Das Hertha-Spiel gegen den HSV (1:2) stand auf der Kippe! Es drohte wegen der Tennisball-Schlacht der Hertha-Fans aus Protest gegen den DFL-Investorenvertrag der Abbruch der Partie. Ab der 51. Minute hatten die Ultra-Fans in der Ostkurve immer wieder Tennisbälle auf den Rasen des Olympiastadions geschmissen. Es folgte eine Unterbrechung der Partie. Als diese schon 20 Minuten dauerte drohte der Spielabbruch. Warum es nicht dazu kam, erklärte dann der Schiedsrichter Daniel Schlager (34) aus dem südbadischen Rastatt.
Nach den ersten 20 Minuten schickte er die Mannschaften in die Kabine. „Wir sind als Schiedsrichter auf solche Situationen vorbereitet. Wir wissen natürlich auch, wenn wir dann mit den Spielern in die Stadionkatakomben gehen, ist es wirklich das letzte Mittel. Und wusste dann auch jeder, welche Konsequenz dann irgendwann erfolgen könnte“, sagt er nach dem Abpfiff der Partie.
Abbruch? Schlager: „Wir waren nicht weit davon entfernt“
Also Spielabbruch, wenn danach noch Tennisbälle geflogen wären? Schlager: „Wie waren nicht weit davon entfernt. Klar, wir müssen das Spiel irgendwann fortsetzen und können nicht stundenlang warten, bis die Fans dann irgendwann damit aufhören. Das wäre die letzte Konsequenz gewesen. Es gibt keine Anzahl nach Minuten, das muss man nach Gefühl machen.“
Und der Mann hatte Gefühl für die Situation. Er sprach mit allen bei Hertha, damit die Fans ihren Ball-Protest beenden. Schlager: „Ich habe versucht, viele Gespräche zu führen, mit Spielern, Trainer und Vereinsverantwortlichen, um auf die Kurve einzuwirken. Ich habe darauf hingewiesen, was für Konsequenzen kommen könnten. Da wusste jeder, wo wir gerade stehen.“

Coach Pal Dardai ging danach in die Ostkurve Kurve und diskutierte mit Ultra-Vorsänger Kreisel. Er appellierte an die Fans: „Wir haben ja Verständnis für den Protest, aber das war ein Tick zu lang. Ich habe den Fans erklärt, dass es nicht gut für die Spieler ist, wenn so lange unterbrochen wird. Dann erhöht sich die Verletzungsgefahr. Das haben sie dann auch verstanden. Zum Glück gab es keinen Abbruch.“
Schlager lobt Pal Dardai
Schlager lobte Dardai dafür: „Das ist ein wichtiger Punkt, dass der Trainer dann die Gespräche geführt hat mit den Fans. Ich bin froh, dass die Fans den Ernst der Lage dann erkannt haben. Das sind Umstände, die nicht alltäglich sind.“ Auch Ersatztorwart Marius Gersbeck, eng verbunden mit der Fanszene, sprach nochmal mit den Anhängern. Die Bälle flogen weniger und dann gar nicht mehr.
Als die Spieler in den Stadionkatakomben warteten, bis sich die Tennisballschlacht endgültig beendet wurden, hielten sie sich dort war. Stürmer Haris Tabakovic: „Beide Teams haben sich ein bisschen bewegt, Dehnübungen gemacht, etwas getrunken. Einige haben einen Power-Riegel gegessen.“ Und alle stellten sich die Frage: Geht es noch weiter? Nach zehn Minuten gingen die Teams wieder auf den Platz. Schiri Schlager hatte da schon mit den beiden Trainern ausgemacht, dass sich die Spieler für zwei Minuten wieder kurz warmlaufen können, bevor er wieder anpfeift. Insgesamt 33 Minuten Unterbrechung, ein Wahnsinn!
Hohe DFB Strafe droht jetzt
Herthas Sportdirektor Benjamin Weber: „Der Schiedsrichter hat sehr besonnen reagiert und uns immer auf dem Laufenden gehalten. Die Unterbrechung war die Ultima Ratio. Aber soweit ist es ja zum Glück nicht gekommen.“ Geschäftsführer Tom Herrich sagte: „Das war massiv lang. Das wird auch eine empfindliche Strafe vom DFB geben.“ Doch er positionierte sich auch ganz klar zu den Protesten gegen den DFL-Investoren-Vertrag: „Ich habe da totales Verständnis für die Kritik. Die Art und Weise ist immer das Zweite. Das ging mir deutlich zu lange und nicht nur mir. Das hat auch den Spielfluss gestört.“