Freude und Frust

Mittelstädt statt Gosens: Ex-Herthaner sticht Union-Star beim DFB aus!

Stuttgarts Senkrechtstarter wird von Bundestrainer Julian Nagelsmann erstmals für die Nationalelf nominiert – und sorgt damit für Frust in Köpenick.

Author - Sebastian Schmitt
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Ex-Herthaner Maximilian Mittelstädt (26) trumpft beim VfB Stuttgart auf und hat wohl nun beim DFB im Duell mit Union-Star Robin Gosens (29, r.) die Nase vorn.
Ex-Herthaner Maximilian Mittelstädt (26) trumpft beim VfB Stuttgart auf und hat wohl nun beim DFB im Duell mit Union-Star Robin Gosens (29, r.) die Nase vorn.Sportfoto Rudel/imago, Matthias Koch/imago

Des einen Freud, des anderen Leid! Während Ex-Herthaner Maximilian Mittelstädt (26) für seine überragende Saison mit dem VfB Stuttgart seine erste DFB-Nominierung winkt, guckt Unions Robins Gosens (29) wohl kurz vor der Heim-EM erneut in die Röhre!

Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) macht zwar erst am Donnerstag um 14 Uhr offiziell, wer bei den knackigen Testspielen in Lyon gegen Frankreich (23. März) und drei Tage später in Frankfurt gegen die Niederlande dabei sein wird. Doch immer mehr Namen sickern vorab durch – und sorgen in Köpenick für große Enttäuschung.

Denn Gosens droht wie schon bei der WM in Katar nur die Zuschauerrolle. Damals entschied sich Nagelsmann-Vorgänger Hansi Flick (59) auf den Linksverteidiger mit ausgeprägten Offensivdrang zu verzichten, weil Gosens bei Inter Mailand nicht regelmäßig zum Einsatz kam. „Ein Lebenstraum ist damit für mich geplatzt, das tut schon weh“, erklärte Gosens damals.

Union-Star Robin Gosens schiebt Frust

Das dürfte sich nun so kurz vor der Heim-EM ganz ähnlich anfühlen. Dabei ist Gosens seit seinem Wechsel zum 1. FC Union im vergangenen Sommer unumstrittener Stammspieler, mit sechs Treffern sogar bester eiserner Torschütze.

Doch unter Nagelsmann hat der Rheinländer einen schweren Stand. Bereits im November war er bei den Testspielen in Berlin gegen die Türkei (2:3) und in Österreich (0:2) nicht dabei. Offiziell allerdings nur, weil er zwischen den beiden Spielen zum zweiten Mal Vater wurde.

Maximilian Mittelstädt wohl erstmals im DFB-Kader

Statt Gosens setzt der neue Bundestrainer nun lieber auf Mittelstädt, der gemeinsam mit Freundin Lea Prinz seine freien Tage in Berlin verbrachte, um mal wieder in seiner Heimat vorbeizuschauen und im Kreis seiner Familie abzuschalten.

Das galt allerdings nur für Körper und Geist, nicht für sein Telefon. „Mein Handy ist sowieso immer an“, verriet er nach dem 2:0-Sieg gegen den 1. FC Union, als er nach einem möglichen Anruf des Bundestrainers gefragt wurde.

Maximilian Mittelstädt trumpft beim VfB Stuttgart auf

Es wäre der verdiente Lohn der vergangenen Monate, in denen Mittelstädt die anfängliche Skepsis vieler VfB-Fans in pure Freude umwandelte. Mit zwei Toren und drei Vorlagen in 23 Einsätzen, vor allem aber mit seinen vielen Tempoläufen in die Tiefe und seiner neuen Zweikampfstärke begeistert Mittelstädt das Schwabenland – und den Bundestrainer!

Maximilian Mittelstädt feierte unter Trainer Pal Dardai im März 2016 kurz vor seinem 19. Geburtstag sein Bundesliga-Debüt. 
Maximilian Mittelstädt feierte unter Trainer Pal Dardai im März 2016 kurz vor seinem 19. Geburtstag sein Bundesliga-Debüt. Camera 4/imago

Mittelstädt, der einst vom SC Staaken und Hertha 03 Zehlendorf in die Hertha-Akademie wechselte und von der U18 bis zur U21 für alle Juniorenteams des DFB spielte, wirbelt in Stuttgart auf der linken Seite zusammen mit VfB-Kollege und Neu-Nationalspieler Chris Führich (26) fast Woche für Woche die Gegner durcheinander. 

Hertha-Trainer Pal Dardai ist stolz auf Maximilian Mittelstädt

VfB-Trainer Sebastian Hoeneß (41) schwärmt: „Dass sie zusammen funktionieren, zeigen sie in dieser Saison tatsächlich fast jedes Wochenende. Sie haben sich ins Schaufenster reingespielt und eine richtig gute Form. Möglicherweise sind das gute Vorzeichen und Impulse, die auch die Nationalmannschaft gebrauchen kann.“

Und auch Hertha-Trainer Pal Dardai (47), in der Jugend und als Jung-Profi Mittelstädts größter Förderer, freut sich für Mittelstädt: „Mit Maxi sind Andy Thom und ich damals als Jugendtrainer mit der U17 Deutscher Meister geworden. Als ich Profitrainer wurde, habe ich ihn sofort mit hochgenommen. Er war immer fleißig. Ich habe Maxi immer gemocht. Deswegen schaue ich auch jetzt die Stuttgart-Spiele, nur wegen ihm.“

Bei Hertha BSC kam Mittelstädt nicht an Plattenhardt vorbei

Einzig, dass Hertha Mittelstädt nach dem Abstieg im vergangenen Sommer aufgrund einer Ausstiegsklausel für nur 500.000 Euro verkaufen musste, ärgert den Ungarn.

Kurios: Bei Hertha BSC zählte Mittelstädt im Abstiegsjahr nicht mal zum Stammpersonal, war meist nur Ersatz hinter dem damaligen Kapitän Marvin Plattenhardt (32). Während Platte seit dem Sommer vereinslos ist, blüht Maxi in Stuttgart mächtig auf, obwohl er sehr am Abstieg mit Hertha BSC zu knabbern hatte.

Dem KURIER erklärt Mittelstädt sein VfB-Glück: „Im Fußball ist vieles Kopfsache. Wir haben einen super Teamspirit, auch abseits des Platzes. Es ist niemand beleidigt, weil er nicht von Anfang spielt. Hier steht der Erfolg im Vordergrund. Das ist der Schlüssel und macht uns so stark.“

So sehr, dass das Mittelstädt-Märchen kurz vor der Heim-EM im Sommer mit seiner ersten DFB-Normierung wohl wahr wird. ■