„Wir sprachen darüber, dass wir wirklich erwarten, dass Deutschland nicht nur auf der Seite Israels steht und sich auf unsere Seite stellt, sondern aktiv handelt und eine Rolle in diesem Krieg übernimmt“, sagte die Angehörige Roni Roman am Donnerstag nach dem Treffen im Deutschen Bundestag. Ihre Schwester und deren kleines Kind gehören zu den Entführten.
Die Angehörige forderte Deutschland auf, unverzüglich humanitäre Hilfe bereitzustellen, um sicherzustellen, dass die Entführten medizinisch versorgt werden können. Sie betonte die Notwendigkeit, Lebenszeichen von den Entführten zu erhalten und sie sofort nach Deutschland zurückzubringen. „Wir brauchen Deutschland wirklich, um schnell zu handeln. Uns läuft die Zeit davon. Es gibt Familienmitglieder, von denen wir wissen, dass sie entführt wurden, aber wir wissen seit einigen Wochen nicht, wie es ihnen geht“, erklärten sie.
Die Zahl der Geiseln nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel liegt nach israelischen Angaben inzwischen bei über 200. Bisher seien Familien von 203 Menschen über die Entführung ihrer Angehörigen in den abgeriegelten Gazastreifen informiert worden, bestätigte Israels Armee am Donnerstag. Darunter sind auch eine einstellige Zahl deutscher Staatsbürger, mit denen die Bundesregierung bisher keinen Kontakt hat.
Am Dienstag hatten sich bereits einige Angehörige von Geiseln mit Bundeskanzler Olaf Scholz in der deutschen Botschaft in Tel Aviv getroffen.

Unterdessen kündigen internationale Organisationen Hilfslieferungen in den von Israel abgeriegelten Gazastreifen an. Familien von Geiseln, die aus Israel in das Palästinensergebiet verschleppt worden sind, protestieren dagegen. Sie fordern: Vor jeder Hilfe in Gaza müssten zuerst die Gefangenen freigelassen werden. Die israelische Zeitung Haaretz schrieb am Mittwochabend, die Vertreter der Geiselfamilien haben eine geplante Öffnung des ägyptischen Grenzübergangs für humanitäre Güter als „schreckliche Entscheidung“ kritisiert.
„Kinder, Babys, Frauen, Soldaten, Männer und alte Menschen - von denen einige an schweren Krankheiten oder Schussverletzungen leiden - werden unter unmenschlichen Bedingungen wie Tiere unter der Erde festgehalten“, und dennoch „belohne“ die israelische Regierung Mörder und Geiselnehmer, hieß es in einer Mitteilung.
Viele verzweifelte Angehörige von Entführten demonstrieren bereits seit einigen Tagen vor dem israelischen Militärhauptquartier in Tel Aviv. Sie fordern eine rasche Freilassung ihrer gekidnappten Familienmitglieder.
Biden: Ägypten will 20 Lastwagen mit Hilfsgütern nach Gaza lassen
Ägypten hatte nach Angaben von US-Präsident Joe Biden zugesichert, bis zu 20 Lastwagen über den Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen zu lassen. Israel versprach, humanitäre Hilfslieferungen aus Ägypten nicht zu behindern.
Hunderte Hamas-Terroristen hatten am Morgen des 7. Oktobers Israel vom Gazastreifen aus überfallen und weit mehr als 1400 Menschen getötet – fast ausschließlich Zivilisten. Außerdem wurden mehr als 200 Menschen in den Gazastreifen verschleppt, darunter auch eine einstellige Zahl deutscher Staatsbürger.