Hertha-Kolumne

Achtung! Wilderer scharf auf Hertha-Juwelen Ibrahim Maza und Bence Dardai

Die beiden 18-Jährigen sind absolute Top-Talente und könnten schon im Sommer bei anderen Klubs für Furore sorgen.

Teilen
Ibrahim Maza und Bence Dardai (beide 18) spielten bereits in der Jugend für Hertha BSC. Beide Talente sind heiß umworben.
Ibrahim Maza und Bence Dardai (beide 18) spielten bereits in der Jugend für Hertha BSC. Beide Talente sind heiß umworben.Matthias Koch/imago

Beim Spiel des Aufstiegsfavoriten FC St. Pauli gegen Hertha BSC am zurückliegenden Sonntag tummelten sich zahlreiche Scouts und Spielerberater auf der Tribüne des Millerntor-Stadions. Einige werden enttäuscht gewesen sein, denn viel war von den derzeit wohl größten Talenten der Hertha, den beiden erst 18-Jährigen Ibrahim Maza und Bence Dardai, nicht zu sehen. Der jüngste der drei Dardai-Söhne stand nicht im Kader, spielte stattdessen am Wochenende in der U23 in der Regionalliga. Und Maza kam erst in der zweiten Halbzeit ins Spiel gegen St. Pauli.

Herthas Bence Dardai und Ibrahim Maza im Fokus

Es ist nicht neu, dass Erstligavereine und Berater-Agenturen liebend gern im großen Talente-Fundus von Hertha wildern. Es wäre allerdings ein enormer Rückschritt auf dem sogenannten „Berliner Weg“, sollten Maza und Bence in der neuen Saison, in der Hertha den Wiederaufstieg bewerkstelligen soll, für andere Vereine auflaufen.

Fakt ist, Maza wird vom VfB Stuttgart umworben, Dardai hatte bereits vor einem Jahr ein Angebot von Borussia Mönchengladbach. Mutter Monika, die jahrelang ihre drei Söhne zu den Spielen fuhr, sie begleitete und ein wichtiger Ratgeber war, konnte den Wechsel verhindern. Nun buhlt erneut die Borussia und auch der VfL Wolfsburg um Bence.

Mehr als 90 Hertha-Talente schafften den Durchbruch

Seit 2000 haben es über 90 Talente aus der Hertha-Akademie in den Profifußball geschafft – teils bei Hertha, teils bei anderen Vereinen. Große Namen sind darunter wie Jerome und Kevin-Prince Boateng, andere sind längst vergessen. Und wieder andere schafften es über lange Umwege zu Glanz und Gloria, etwa Hany Mukhtar, der in den USA sein Glück fand und 2022 zum „Wertvollsten Spieler“ der Major League Soccer (MLS) gewählt wurde.

Deutschlands U19 im Jahr 2014: Einige wie Davie Selke (l.), Marc Kempf (2.v.l.) oder Marius Gersbeck (2.v.r) und Niklas Stark (r.) wurden Profis, andere nicht. 
Deutschlands U19 im Jahr 2014: Einige wie Davie Selke (l.), Marc Kempf (2.v.l.) oder Marius Gersbeck (2.v.r) und Niklas Stark (r.) wurden Profis, andere nicht. Schwörer Pressefoto/imago

Es gehört nicht nur viel Talent dazu, an der Schnittstelle zum Profibereich den Sprung nach ganz oben zu schaffen. Auch Fleiß, mentale Stärke, Ausdauer sind wichtig – dazu Glück und Trainer, die den Jungprofi fördern.

Die meisten Talente wurden nicht Profis

Aus der Stammelf der A-Jugend von Hertha BSC, die 2018 Deutscher Meister wurde (der viel gepriesene „goldene“ 1999er Jahrgang) spielen im Moment nur vier Profis in der Ersten und Zweiten Liga: Palko Dardai (Hertha), Jessic Ngankam (Mainz 05), Arne Maier (FC Augsburg) und Dennis Jastrzembski (Fortuna Düsseldorf).

Die Wahrheit ist, dass es zahlreiche Fußballer gibt, die einst bei Hertha oder mit anderen Vereinen als Jugendliche Meisterschaften gefeiert haben und später in der vierten oder fünften Liga gelandet sind, ohne jemals Profi gewesen zu sein.

Talente-Klau bei Hertha BSC

Ganz anders lief es bei Mittelfeldmann Thorben Marx. Der heute 42-Jährige war 20 Jahre alt, als er im November 2001 zusammen mit Benjamin Köhler der erste Jungprofi aus der Akademie war, der in der Ersten Bundesliga zum Einsatz kam. Später legte er eine starke Karriere hin, spielte erstklassig bei Hertha, Arminia Bielefeld und Borussia Mönchengladbach.

Marx sagte mir, dass es eine äußerst schwierige Entscheidung für Supertalente wie Maza oder Dardai ist, bei Angeboten von Erstligisten nicht schwach zu werden. „Wichtig ist in diesem Alter, viel Spielpraxis auf hohem Niveau zu bekommen. Das bietet Hertha mit dem Berliner Weg. Aber man denkt vielleicht auch, ob so schnell nochmal ein Erstligist anklopft?“

Mutter von Carsten Ramelow überzeugt Reiner Calmund

Hinzu kommt, dass heute Spielerberater viel aggressiver und früher als einst um die Talente werben. Es ging aber auch anders. Als mit Carsten Ramelow im Januar 1996 Herthas größte Hoffnung zu Bayer Leverkusen wechselte, spielte im Vorfeld vor allem ein kurioser Zufall eine Rolle. Ramelows Schwiegermutter arbeitete in dem Berliner Hotel im Frühstücksservice, in dem Bayer-Manager Reiner Calmund oft abstieg. Eines Morgens legte sie Calmund einen Zeitungsartikel über Ramelow auf den Tisch und sagte: „Der wäre doch einer für Leverkusen!“

Was bleibt in der aktuellen Situation? Ich baue auf das Verhandlungsgeschick von Sportdirektor Benjamin Weber bei Ibrahim Maza und bei Bence auf Mutter Monika.