Verdächtige verhaftet

Toter Fabian (8) aus Güstrow: Kann eine Frau seine eiskalte Mörderin sein?

Durchbruch im Fall Fabian aus Güstrow? Am Donnerstag wurde eine Tatverdächtige verhaftet. Experten wissen: Frauen morden oft im unmittelbaren Umfeld.

Author - Florian Thalmann
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Am 10. Oktober verschwand der kleine Fabian aus Güstrow, Tage später fand man seine Leiche an einem Tümpel. Steckt eine Frau hinter der brutalen Tat?
Am 10. Oktober verschwand der kleine Fabian aus Güstrow, Tage später fand man seine Leiche an einem Tümpel. Steckt eine Frau hinter der brutalen Tat?Stefan Sauer/dpa, Polizei

Der Mord an dem kleinen Fabian (8) aus Güstrow – er ist und bleibt ein großes Rätsel. Bisher. Denn nach und nach dringen immer mehr Informationen an die Öffentlichkeit. Am Donnerstag der Schock: Die Behörden verkündeten, dass eine Tatverdächtige verhaftet wurde. Fabians eiskalter Killer – eine Frau? Tötete sie das Kind, legte seine Leiche dann an einem Tümpel bei Klein Upahl ab? Und steckte sie den kleinen Körper in Brand, um die Spuren zu verwischen?

Beging eine Frau den brutalen Mord an Fabian aus Güstrow?

Es ist einfach unglaublich: Kann es sein, dass ausgerechnet eine Frau den brutalen Mord an Fabian begangen hat? Am Donnerstag vollstreckte die Polizei einen Haftbefehl gegen eine weibliche Tatverdächtige, wie es hieß. Wer sie ist, enthüllten die Behörden noch nicht. „Wir sind dort in einer relativ kleinstädtischen oder dörflichen Umgebung. Alles, was ich Ihnen jetzt sagen würde, würde die Identifizierung dieser Person ermöglichen“, sagte der Rostocker Staatsanwalt Harald Nowack.

Auffällig allerdings: Am Donnerstag gab es Durchsuchungen – auch bei der Ex-Partnerin von Fabians Vater. Sie war es, die – in Begleitung einer Freundin – die Leiche des Jungen an dem Tümpel fand. Die Ermittler nahmen nun auch ihren Geländewagen mit. Laut Informationen des Nachrichtenmagazins Spiegel war es die Frau, die gegen 18.40 Uhr von Polizisten an ihrem Wohnhaus abgeholt und zur Polizeiwache nach Güstrow gebracht wurde. Es gilt die Unschuldsvermutung. Und zwar „so lange, bis ein Gericht darüber entschieden hat“, sagte Nowack.

An einem Tümpel wurde die Leiche von Fabian gefunden. Polizisten nahmen das Gewässer genau unter die Lupe.
An einem Tümpel wurde die Leiche von Fabian gefunden. Polizisten nahmen das Gewässer genau unter die Lupe.Bernd Wüstneck/dpa

Trotzdem fragen sich viele: Kann es sein, dass eine Frau die kaltblütige Mörderin ist, den kleinen Fabian getötet und seine Leiche am Tümpel abgelegt hat? Es ist möglich – und nicht unwahrscheinlich. „Frauen töten mehr im Bereich Familie, also die eigenen Kinder, den eigenen Partner“, sagte die forensische Psychiaterin Dr. Nahlah Saimeh in einem Interview mit BILD. Männer würden sehr viel häufiger Personen außerhalb des familiären Umfelds ermorden.

Immer wieder zeigen Fälle, wie Frauen zu Killern werden

Und es gibt immer wieder Kriminalfälle, die zeigen, wie Frauen zu Killern werden können. Aus religiösen Gründen wurde etwa die Berlinerin Dorothea L. (43) aus Köpenick zur Mörderin. Im Oktober 2003 hatte die bibeltreue Frau zuerst ihre Tochter Elisabeth (11) die Pulsadern aufgeschnitten und dann ihre Mutter (68) getötet. Dorothea L., die sich nach der Bluttat selbst richten wollte, wurde zu acht Jahre und drei Monate Haft wegen Totschlags an ihrem Kind sowie Tötung auf Verlangen verurteilt.

