Ex-Hertha-Profi Hany Mukhtar (27) rockt die MLS und lebt in den USA seinen Traum. Nach Berlin blickt er dennoch regelmäßig. 
Ex-Hertha-Profi Hany Mukhtar (27) rockt die MLS und lebt in den USA seinen Traum. Nach Berlin blickt er dennoch regelmäßig.  imago/ZUMA Wire

Manchmal führen erst diverse Umwege zum großen Glück! Davon kann auf jeden Fall Hany Mukhtar ein Liedchen singen. Bei Hertha BSC gelang dem Berliner der Durchbruch nicht. Auch bei Benfica Lissabon erlebte er mehr Frust als Lust. In Kopenhagen ging Mukhtars Stern dann so richtig auf – und führte den feinen Techniker in die USA, wo er seinen Traum lebt und die MLS rockt – nur Hertha BSC geht ihm trotzdem nicht aus dem Kopf!

Hany Mukhtar hat alles richtig gemacht. Im Frühjahr grübelte er über seine Zukunft und über eine Rückkehr nach Europa, vor allem nach Berlin und zu seinem Heimatklub. „Wenn Hertha anruft, ist das eine Herzensangelegenheit. Aber bisher haben sie noch nicht angerufen“, erklärte er noch kurz vor dem Saisonstart, nachdem er zum zweitbesten Spieler der abgelaufenen MLS-Spielzeit gewählt wurde und plötzlich wieder in aller Munde war. 

Doch während Hertha dem Abstieg auch im dritten Jahr in Folge gerade so von der Schippe sprang und einen Spielmacher wie Mukhtar sicherlich auch in dieser Saison gut gebrauchen könnte, verlängerte der mittlerweile 27 Jahre alte Mittelfeldmann seinen Vertrag in Nashville – und ist in dieser MLS-Spielzeit drauf und dran, seine Bestwerte aus dem Vorjahr nochmals zu toppen. 

MVP in der MLS: Nicht Bale, Shaqiri oder Chicharito, sondern Mukhtar

Entsprechend gelten nicht der frühere Leverkusen- und Real-Madrid-Profi Chicharito, die ehemaligen Bayern-Profis Xherdan Shaqiri und Douglas Costa und der walisische Star Gareth Bale als Favoriten auf die Wahl zum wertvollsten Spieler (MVP) der aktuellen Saison, sondern Mukhtar. 

Der Grund: Der Berliner liefert Woche für Woche für seinen Klub Nashville SC bärenstarke Leistungen ab, führt die Scorerliste der MLS mit 26 Toren und acht Vorlagen an. Im Prinzip vergeht kaum ein Spiel, in dem Mukhtar nicht trifft oder vorbereitet. 

Ex-Herthaner Hany Mukhtar rockt die MLS 

„Wenn du zwei Spieltage vor Schluss Torschützenkönig und Favorit auf den MVP bist, dann willst du beides. So ehrgeizig bin ich, da werde ich nichts anderes erzählen. Dafür werde ich diese beiden Spiele Gas geben“, sagte Mukhtar mit Blick auf die Partien gegen Houston und Los Angeles FC Anfang Oktober. Dass die Länderspielpause seinen guten Lauf nun bremst, sei zwar nicht ideal, „aber ich werde die Zeit nutzen und mich erholen.“

Ganz klar: Mukhtar geht es in den USA so richtig gut. Weil das nicht immer der Fall war, sagt er jetzt: „Ich habe in meiner Karriere gelernt, dass es manchmal wichtiger ist, glücklich zu sein und den Moment zu schätzen und das, was man hat, als sich gleich wieder eine neue Herausforderung zu suchen und dann vielleicht nicht glücklich zu sein. Deswegen habe ich auch die Entscheidung getroffen, dass ich hier verlängere und bleibe.“

Bis 2025 unterschrieb er in Nashville, beim Klub aus dem US-Bundesstaat Tennessee ist Mukhtar ein Star und der Fixpunkt der Mannschaft. Vor allem ist Mukhtar aber glücklich: „Ich kann mich auch hier weiterentwickeln. Die Liga wird besser.“

Hany Mukhtar: Nashville im Kopf, Hertha im Herzen 

Mukhtar weiß, dass die europäischen Ligen in Deutschland, England, Spanien oder Italien noch immer deutlich mehr Qualität haben als die Major League Soccer. In seinem Umfeld rieten ihm auch viele zu einem Wechsel nach den ersten beiden guten Jahren. Aber die Nummer 10 entschied sich für einen Verbleib. „Mir ist bewusst, dass die Liga noch nicht da ist, wo ich das Potenzial der Liga sehe. Aber ich bin der Meinung, wegen der WM 2026 hier im Land wird einiges passieren – und es passiert ja schon relativ viel. Die Liga wird definitiv besser.“

Hany Mukhtar (2. v. l. u.) gewann 2014 die U19-EM mit dem DFB. Ebenfalls mit dabei: die heutigen Herthaner Davie Selke und Marc Kempf.
imago/Schwörer Pressefoto
Hany Mukhtar (2. v. l. u.) gewann 2014 die U19-EM mit dem DFB. Ebenfalls mit dabei: die heutigen Herthaner Davie Selke und Marc Kempf.

In der Tabelle der Hauptrunde kann Nashville zwar maximal noch Dritter in der Western Conference werden, zu viel Vorsprung haben LAFC und Austin – doch das Play-off-System lässt dem Team aus dem US-Bundesstaat Tennessee dennoch alle Chancen auf die Meisterschaft. „Amerikaner wollen entertaint werden. Football, Baseball, Basketball – es geht immer nur ums Entertainment. Das finde ich cool, die Leute wollen ein gutes Spiel sehen und Spannung, und dafür ist der Play-off-Style halt überragend“, erklärt Mukhtar.

Ob er, der nach seiner Ausbildung in Herthas Jugend mit Salzburg Meister in Österreich, mit Benfica Lissabon Meister in Portugal und mit Bröndby Pokalsieger in Dänemark wurde, also noch mal irgendwann den Schritt zurück nach Deutschland geht und in der Bundesliga angreift? „Kitzelt es mich, es allen zu beweisen in der Bundesliga? Ja. Muss es auf jeden Fall sein vor dem Karriereende? Nein“, sagt Mukhtar. 

Mukhtar-Rückkehr wäre für Hertha BSC teuer

Sollte er sich dennoch alsbald für eine Rückkehr entscheiden, müsste Hertha wohl tief in die Tasche greifen. Einst für 500.000 Euro an Benfica Lissabon verscherbelt, steigerte Mukhtar seinen Marktwert auf mittlerweile acht Millionen Euro – nie war er mehr wert.

Für Hertha würde er wohl dennoch seinen amerikanischen Traum aufgeben. Allerdings nur, wenn alles passt. Denn anders als noch vor ein paar Jahren spürt Mukhtar nicht mehr den Drang, es den Menschen in seiner Heimat zu beweisen. Gleichzeitig sagt er: „Ich bin davon überzeugt, dass ich definitiv in den großen Ligen spielen kann.“

Ob es dazu noch kommt, ist dank seines gefundenen US-Glücks offener denn je ... 

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