Liebe Leser, heute komme ich mit einem Hilferuf. Und Hilfe haben die Eisenbahn-Fans vom SVT-Görlitz jetzt wirklich dringend nötig. Seit zwei Jahren restaurieren 70 Vereinsfreunde in Halberstadt in mühevoller Arbeit den Schnellverbrennungs-Triebwagenzug SVT 18.16.
Das war einmal der ICE der DDR. Ab den 60er-Jahren brausten im Osten diese Schnellzüge mit 160 Stundenkilometern von Berlin aus in Richtung Westen nach Kopenhagen, Malmö oder Wien. Nun soll einer von ihnen als Sonderzug wieder durch unsere Heimat rollen. Doch dafür brauchen die DDR-ICE-Retter dringend 300.000 Euro. Denn die Restaurierung und Sanierung der Zug-Legende sind in Gefahr!
Nun, auch wenn man heute mit dem Auto oder dem Flugzeug verreist: Ehrlich, ich vermisse die Zugfahrten von einst. In der DDR bin ich als Kind mit meinen Eltern gerne mit der Eisenbahn etwa nach Thüringen in die Ferien gefahren. Und ich erinnere mich noch genau, dass ich damals auch dem SVT 18.16 mit seiner rot-weißen Lackierung vom Bahnsteig aus begeistert hinterherschaute, wenn er durch den Osten Berlins rauschte. Mit diesem Luxuszug wäre ich so gerne einmal mitgefahren.

Was nicht ist, kann ja noch werden. Denn ausgerechnet während einer Schnellzugfahrt von Brüssel nach London las ich im Internet einen Bericht, dass es da verwegene Männer gibt, die einen der DDR-ICE-Züge der Bauart „Görlitz“ in einer Werkhalle bei Halberstadt auf Vordermann bringen.
Insgesamt gab es einst acht dieser Hochgeschwindigkeitsfahrzeuge, die nach der Wende aufs Abstellgleis kamen und in Vergessenheit gerieten. Und nun soll dieser Zug, wenn er fertig ist, wieder mit Passagieren fahren – unter anderem auch in Berlin und Potsdam halten. Laut Plan sollte dies schon im September passieren.
Doch wir, die in der DDR aufgewachsen sind, wissen, dass nicht immer alles nach Plan verläuft. So war es auch bei der Zug-Legende. Zwar haben die Eisenbahn-Fans das Innenleben und auch die marode Hülle glanzvoll hergerichtet. Doch einige technische Dinge wieder herzustellen, brauchten dann doch etwas mehr Zeit, weil es beispielsweise bestimmte Teile gar nicht mehr gibt und die nun durch Improvisationskünste ersetzt wurden, wie ich las.

Aber das wäre ja noch kein Drama. Nun vernahm ich in einem MDR-Bericht, dass die DDR-ICE-Retter vor größeren Nöten stehen. Dabei geht es um eine Halle in Dresden, wo der restaurierte Zug untergebracht werden sollte. Das Problem: Der DDR-ICE kann dort nicht mehr hin. Wegen Baufälligkeit der Halle wurde nun den Eisenbahn-Fans der Mietvertrag gekündigt.
DDR-ICE-Retter brauchen dringend 300.000 Euro
Eine neue Halle muss her. Offenbar hat man dafür schon einen Standort in Radebeul gefunden, an dem für den 175 Meter langen DDR-ICE eine Leichtbauhalle mit Gleisen hergerichtet werden könnte. Das Ganze sorgt für zusätzliche Koste: Satte 300.000 Euro, die den Eisenbahn-Freunden fehlen.

Das Geld muss schnell her. Denn spätestens bis zum 31. Dezember 2024 muss der restaurierte Zug geschützt untergestellt werden. Denn dazu sind ICE-Retter vertraglich verpflichtet, wie sie sagen. Geschieht das nicht, drohen die schon um ein Jahr verlängerten Förder-Mittel über 3,56 Millionen Euro endgültig zu verfallen. Die Rettung des DDR-ICE wäre dann leider Geschichte.
Daher haben die DDR-ICE-Retter zu der Spendenaktion „Alles unter Dach und Fach“ aufgerufen, die ich hier gerne weiterleiten möchte. 10.000 Zertifikate für 30 Euro das Stück wollen sie verkaufen, so die 300.000 Euro zusammen bekommen. Wer Spenden möchte: Berliner Volksbank, IBAN: DE02 1009 0000 2780 8310 17, Verwendungszweck Halle, dazu Name und Anschrift.
Norbert Koch-Klaucke schreibt jeden Freitag im KURIER über Geschichten aus dem Osten.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com ■