Am Donnerstag beschlagnahmte die Polizei den Geländewagen der Ex-Partnerin von Fabians Vater.
Am Donnerstag beschlagnahmte die Polizei den Geländewagen der Ex-Partnerin von Fabians Vater.Philip Dulian/dpa

„Eine Tat, die man nur als schrecklich bezeichnen kann. Eine Elfjährige wird durch die Hand der eigenen Mutter getötet“, sagte der Richter. „Das Kind streckt die Arme entgegen, nimmt tiefe Schnitte bis auf die Knochen hin.“ Elisabeth wurde nicht gefesselt und nicht festgehalten. Der Himmel wurde ihr eingeredet. Ihre Mutter, Oma und Opa hatten sich verabredet, sich umzubringen.

Todesursache unklar: Wie starb Fabian aus Güstrow?

2024 wurde eine Berlinerin (25) nach dem gewaltsamen Tod ihres Sohnes (2) zu sechs Jahren Haft verurteilt. Die Frau hatte nach einer Brustkrebsdiagnose den Entschluss gefasst, ihr Leben zu beenden und ihren Sohn ebenfalls zu töten. In der Wohnung in Berlin-Gesundbrunnen hatte sie dem Sohn Beruhigungsmittel gegeben, dann selbst Medikamente eingenommen und sich mit dem Kind in die gefüllte Badewanne gelegt. Der Junge ertrank.

Polizisten durchkämmten das Gebiet rund um den Tümpel, an dem die Leiche von Fabian (8) aus Güstrow entdeckt wurde.
Polizisten durchkämmten das Gebiet rund um den Tümpel, an dem die Leiche von Fabian (8) aus Güstrow entdeckt wurde.Bernd Wüstneck/dpa

Unklar ist bisher, wie genau Fabian aus Güstrow zu Tode kam. Nach der Obduktion war nur die Rede davon, dass das Kind einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel. Auch der Weg zum Tatort ist nicht geklärt. Denn: Fabians Mutter hatte in einem Interview gesagt, dass der Junge eigentlich gar nicht das Haus hätte verlassen dürfen. Am Tag vor seinem Verschwinden litt Fabian an Nasenbluten, durfte deshalb am Freitag, dem 10. Oktober, zu Hause bleiben. Seine Mutter sei wütend gewesen, als sie von der Arbeit kam und den Jungen nicht antraf. Sollte die Täterin wirklich aus dem so nahen Umfeld kommen, würde das aber erklären, warum er dennoch das Haus verließ.

Kriminologen sicher: Täter stammt aus dem direkten Umfeld

Mehrere Kriminologen waren bereits davon ausgegangen, dass der Täter oder die Täterin im Fall von Fabian aus Güstrow aus dem unmittelbaren Umfeld stammen könnte. So sagte etwa Stefan Harrendorf von der Uni Greifswald in der Ostsee-Zeitung, es könne passieren, dass die Tat schnell aufgeklärt wird. „Und zwar deshalb, weil der Großteil der Täter aus dem unmittelbaren sozialen Umfeld des Opfers stammt und ein Motiv hat, über das man sie relativ schnell ermitteln kann“, sagte er.

Bei Gewalt gegen Kinder ist der Täter oft kein Fremder

Gerade bei Gewalt gegen Kinder sei es oft so, dass der Täter kein Fremder ist, sondern aus dem näheren Umfeld stammt. „Also aus dem Familien-, Freundes- oder Bekanntenkreis. Ich gehe davon aus, dass Fabian seinen Mörder kannte.“ Auch Star-Profiler Axel Petermann sagte im Gespräch mit BILD: „Wenn Kinder getötet werden, beginnt die Spurensuche meist im nächsten Umfeld des Kindes. Statistisch gesehen geschehen solche Taten oft im familiären oder nahen sozialen Umfeld. Traurigerweise spielt familiäre Gewalt dabei eine große Rolle.“