reinzuscheißen, das macht man nicht.“