Kolumne „Wir von hier“

Der Januar ist in Berlin der langweiligste Monat von allen - dieses Jahr aber nicht!

An diesen trüben Tagen ist mächtig was los in Berlin, wie unsere Autorin erstaunt feststellt.   

Author - Claudia Pietsch
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Der SPD-Bundestagskandidat für Pankow, Klaus Mindrup (r.), und SPD-Ikone Wolfgang Thierse beim Aufhängen von ersten Wahlplakaten in der Oderberger Straße. Mindrup will sich bei der Nachwahl gegen Stefan Gelbhaar von den Grünen durchsetzen und in den Bundestag einziehen. 
Der SPD-Bundestagskandidat für Pankow, Klaus Mindrup (r.), und SPD-Ikone Wolfgang Thierse beim Aufhängen von ersten Wahlplakaten in der Oderberger Straße. Mindrup will sich bei der Nachwahl gegen Stefan Gelbhaar von den Grünen durchsetzen und in den Bundestag einziehen. Jens Kalaene/dpa

Der Januar ist in Berlin gemeinhin der langweiligste und tristeste Monat des Jahres. Nach Neujahr geht's bergab. Es beginnt eine Reihe von höhepunktarmen Tagen. Das Geld ist wegen zu reichlich bemessener Weihnachtspräsente knapp, die Hüften nach Festtagsvöllerei zu rund. Und der Weg ins Fitness-Studio fällt umso schwerer, je mehr man sich vorgenommen hat, weniger zu essen.

Dieser Januar in Berlin wird aufregend

Leider sind Winterferien und Berlinale noch weit und auch die Grüne Woche, die ab 19. Januar das erste große Ereignis des Jahres ist, kann nicht wirklich trösten (siehe Hüften). Ebenfalls verdrießlich stimmt mich, dass der Himmel in diesen Tagen immer noch so früh dunkel wird, dass man sich bei einem Anruf gegen 18.00 Uhr fragt: „Wer zur Hölle stört denn mitten in der Nacht?“. Selbst manche Kartenabreißer in den Kinos verbreiten schlechte Laune. So oder ähnlich stellt sich ein typischer Berliner Januar dar. Doch im Jahr 2024 ist der erste Monat des Jahres mit Aufregungen geradezu gespickt.   

Zum einen hat der Winterwahlkampf begonnen - für die Wiederholung der Bundestagswahl in 455 von 2256 Berliner Wahlbezirken. Am 11. Februar steht dann die Entscheidung an. Bei uns in Pankow, wo besonders viele Wähler nochmal an die Urne gerufen werden, steigt die Erregungskurve besonders steil an. Denn es gibt das Duell zwischen dem Grünen Stefan Gelbhaar und dem sozialdemokratischen Kandidaten Klaus Mindrup um das Direktmandat für den Bundestag. Immerhin trennten die beiden bei der Wahl im September 2021 nur 7000 Stimmen. Ein Zweikampf, der geradezu mitreißt.   

Angesprochen von Winter-Wahlkämpfern

Dabei habe ich fast vergessen, dass es schon im September nur wenig Spaß macht, wenn man unvermittelt von emsigen Wahlkämpfern angesprochen wird, obwohl man eigentlich nur schnell Schrippen und eine Zeitung kaufen will. Wie viel mehr Freude wird es erst bereiten, wenn sich das Gleiche an einem Tag mit Nieselregen und Temperaturen kurz über dem Gefrierpunkt wiederholt.  

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner bei der Ernennungszeremonie für die Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, Katharina Günther-Wünsch, am 27.  April 2023 im Roten Rathaus. 
Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner bei der Ernennungszeremonie für die Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, Katharina Günther-Wünsch, am 27. April 2023 im Roten Rathaus. Emmanuele Contini/imago

Doch auch fürs romantische Gemüt wird was geboten - eine Liebe hinter roten Ratshausmauern. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner und Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (beide CDU) sind ein Paar. Das ließen beide gerade erst nach tagelang wabernden Gerüchten öffentlich von einem Anwalt bestätigen. Darf das sein, diskutiert die halbe Stadt. Und die anderen fragen sich, wer wegen des Liebesglücks wohl seinen Posten verlieren wird. In der Regel sind es ja bisher meist die Frauen, die wegen einer Liaison am Arbeitsplatz das Feld räumen müssen.

Oder wird im Senat etwa alles so bleiben, wie es ist? Gegen diese dramatische Frage kann selbst Dänemarks überraschend abdankende Königin Margrethe II. samt ihres unter Fremdgehverdacht stehenden Kronprinzen einpacken. In diesem Januar spielt die Musike in Berlin!        

Claudia Pietsch schreibt montags im KURIER über Berliner und Brandenburger Befindlichkeiten.
Kontakt zur Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com  ■