Hertha-Kolumne

Hertha BSC in Liga zwei ist für den ganzen Klub niederschmetternd

Ohne das große Geld aus dem Fußball geht im Klub der Blau-Weißen nichts, wie bei der Tischtennis-Abteilung zu sehen ist.

Teilen
Marius Gersbeck, Toni Leistner, Marton Dardai und Marten Winkler (v.l.) feiern in Ulm den Sieg von Hertha BSC.
Marius Gersbeck, Toni Leistner, Marton Dardai und Marten Winkler (v.l.) feiern in Ulm den Sieg von Hertha BSC.Jan-Philipp Burmann/CityPress

So lautete eine Schlagzeile vor wenigen Tagen: „Aus nach fast 30 Jahren: Hertha BSC steigt ab und zieht sich zurück“. Sie sorgte für etwas Unruhe und Fragezeichen bei denjenigen Anhängern, die es mit dem Traditionsverein halten. Das Geheimnis ist schnell gelüftet. Die Überschrift erschien über einem Artikel auf „myTischtennis.de“, einer großen Online-Plattform im deutschen Tischtennis.

Tatsächlich ist die erste Herren-Mannschaft der Schmetterkünstler von Hertha BSC, die einst in den 1970er-Jahren sogar erstklassig waren, als Tabellenletzter aus der Zweiten Bundesliga abgestiegen. Das Bittere für die Akteure: Noch bevor die letzten Bälle geschlagen waren – und der Klassenerhalt sogar möglich war – stand fest, dass sich Hertha aus der Liga zurückziehen wird.

Der Abstieg von Hertha BSC wirkt bis in den letzten Winkel des Vereins nach

Und da sind wir schnell beim Profifußball gelandet. Seit dem Abstieg der Hertha-Mannschaft im Mai 2023 aus der finanziell lukrativen Ersten Bundesliga mit ihren satten Fernsehgeldern hat sich auch die Situation für die Abteilung Tischtennis des Vereins wirtschaftlich verschlechtert. Sie umfasst 123 Mitglieder (Stand: November 2024) und insgesamt 14 Teams – von den Jungen der U15 bis zu den Senioren der U60 – befinden sich im Spielbetrieb.

„Die finanzielle Abhängigkeit vom Profifußball ist enorm hoch für uns“, sagt Lukas Bieber, der Pressesprecher von Herthas Tischtennis-Abteilung. Wenn noch vor Jahren die Fußball-Fans in einigen sorgenfreien Spielzeiten über Siege in der Ersten Bundesliga jubelten, freuten sich auch die Tischtennis-Asse, denn die Gelder für ihren Spielbetrieb flossen zuverlässig, wenn auch nicht in üppigen Dimensionen. „Die Tendenz bei den Zuwendungen seitens des Profifußballs an uns war stets rückläufig und tat zuletzt auch richtig weh“, klagt Lukas Bieber.

Hertha BSC kann die Tischtennis-Spieler nicht mehr bezahlen

Der Grund für den Rückzug aus der Zweiten Bundesliga nach fast 30 Jahren – mit ganz kurzen Unterbrechungen in der dritten Liga – liege vor allem an der schwierigen finanziellen Situation des Fußballs bei Hertha und dem daraus zwingend folgendem Sanierungskurs. Hinzu komme, dass es für die Tischtennis-Sparte  schwierig ist, in Berlin eigene Sponsoren aufzutreiben, da diese attraktivere Werbeträger in zahlreichen Profivereinen bevorzugen. Es sei zutreffend, dass die Zuwendungen gekürzt werden mussten, heißt es aus dem Präsidium von Hertha BSC, dass sich intensiv um die Abteilungen außerhalb des Profifußballs kümmert.

Die Geschichte um den Rückzug der Tischtennis-Herren aus der Zweiten Liga habe aber zwei Seiten. So sei der Großteil der Zuwendungen für das erste Herren-Team verwendet worden. Da dort in den letzten beiden Spielzeiten neben dem ehemaligen vielfachen deutschen Meister Torben Wosik (51) u.a. auch drei ausländische Akteure aktiv waren, seien die Mittel vor allem für Honorare, Flüge und Hotels dieser Profis verbraucht worden. Das sei nicht im Sinne des „Berliner Weges“, den Hertha mit allen Abteilungen anstrebt.

Torben Wosik ist mehrfacher Deutscher Meister und bald Ex-Herthaner.
Torben Wosik ist mehrfacher Deutscher Meister und bald Ex-Herthaner.regiopictures/Imago

Hertha BSC muss auch einen Deutschen Meister ziehen lassen

Cristian Pletea (Rumänien), Krisztian Nagy (Ungarn) und Dimitrij Levajac aus Serbien schmetterten im Hertha-Trikot.  Alle haben oder werden Berlin verlassen. Auch Routinier Wosik. Bemerkenswert ist, dass die Gründung der Tischtennis-Sparte bei Hertha im Mai 1963 sogar der Star der Hertha-Fußballer der 1950er- und 1960er-Jahre, der  populäre Helmut Faeder, indirekt beeinflusste. Dessen großes Hobby war das Tischtennis-Spiel und er sollte seinen Ausgleichssport möglichst auch bei der Hertha ausüben. Faeder soll – den Überlieferungen nach – aber nie als offizieller Herthaner geschmettert haben. Er wurde als Fußballer nach 351 Pflichtspielen für Hertha und 212 Toren zur Klub-Legende.

Zurück in die Gegenwart. Da die Hertha-Profis am Ostersonntag nach einem dramatischen Duell beim SSV Ulm mit 3:2 gewannen und den Klassenerhalt so gut wie sicher haben, wird es 2025/26 die dritte Saison Zweitliga-Fußball in Serie bei Hertha BSC geben – und das weiter bei knapper Kasse. Die Tischtennis-Spieler planen derweil einen Neustart in der Regionalliga. Die Zeiten im Profisport im „schnellsten Rückschlagspiel der Welt“ sind für Hertha vorbei.