DFL-Investoren-Einstieg, Fanproteste bundesweit. Es rumort im deutschen Fußball. Jetzt meldet sich Eintracht Frankfurts Vorstandsboss Axel Hellmann (52), ein vehementer Befürworter eines DFL-Investors, bei der Mitgliederversammlung des Bundesligisten zu Wort und pöbelt gegen Hertha BSC.
Zuerst ist Hellmann, der vorher bei der DFL gearbeitet hat, noch moderat und sagt: „Man kann gegen diesen Prozess und inhaltlich dagegen sein. Man kann diesen Protest auch äußern.“ Dann liefert er das Kernargument für Fremdkapital: Sonst wird Deutschland auf lange Sicht mehr wettbewerbsfähig gegenüber den anderen europäischen Ligen sein.
33 Minuten Tennisballschlacht im Olympiastadion

Dann kommt es. Hellmann kritisierte eine „gewisse Scheinheiligkeit“ und nennt dabei Hertha BSC: „Ich bin erstaunt, dass ausgerechnet bei einem Klub Tennisbälle fliegen, der hart am Wind segelt, was das Thema 50+1 angeht.“
Herthas Ultraszene hatte am Sonnabend mit einer 33-minütigen Tennisballschlacht das Spiel gegen den HSV (1:2) unterbrochen und fast zum Abbruch gebracht. Nicht nur die Fans sind gegen einen Bundesliga-Finanzier. Auch der Verein hatte gegen den Investoren-Einstieg bei der DFL-Sitzung im November 2023 gestimmt, obwohl Hertha selbst von Investor 777 Partners finanziell abhängig ist.
Was an dem Scheinheiligkeitsvorwurf hinkt: Herthas jetziges Präsidium war nicht verantwortlich für den Investoren-Einstieg 2019 mit Finanzjongleur Lars Windhorst, der dann seine Anteile im Winter 2022/23 an 777 Partners verkaufte.
Als der am 16. Januar verstorbene Präsident Kay Bernstein (43) im Juli 2022 das Amt mit einer Palastrevolution übernahm, stand er vor vollendeten Tatsachen. Und dann vor der knallharten Realität. Hertha BSC musste im Februar 2023 einen Kompromiss mit 777 Partners eingehen, um nicht die Insolvenz zu beantragen. Gleichzeitig hatte Bernstein immer wieder betont, dass es ihm lieber wäre, Hertha hätte keinen Investor.
Bernstein bleibt ein Ultra-Idol

Bernstein, der selbst aus der Ultragründerszene kam, musste einen Spagat üben. Bittere Finanzrealität bei Hertha und sich für mehr Fußballromantik und Fankultur einsetzen. Gerade bei den Ultras aller Vereine, auch denen von Eintracht Frankfurt, blieb Bernstein trotzdem ein Vorreiter und Idol, weil es aus der Kurve zum Klub-Präsidenten geschafft hatte. In fast allen Bundesliga-Stadien wehten nach seinem Tod Trauerbanner für ihn, die die Ultras angebracht hatten.
Sicher ist, dass es weiter in den Stadien rumoren wird. Herthas Ultra-Gruppe Harlekins 98 kündigten an, dass die Proteste weitergehen werden. Nicht nur im Olympiastadion, sondern in ganz Deutschland.