Feuerhölle Los Angeles: Die meist verbreiteten Verschwörungstheorien

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In den Flammen in Kalifornien starben bisher 24 Menschen.
In den Flammen in Kalifornien starben bisher 24 Menschen.Frederic J. Brown/AFP

Die Brände in Los Angeles sind noch immer nicht gelöscht und könnten sich wegen neu aufkommender Winde wieder weiter ausbreiten. Doch das hindert einige nicht daran, ihrerseits Lauffeuer zu verbreiten – an  Verschwörungstheorien rund um die Ursachen des Feuer-Desasters. Von politischen Schuldzuweisungen bis hin zu ultra-bizarren Hirngespinsten, die Sozialen Medien angeführt von Elon Musks X beweisen einmal mehr, dass sie die Cyber-Jauchegrube des postfaktischen Zeitalters sind.

Kaum war der Brand ausgebrochen, hatte Donald Trump die ersten Fake-Behauptungen auf seinem Truth Social verbreitet – um seinen Erzfeind, den kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom, zu treffen. Dieser sollte laut Trump durch sein Veto eines Gesetzesvorschlags zur „Wasser-Zurückgewinnung“ für die ausgetrockneten Hydranten in LA gesorgt haben – um die Delta-Stint Fischart zu schützen.

Nur dass es weder diesen Gesetzesvorschlag jemals gab, noch dass Newsom Wasser(um)-leitungen wegen Delta-Stints verboten oder angeordnet hatte. Doch das war erst der Beginn für ein Sturm von Verschwörungstheorien. Hier eine Auswahl der am häufigsten geteilten Meinungen, wer hinter dem Inferno steckt: Trump.

Noch immer gibt es Brandherde, die Feuerwehrleute sind dauerhaft im Einsatz.
Noch immer gibt es Brandherde, die Feuerwehrleute sind dauerhaft im Einsatz.Eruc Thayer/AP

Der neue Präsident habe die Feuer legen lassen – bzw. MAGA-Anhänger haben es in seinem Namen gemacht - um seinen größten politischen Gegner Newsom zu ärgern und gleichzeitig Hollywood zu schaden. Auch soll Trump damit die Olympischen Spiele 2028 sabotieren wollen, mit denen sich der kalifornische Gouverneur weltweit profilieren und seine Chancen auf die eigene Präsidentschaft in dem Jahr erhöhen will.

Verschwörungstheorien rund um die Ursachen des Feuer-Desasters

Sean P. Diddy: Prominente, die mit in den Sex-Party-Skandal verwickelt sind, wollten angeblich durch die Feuer Beweise zerstören. Genauer gesagt sollten die unterirdischen Tunnel, die unter anderem von der Playboy-Mansion zur Villa des Rap-Mogul verlaufen sollen, abgefackelt werden. Dabei sei das Feuer außer Kontrolle geraten. Das Problem an dieser Theorie: Diddys Anwesen ist weit weg (sie liegt in der Nobelenklave Holmby Hill, neben Beverly Hills) von den Gegenden, in denen die ursprünglichen Feuer ausgebrochen waren.

Ukraine: Zu einem auf X verbreiteten Video eines Feuerwehrmannes, der mit einem kleinen Leinensack einen Brandherd löscht, heißt es, dass ein Großteil der Ausrüstung der Los Angeles Feuerwehr (LAFP) in die Ukraine geschickt wurde. Und auch, dass die Ukraine-Hilfe direkt Schuld an den Budget-Kürzungen für die Feuerwehr sei.

Leichensuchhunde der Los Angeles County Sheriff suchen in den Ruinen nach weiteren Toten.
Leichensuchhunde der Los Angeles County Sheriff suchen in den Ruinen nach weiteren Toten.Frederic J. Brown/AFP

Beides ist faktisch falsch, weil die Hilfsgelder für die Ukraine aus Regierungsgeldern gezahlt werden und nicht aus dem (hauptsächlich aus lokalen Steuergeldern bestehende) Budget einer Stadt wie Los Angeles. Dass die LAFP Equipment abgeben musste, wurde von einem Feuerwehrsprecher als „hirnrissiges Märchen“ dementiert.

