Neue Durchsuchungen

Toter Fabian aus Güstrow: Was übersah die Polizei? Ermittler packt aus!

Mehrfachdurchsuchungen am Tümpel sorgen für Kritik. Profiler Axel Petermann erklärt, warum Ermittler so vorgehen – und wo wichtige Spuren liegen könnten.

Author - Florian Thalmann
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Mehrmals durchsuchte die Polizei den Tümpel und das gesamte Gebiet ringsherum. Warum? Das erklärte jetzt Profiler Axel Petermann in einem Interview.
Mehrmals durchsuchte die Polizei den Tümpel und das gesamte Gebiet ringsherum. Warum? Das erklärte jetzt Profiler Axel Petermann in einem Interview.Bernd Wüstneck/dpa, Polizei

Die Ermittlungen im Fall Fabian aus Güstrow laufen noch immer auf Hochtouren – doch sie werfen auch Fragen auf: Schon mehrmals untersuchten die Ermittler der Polizei das Gebiet rund um den Tümpel, an dem die Leiche des Jungen gefunden wurde. Warum? Das fragen sich viele Menschen – und zweifeln daran, dass die Arbeit der Behörden gut organisiert war. Denn kann es nicht sein, dass dadurch etwas Wichtiges übersehen wurde? Der Profiler Axel Petermann erklärt jetzt in einem Interview, was hinter dieser Taktik der Polizei stecken könnte.

Fall Fabian aus Güstrow: Mehrere Durchsuchungen der Polizei

Als die Leiche des kleinen Fabian an dem Tümpel bei Klein Upahl gefunden wurde, durchsuchte die Polizei das Gelände. Dann wurde die Leiche abtransportiert, das Gebiet von Schaulustigen besucht. Tage später eine weitere Durchsuchung: Wieder rückten die Ermittler an, wieder wurde nach Spuren gesucht. Eine weitere Durchsuchung folgte nun am 4. Dezember, knapp zwei Monate nach dem Fund der Leiche. Erneut rückten die Ermittler mit Metalldetektoren an. Warum wurde nicht gleich nach dem Fund der Leiche das gesamte Gebiet akribisch durchkämmt?

Ein Polizist durchsucht den Tümpel, an dem die Leiche von Fabian aus Güstrow gefunden wurde, mit einem Metalldetektor.
Ein Polizist durchsucht den Tümpel, an dem die Leiche von Fabian aus Güstrow gefunden wurde, mit einem Metalldetektor.Bernd Wüstneck/dpa

Profiler zum Fall Fabian: Das steckt hinter der Strategie der Polizei

Der bekannte Profiler Axel Petermann, der lange selbst bei der Mordkommission arbeitete, erklärte jetzt in einem Interview, was hinter der merkwürdigen Taktik stecken könnte. Er glaubt, dass die Priorität bei den ersten Suchaktionen vermutlich an anderer Stelle lag und deshalb die Kräfte nicht zur Verfügung standen. Das Bild, das die Ermittler nach und nach gewinnen, kann sich außerdem verändern. „Die Ermittler haben sich möglicherweise in die Situation des Täters, der Täterin hineinversetzt. Welche Wege zum Fundort und vom Fundort weg wurden gegangen?“, sagt Petermann. Außerdem könne es passieren, dass neue Hinweise die Situation verändern.

Mehrfach durchsuchten Polizisten das Gebiet rund um den Fundort der Leiche des kleinen Fabian aus Güstrow.
Mehrfach durchsuchten Polizisten das Gebiet rund um den Fundort der Leiche des kleinen Fabian aus Güstrow.Bernd Wüstneck/dpa

Profiler Petermann hat selbst eine genaue Idee, wie der mutmaßliche Täter und der kleine Fabian zu dem Tümpel kamen. „Der Täter oder die Täterin muss mit dem Kind zum Fundort gekommen sein“, sagt er. „Mit dem Auto, vielleicht auch ein Stück zu Fuß.“ Das sei wichtig für die Ermittler, weil es bedeutet, dass auch auf dem Weg zum Tümpel oder am Weg zurück wichtige Hinweise versteckt sein könnten. „Deshalb gilt es, nicht nur den Fundbereich, sondern auch einen erweiterten Bereich zu untersuchen. Dort hätte jeder Stein umgedreht werden müssen. Das ist Erfahrungswissen, das in Mordermittlungen einzubringen ist.“

Fabians Leiche lag an einem Tümpel bei Klein Upahl

Der kleine Fabian verschwand am 10. Oktober aus dem Haus seiner Mutter in Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern. Eigentlich sollte er an jenem Freitag das Haus nicht verlassen, weil er am Tag zuvor an Nasenbluten gelitten hatte. Als seine Mutter von der Arbeit kam, war das Kind weg. Es folgte eine Suchaktion. Vier Tage später fand dann ausgerechnet Gina H., die Ex-Freundin von Fabians Vater, die Leiche an einem Tümpel bei Klein Upahl in etwa 15 Kilometer Entfernung. Seit dem 7. November gilt Gina H. als Tatverdächtige, sitzt in Untersuchungshaft.

Axel Petermann hat auch eine Erklärung dafür, dass sich die Arbeiten der Ermittler so lange ziehen. Es könnte daran liegen, dass eine Vielzahl an Spuren ausgewertet werden muss, um Schlüsse ziehen zu können. „Vom Fundort wird man Spuren gesichert haben. Von der Leiche selbst, möglicherweise auch von der Kleidung“, sagte er gegenüber BILD. „Da kann es DNA-Spuren geben, sofern die nicht vom Feuer beeinträchtigt sind. Es kann Faserspuren geben, die verglichen werden können mit der Kleidung der Verdächtigen.“ Auch das beschlagnahmte Auto von Gina H. und ihre Wohnung habe man unter die Lupe genommen. „Das alles auszuwerten, braucht Zeit und war vermutlich im Moment noch nicht zu schaffen.“