Für ein paar Stunden gab es in dieser Schattensaison für Hertha BSC endlich mal Sonnenschein am Ostersonntag: 3:2-Willenssieg der Profis beim SSV Ulm. Der Klassenerhalt zu 99,9 Prozent mit elf Punkten Vorsprung auf Relegationsplatz 16 sicher. Doch sieben Stunden später goss es bei den Blau-Weißen wieder mal aus Kübeln. Der zweite Sportdirektor Zecke Neuendorf (50) trat zurück. Geplant war das Szenario so nicht im Klub!
Hinter den Kulissen braute sich das Unwetter in der Chefetage seit Wochen zusammen. Vordergründig geht es um die kritische Aufarbeitung der verkorksten Saison. Zecke wollte im Sommer 2024 unbedingt Cristian Fiel (45) als Trainer. Der Klub zahlte auch noch 400.000 Euro Ablöse an den 1. FC Nürnberg. Schon damals war auch Stefan Leitl (47) ein Topkandidat. Doch Hertha hätte wohl noch tiefer in die Tasche greifen müssen, um ihn von Hannover 96 freizukaufen.
Spätestens zur Winterpause war klar, dass es mit Fiel keinen Erfolg geben wird. Schon damals gab es Überlegungen, sich vom Trainerversuch zu trennen. Doch Zecke legte sein Veto. Leitl war damals schon in Hannover freigestellt, er hätte zum Rückrundenstart da sein können. Fiel durfte noch fünf weitere Spiele Richtung Abstiegskampf erfolglos bleiben. Das aus dem Team viel mehr rauszuholen ist, zeigt jetzt Leitl eindrucksvoll.
Zecke holte Fiel zu Hertha BSC

Viele im Umfeld des Vereins hatten schon damit gerechnet, dass mit Fiel auch Zecke im Februar seinen Hut nehmen muss. Aber die Bosse wollten keine weitere Unruhe – volle Konzentration auf den Abstiegskampf ohne weitere Störfaktoren.
Doch es gärte auch noch an andere Stelle wegen Zecke. Es stieß vielen unangenehm auf, dass Zeckes Sohn Paul an einer Spielerberaterfirma, die auch Hertha-Talente im Visier hat, beteiligt ist. Es wurde über familiäre Interessenkonflikte getuschelt.
Der Druck auf den Ex-Profi Neuendorf wuchs immer mehr. Sein Abgang jetzt ist nicht freiwillig passiert. Und er sollte eigentlich auch erst am Saisonende vollzogen werden. Doch Zecke preschte an diesem Ostersonntag vor, nachdem der Klub sich gerettet hat. „Ab jetzt ohne mich“, heißt es in seiner Rücktrittserklärung.
Zecke-Abgang erinnert an Pal Dardai
Die Ironie an dem Donnerwetter. Zecke macht es so wie Pal Dardai beim vergangenen Saisonende. Da pfiffen es die Spatzen auch schon von den Dächern, dass die Vereinsikone keine Vertragsverlängerung als Trainer bekommt. Dardai verkündete seinen Abgang selbst und wartete nicht mehr, bis es Hertha tat.
Und wie geht es jetzt weiter? Hertha sucht seit Wochen einen Sport-Geschäftsführer, der in der Hierarchie dann über Sportdirektor Benjamin Weber (45) und dem jetzigen Geschäftsführer Tom Herrich (60) steht. Es gibt eine Kandidatenliste mit vier Namen. Einer davon ist Jonas Boldt (43), der frühere HSV-Geschäftsführer.