Neue Wetterkapriolen, wieder mit schlimmen Folgen: Gefrierender Regen und Glatteis haben weite Teile Süddeutschlands am Morgen in ein eisiges Chaos gestürzt. Die Bilanz ist verheerend: Tausende Unfälle, mindestens drei Tote und zahlreiche Verletzte. Besonders betroffen waren Bayern und Baden-Württemberg, wo die Polizei von dramatischen Szenen auf Straßen und Autobahnen berichtet.
Horror auf Bayerns Autobahnen: Drei Tote, Dutzende Verletzte
In Bayern sorgte das Glatteis für besonders tragische Folgen. Auf der A92 bei Landshut krachte ein 41-jähriger Autofahrer mit seinem Wagen in einen querstehenden Lastwagen. Er und seine 38-jährige Beifahrerin hatten keine Chance – beide starben noch am Unfallort.
Ein weiteres Todesopfer forderte eine Unfallserie auf der A3 bei Regensburg. Innerhalb von nur zehn Kilometern ereigneten sich dort mehr als zehn Unfälle. Ein 59-Jähriger kam ums Leben, als er mit seinem Fahrzeug in einen Unfall verwickelt wurde. Besonders betroffen waren zudem die Regierungsbezirke Niederbayern, Oberpfalz, Schwaben und Mittelfranken. Allein in Mittelfranken zählte die Polizei bis 8:00 Uhr morgens rund 120 glättebedingte Unfälle.

Dramatisch war auch ein Unfall in Sommerhausen in Unterfranken, wo ein Linienbus bei Straßenglätte gegen einen Torbogen prallte. Sieben Menschen wurden verletzt, eine Frau davon schwer. Ob technisches Versagen oder menschliches Versagen die Ursache war, soll ein Sachverständiger klären.
Baden-Württemberg: Über 1000 Unfälle und Massenkarambolage
Auch in Baden-Württemberg kam der Verkehr zum Erliegen. Mit mehr als 1000 Unfällen meldete das Bundesland eine außergewöhnlich hohe Zahl an Kollisionen. Die Polizei rief in Stuttgart sogar eine „außergewöhnliche Einsatzlage“ aus, um weitere Einheiten des Katastrophenschutzes zu mobilisieren.
Bei Hechingen nahe Tübingen ereignete sich auf der B27 eine Massenkarambolage mit mehr als 25 Fahrzeugen. Zwei Menschen wurden leicht verletzt. „Der Regen ist auf der Windschutzscheibe sofort gefroren. Ich habe so etwas noch nie erlebt“, erklärte ein Polizeisprecher.

Ein weiterer Serienunfall ereignete sich bei Aalen, wo zehn Autos in einer langen Unfallkette aufeinander auffuhren. Zwei Menschen wurden verletzt. Besonders chaotisch war auch die Lage auf der A8 bei Pforzheim, wo sich der Verkehr auf einer Länge von 18 Kilometern staute. Ursache war ein Unfall mit drei Lkw und vier Pkw, bei dem ein Mensch verletzt wurde.
Notaufnahmen am Limit
Die medizinische Versorgung stand vielerorts vor großen Herausforderungen. In Baden-Württemberg war das Patientenaufkommen in den Notaufnahmen massiv erhöht. Im Klinikum Stuttgart wurden bereits am Vormittag rund 50 Patienten behandelt – normalerweise liegt diese Zahl bei etwa 80 am ganzen Tag. „Vor allem Knochenbrüche an Unterarmen und Handgelenken stehen im Fokus“, berichtete ein Kliniksprecher.
Auch in Bayern waren die Rettungsdienste im Dauereinsatz. Verletzte wurden nicht nur vor Ort versorgt, sondern teilweise in Kliniken in benachbarten Städten gebracht.

Wetterdienst: „Abenteuerliche Rutschpartien“
Die Ursache für das Wetterchaos erklärte DWD-Meteorologe Felix Dietzsch: „Mildere Luftmassen trafen auf tiefgefrorene Böden, die sich in den vergangenen Tagen durch Minustemperaturen stark abgekühlt hatten.“ Der dabei entstehende Sprühregen gefror augenblicklich und machte Straßen und Wege zu Eisbahnen.
Im Tagesverlauf normalisierte sich die Lage vielerorts, und der Deutsche Wetterdienst hob seine Warnungen vor Blitzeis zunächst auf. Trotzdem bleibt Vorsicht geboten: Vor allem in Bayern und Baden-Württemberg könnten sich weiterhin gefährliche Glatteisstellen bilden.
Rekordwinter fordert Tribut
Das aktuelle Winterchaos reiht sich in eine Serie von Wetterextremen der vergangenen Wochen ein. Schon vor wenigen Tagen sorgte ein Kälteeinbruch im Sauerland und anderen Teilen von Nordrhein-Westfalen für gefährliche Straßenverhältnisse, auch wenn dort die Schäden glimpflich ausfielen.
Die Rückkehr von Hoch „Beate“ verspricht nun eine Phase ruhigeres Wetter – trocken, aber oft trüb. Für die Betroffenen in Bayern und Baden-Württemberg bleibt die Hoffnung, dass sich das Winterchaos nicht so bald wiederholt. ■