Sportlich kurz vor dem Ziel, wirtschaftlich wieder am Limit: Hertha BSC steht vor einem Déjà-vu, das mittlerweile traurige Tradition hat. Am Freitag könnten die Blau-Weißen mit einem Heimsieg gegen den 1. FC Magdeburg (Freitag, 18.30 Uhr, Sky) den Klassenerhalt sichern – zumindest auf dem Rasen. Ob der Klub tatsächlich zweitklassig bleibt, entscheidet sich wie so oft in den Büros und Banken.
Hertha BSC: Finanzprobleme mit Ansage
Denn: Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat Hertha erneut Auflagen und Bedingungen in wirtschaftlicher Hinsicht erteilt. Bis zum 4. Juni muss der Klub liefern – und zwar nicht auf dem Platz, sondern auf dem Konto. Es geht mal wieder um Geld, um Schulden – und um Vertrauen. Nicht unbedingt eine Hertha-Paradedisziplin der vergangenen Jahre.
Welche Auflagen Hertha BSC bis Anfang Juni zu erfüllen hat, ist nicht bekannt. Doch es liegt auf der Hand, dass es erneut um die sogenannte Nordic-Bond-Anleihe geht. Die Rückzahlung steht im November an – und dafür braucht es frisches Kapital. Bereits 2023 hatte Geschäftsführer Tom Herrich gewarnt: „Wir können nicht mit diesem Damoklesschwert in das Lizenzierungsverfahren gehen.“ Jetzt hängt es wieder über dem Klub – fast schon routiniert.
Finanzsorgen bei Hertha BSC: Zwei Wege, ein Ziel
Derzeit fährt Hertha wohl zweigleisig. Entweder wird ein neuer Kredit aufgenommen – zu niedrigeren Zinsen als die bisherigen 10,5 Prozent. Oder aber die bestehende Anleihe wird nochmals verlängert, diesmal zu 6,5 Prozent. Bis zum 6. Mai können die Gläubiger über diesen Vorschlag abstimmen. Benötigt wird eine Zweidrittelmehrheit.

Sportdirektor Benjamin Weber (45), der die Gerüchte um Jonas Boldt (43) als blau-weißen Oberboss auch nicht nach dem Rücktritt von Andreas „Zecke“ Neuendorf (50) nicht kommentieren will, gibt sich gelassen – zumindest nach außen: „Es ist kein Geheimnis, dass wir wirtschaftlich nicht in einer einfachen Situation sind. Ich habe aber großes Vertrauen in unsere Finanzabteilung. Die Planungen laufen sehr eng und abgestimmt. Das gehört bei uns dazu.“
Hertha BSC kämpft um jeden Euro
Hertha-Fans werden sich erinnern: In den vergangenen Jahren und besonders nach dem Bundesliga-Abstieg 2023 kämpft Hertha nicht nur auf dem Platz um jeden Punkt, sondern auch in den Büchern um jeden Euro.
Auch diesmal soll ein zweistelliger Millionenbetrag an Transferüberschuss her, um alle Forderungen zu bedienen und den Super-GAU Lizenzentzug zu vermeiden. Wie – und mit welchen Spielern – das gelingen soll, ist klar: Vor allem Top-Talent Ibrahim Maza (19) soll eine zweistellige Millionensumme in die notorisch klamme Klubkasse spülen. Dabei scheint Bayer Leverkusen mittlerweile die besten Chancen auf eine Maza-Verpflichtung zu haben. Die Werkself lockt Herthas Eigengewächs, das nach einer Gelbsperre gegen Magdeburg wieder in die Startelf rutscht, mit der Champions League.
Lizenzprobleme: Hertha BSC droht Ausverkauf
Gut möglich, dass Hertha neben Maza noch weiteres Tafelsilber zu Geld machen muss. Dazu gehören allen voran Fabian Reese (27), aber auch Michael Cuisance (25) und Derry Scherhant (22). Das Problem: Der Transfermarkt wird wie immer spät in Bewegung kommen. Der Druck für Hertha BSC kommt früher.