Neun Punkte in acht Spielen

Hertha BSC in der Rückrunde auf Platz 16, was sagt das aus?

Nach dem 0:2 bei Spitzenreiter FC St. Pauli sind einige Hertha-Fans gefrustet und dann gibt es da noch die Rückrundentabelle …

Author - Wolfgang Heise
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Herthas Spieler bedanken sich nach dem 0:2 beim FC St. Pauli bei den mitgereisten Fans für die Unterstützung. 
Herthas Spieler bedanken sich nach dem 0:2 beim FC St. Pauli bei den mitgereisten Fans für die Unterstützung. City-Press

0:2 beim Spitzenreiter FC St. Pauli verloren, auf Platz 11 abgerutscht, die allerletzten zarten Aufstiegsträume futsch. Für einige blau-weiße Fans ist der Untergang schon wieder ganz nah. Dazu kommt noch die Rückrundentabelle: Hertha steht nach acht Spielen und neun Punkten auf Platz 16. Aber was sagt das wirklich aus?

Mal ganz genau hingeschaut: Okay, der Tabellenvierte der Rückrunde ist Nürnberg und der Klub hat gerade mal drei Zähler mehr als Hertha. Vor der Pleite auf St. Pauli waren die Blau-Weißen vor einer Woche mit neun Punkten noch auf Rang 9. Also: Diese Zweite Liga ist verdammt eng. Souverän spielt nur St. Pauli, die Hamburger holten 18 Punkte.

Und die genaue Analyse bei Hertha seit dem Jahreswechsel? Der Verein und die Mannschaft standen nach dem Tod des Präsidenten Kay Bernstein (43) unter Schock. Und das war nicht nur beim 2:2-Trauerfeier-Spiel gegen Düsseldorf so, es ging über Wochen. Es folgten ein 1:3 in Wiesbaden und 1:2 gegen HSV. Dazu war das Team seit Mitte Januar wegen einer Grippewelle geschwächt und Leistungsträger Fabian Reese fiel wegen der Folgen einer Corona-Infektion aus.

Danach gab es 2:1 mit einer Notelf in Fürth und ein 3:2 gegen Magdeburg, danach zwei Unentschieden (1:1 in Braunschweig und 2:2 gegen Kiel), wo man die Siege verschenkte. Hertha hat in der ganzen Saison eine Konstante, nämlich die Inkonstanz in 90 Minuten.

Hertha hat nur drei Spieler mit Zweitliga-Erfahrung

Woran liegt es? Das ist ein fataler Mix. Nach 2:0-Führungen wurde zu oft gehemmt gespielt. Verwaltungsmodus statt Mut. Trotz neuem Teamgeist der fast komplett umgestalteten Mannschaft finden die Spieler nicht den richtigen Weg. Die jungen Profis sind noch unerfahren, die älteren aber auch. Klingt seltsam, ist aber so. Fast alle Spieler kannten vor der Saison die Zweite Liga mit ihrer Dynamik und Aggressivität nicht.

Hertha-Trainer Pal Dardai spricht die Schwächen seiner Spieler immer offen an.
Hertha-Trainer Pal Dardai spricht die Schwächen seiner Spieler immer offen an.City-Press

Trainer Pal Dardai sagt es so: „Wer hat bei uns Zweitliga-Erfahrung? Fabian Reese. Und das sieht man, wie er spielt. Und dann haben wir noch Marius Gersbeck und Jeremy Dudziak, die zuletzt in der Zweiten Liga gespielt haben.“ Toni Leistner kickte bis 2021 im Unterhaus beim HSV, bevor er 2021 nach Belgien ging. Seitdem hat sich die Spielweise in der Zweiten Liga aber geändert.

Fabian Reese: „Momentum erzwingen, das haben wir nicht geschafft“

„Wir müssen lernen. Ich habe zwei, drei Spieler, die schnell laufen können. Aber im Fußball ist die Handlungsschnelligkeit und Reaktionsschnelligkeit wichtig“, erklärt der Coach. Dardai appelliert immer wieder an die Geduld und sagt, dass es ein Übergangsjahr ist. Das 0:2 auf St. Pauli war eine Lehrstunde. Die Verjüngungskur im Team wird fortgesetzt. Erfahrungen sammeln für die nächste Saison. Es folgen noch neun weitere Spiele.

Der ehrgeizige Reese sagt: „Wir müssen weiterhin von Woche zu Woche schauen und dabei das nächste stets als das wichtigste Spiel annehmen. Wir tun gut daran, anstatt irgendwie zu träumen oder sonst was. Wir hatten etliche Chancen, um vielleicht noch mal ein Momentum zu erzwingen. Das haben wir nicht geschafft – das ist unter dem Strich die nackte Wahrheit.“ Mal sehen, wo Hertha dann im Mai in der Gesamt- und Rückrundentabelle steht …