„Smart Cities“ oder „15-Minutes Cities“: Auf Social Media wird verbreitet, dass die Feuer mit Absicht gelegt wurden, um die Stadt Los Angeles nach einem linksprogressiven Plan neu aufbauen zu können. Dieser soll angeblich mehr Raum für öffentlichen Nahverkehr, Fahrradwege und Grünflächen schaffen und Häuser mehr Energie-effizient bauen lassen. Nur dass es einen solchen Plan in ganz Amerika nicht gibt.

Das Einzige, was überhaupt in die Richtung geht, ist ein Papier der Vereinten Nation von 2020, der „People-Smart Sustainable Cities“ heißt. Dessen Ziel ist es, für „innovative Städte zu werben, die Informations- und Kommunikationstechnologien sowie mit anderen Mittel die Lebensqualität der Menschen und die Effizient von urbanen Operationen verbessert“. Doch noch nicht einmal die UNO hat diesen Plan als Teil ihrer Agenda 2030 implementiert.

Ein Feuerwehrmann bekämpft das Palisades-Feuer im Mandeville Canyon.
Ein Feuerwehrmann bekämpft das Palisades-Feuer im Mandeville Canyon.Jae C. Hong/AP/dpa

„SmartLA 2028“: Diese Verschwörungstheorie geht in dieselbe Richtung wie die „15 Minutes Cities“. In diesem Fall sollen die Mächtigen in Los Angeles planen, bis zu den Olympischen Spielen eine neues Stadt aufzubauen, die dann allein durch eine künstliche Intelligenz beherrscht wird.

Brände in Los Angeles sind noch immer nicht gelöscht

„One World Government“: Danach steckt hinter der Ursache der Feuer von Los Angeles eine weltweite Verschwörung, die die nationale Identität zerstören wolle, „damit eine Einheitsregierung die Macht über die Welt erlangt“. Dazu soll zum Auslösen des Brandinfernos eine „Gelenkte Energiewaffe“ (DEW) benutzt worden sein.

Als „Beweis“ dafür zeigen die Verschwörungstheoretiker Bilder von unversehrte Palmen, die neben völlig ausgebrannten Häusern und Autos stehengeblieben sind: „Eine Hitze-Attacke hat absichtlich nur auf Häuser gezielt, um das Leben der Menschen zu zerstören. Gleichzeitig wurde die Wasserzufuhr zu den Hydranten unterbrochen.“

„Globale Kriegsführung“: Amerikas Oberverschwörungs-Theoretiker Alex Jones behauptete auf X, dass die Feuer absichtlich gelegt wurden, „als globaler Plan von ökonomischer Kriegführung gegen Amerika“. Elon Musk schien zuzustimmen und kommentierte das Posting mit „true“ („wahr“).

Ein rotes Auto fährt an Häusern und Fahrzeugen vorbei, die durch das Palisades-Feuer in den Pacific Palisades Bowl Mobile Estates zerstört wurden.
Ein rotes Auto fährt an Häusern und Fahrzeugen vorbei, die durch das Palisades-Feuer in den Pacific Palisades Bowl Mobile Estates zerstört wurden.Noah Berger/AP

Weitere „typische Verdächtige“ der  Verschwörungstheoretiker: „Jüdische Milliardäre, die das Wasser kontrollieren“, „Satanisten“, „Illuminati“ und „Freimaurer“ sowie „mexikanische Drogenkartelle, damit sie hinterher plündern können“.

Bislang gibt es offiziell noch keine beweiskräftigen Anhaltspunkte für die Ursachen der einzelnen Feuerausbrüche. Gerüchte besagen, dass die Behörden hinter dem „Kenneth Fire“ in Calabasas Brandstiftung, hinter dem Palisades Fire die von den Windböen wieder entzündete Glut eines Waldbrandes aus der Vorwoche und hinter dem „Eaton Fire“ in Pasadena eine defekte Stromoberleitung des Energieanbieters California Edison vermuten.

Laut Ginger Colbrun von der US- Sicherheitsbehörde für Alkohol, Tabak, Schusswaffen und Sprengstoff (AFT) „machen eine Menge Falschinformationen die Runde“. Ihre Bundesbehörde, die Großkatastrophen untersucht, hat bereits Spezialisten vor Ort, die die Ermittlungen aufgenommen haben: „Die Leute wollen Antworten, was verständlich ist. Wir werden die wahren Ursachen herausfinden, doch dazu brauchen wir noch Zeit und wollen nicht spekulieren.“