Allein beim Gedanken daran muss Maximilian Mittelstädt grinsen. Ganz klar: Die Vorfreude auf das Duell mit dem 1. FC Union (Sonnabend, 15.30 Uhr) ist bei Stuttgarts neuem Mann für die linke Seite riesig. Dass auf den VfB im Stadion an der Alten Försterei trotz Unions Negativlauf ein richtiges Brett wartet, ist dem Berliner aus eigener, durchaus schmerzhafter Erfahrung bewusst.
„Ich habe das in den Derbys mit Hertha sicherlich nochmal auf eine besondere Art und Weise erlebt“, erinnert sich Mittelstädt. Der Linksverteidiger mit ausgeprägtem Offensivdrang gibt sich aber im Gespräch mit dem KURIER angriffslustig: „Als ehemaliger Herthaner will ich das Spiel natürlich unbedingt gewinnen.“
Ex-Herthaner Mittelstädt nennt Unions Alte Försterei „Hexenkessel“

Die Vorzeichen stehen anders als in den letzten Jahren mit Hertha gut: Während Stuttgart mit sechs Siegen aus sieben Spielen als Tabellenzweiter anreist, kämpft der 1. FC Union gegen die schwarze Serie von wettbewerbsübergreifend sieben Pleiten in Folge. Mittelstädt warnt seine neuen Kollegen trotzdem: „Wir wissen, was Union dennoch und vor allem zu Hause imstande ist zu leisten. Wir brauchen genau die Leistung und Energie, die wir in den vergangenen Wochen gezeigt haben.“
Maximilian Mittelstädt beim VfB Stuttgart: „Verrückt, was hier abgeht“
Dass besonders die Fans des 1. FC Union im Stadion An der Alten Försterei ein echtes eisernes Faustpfand sind, kennt Mittelstädt nur zu gut: „Das Gesamtpaket ist extrem unangenehm. Es ist ein Hexenkessel. Die Fans sind immer da, machen viel Stimmung. Das hat die letzten Jahre fast jede Mannschaft zu spüren bekommen.“
Auch er selbst kann ein Lied davon singen. Gewinnen konnte Mittelstädt in Köpenick als Profi noch nie. Aus vier Spielen beim 1. FC Union sprang mit Hertha nur ein mageres Pünktchen beim 1:1 im April 2021 heraus. Damals allerdings wegen der Corona-Pandemie ohne Zuschauer.
1. FC Union muss Stuttgarts Guirassy stoppen
Diesmal wird die Hütte voll sein. Der VfB reitet aber auf einer Erfolgswelle und reist entsprechend mit breiter Brust an. „Es ist verrückt, was hier abgeht. Die Euphorie ist sehr groß. Stuttgart hatte schon immer eine sehr hohe individuelle Qualität im Kader. Diese Saison bringen wir die gute Spielanlage auf den Platz und wandeln die Qualität auch in Punkte um.“
Und wenn es mal nicht so läuft, hat Stuttgart mit Serhou Guirassy (13 Tore in sieben Spielen) einen Stürmer, den mittlerweile alle Top-Klubs Europas auf dem Zettel haben. „Er hat eine unfassbare Qualität und bringt als Stürmer alles mit“, erklärt Mittelstädt und zählt auf: „Gut am Ball, stark im Strafraum, ein Gespür für die Situationen. Er macht Bälle fest, arbeitet viel für die Mannschaft und sorgt für Entlastung. Das tut uns unglaublich gut.“
Ganz klar: Mittelstädt fühlt sich trotz seiner Jokerrolle pudelwohl beim VfB. Nach einer Knieverletzung in der Vorbereitung kam er außer am ersten Spieltag immer von der Bank ins Spiel. Mittelstädt ist zufrieden, lässt aber deutlich durchblicken, dass er auf Dauer „in die Startelf will“.
Maxi Mittelstädt geht Hertha-Abstieg nah
Gleichwohl merkt man ihm an, dass er den Abstieg mit Hertha BSC noch nicht verdaut hat. Mittelstädt: „Das hat mich extrem beschäftigt und mir unfassbar leidgetan. Wenn man als kleiner Junge Fan war und dann das Privileg hatte, für den Verein zu spielen, und dann die Fans enttäuscht, ist das das Schlimmste.“
Getroffen hat ihn auch so manche Reaktion sogenannter Fans, als er sich nach elf Jahren dazu entschied, Abschied zu nehmen. Wie so oft hagelte es Beleidigungen und auch Drohungen. „Solche Nachrichten tun natürlich weh“, sagt Mittelstädt, zuckt dabei aber mit den Schultern. Denn anders als noch vor ein paar Jahren, als er seine Social-Media-Kanäle abschaltete, habe er sich nun ein dickeres Fell zugelegt.
Maxi Mittelstädt drückt Hertha BSC aus Stuttgart die Daumen
Trotz der Anfeindungen, Mittelstädt bleibt ein Blau-Weißer, verfolgt aus Stuttgart Hertha ganz genau: „Die Mannschaft hat sich gefangen und spielt in der Zweiten Liga einen guten Fußball. Ich wünsche dem Verein nur das Beste und hoffe, dass sie schnellstmöglich wieder dahin kommen, wo sie hingehören.“
Gelingt Hertha das, freut sich nicht nur Mittelstädt, sondern ganz Berlin wieder auf Derbys in der Hauptstadt.■