Die Ermittlungen im Fall Fabian aus Güstrow laufen noch immer auf Hochtouren – doch sie werfen auch Fragen auf: Schon mehrmals untersuchten die Ermittler der Polizei das Gebiet rund um den Tümpel, an dem die Leiche des Jungen gefunden wurde. Warum? Das fragen sich viele Menschen – und zweifeln daran, dass die Arbeit der Behörden gut organisiert war. Denn kann es nicht sein, dass dadurch etwas Wichtiges übersehen wurde? Der Profiler Axel Petermann erklärt jetzt in einem Interview, was hinter dieser Taktik der Polizei stecken könnte.
Fall Fabian aus Güstrow: Mehrere Durchsuchungen der Polizei
Als die Leiche des kleinen Fabian an dem Tümpel bei Klein Upahl gefunden wurde, durchsuchte die Polizei das Gelände. Dann wurde die Leiche abtransportiert, das Gebiet von Schaulustigen besucht. Tage später eine weitere Durchsuchung: Wieder rückten die Ermittler an, wieder wurde nach Spuren gesucht. Eine weitere Durchsuchung folgte nun am 4. Dezember, knapp zwei Monate nach dem Fund der Leiche. Erneut rückten die Ermittler mit Metalldetektoren an. Warum wurde nicht gleich nach dem Fund der Leiche das gesamte Gebiet akribisch durchkämmt?

Profiler zum Fall Fabian: Das steckt hinter der Strategie der Polizei
Der bekannte Profiler Axel Petermann, der lange selbst bei der Mordkommission arbeitete, erklärte jetzt in einem Interview, was hinter der merkwürdigen Taktik stecken könnte. Er glaubt, dass die Priorität bei den ersten Suchaktionen vermutlich an anderer Stelle lag und deshalb die Kräfte nicht zur Verfügung standen. Das Bild, das die Ermittler nach und nach gewinnen, kann sich außerdem verändern. „Die Ermittler haben sich möglicherweise in die Situation des Täters, der Täterin hineinversetzt. Welche Wege zum Fundort und vom Fundort weg wurden gegangen?“, sagt Petermann. Außerdem könne es passieren, dass neue Hinweise die Situation verändern.

Profiler Petermann hat selbst eine genaue Idee, wie der mutmaßliche Täter und der kleine Fabian zu dem Tümpel kamen. „Der Täter oder die Täterin muss mit dem Kind zum Fundort gekommen sein“, sagt er. „Mit dem Auto, vielleicht auch ein Stück zu Fuß.“ Das sei wichtig für die Ermittler, weil es bedeutet, dass auch auf dem Weg zum Tümpel oder am Weg zurück wichtige Hinweise versteckt sein könnten. „Deshalb gilt es, nicht nur den Fundbereich, sondern auch einen erweiterten Bereich zu untersuchen. Dort hätte jeder Stein umgedreht werden müssen. Das ist Erfahrungswissen, das in Mordermittlungen einzubringen ist.“
Fabians Leiche lag an einem Tümpel bei Klein Upahl
Der kleine Fabian verschwand am 10. Oktober aus dem Haus seiner Mutter in Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern. Eigentlich sollte er an jenem Freitag das Haus nicht verlassen, weil er am Tag zuvor an Nasenbluten gelitten hatte. Als seine Mutter von der Arbeit kam, war das Kind weg. Es folgte eine Suchaktion. Vier Tage später fand dann ausgerechnet Gina H., die Ex-Freundin von Fabians Vater, die Leiche an einem Tümpel bei Klein Upahl in etwa 15 Kilometer Entfernung. Seit dem 7. November gilt Gina H. als Tatverdächtige, sitzt in Untersuchungshaft.




