Boss Weber wehrt sich

Kostete der Tabakovic-Verkauf Cristian Fiel den Job bei Hertha BSC?

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit liegen bei Hertha wegen der finanziellen Not Welten. Sportdirektor Benjamin Weber wehrt sich gegen die Kritik.

Author - Sebastian Schmitt
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Ex-Hertha-Trainer Cristian Fiel (44) beschwerte sich nach dem Verkauf von Torjäger Haris Tabakovic (30) nie über die fehlende Qualität im Sturm.
Ex-Hertha-Trainer Cristian Fiel (44) beschwerte sich nach dem Verkauf von Torjäger Haris Tabakovic (30) nie über die fehlende Qualität im Sturm.Matthias Koch/imago

Mit der Entlassung von Cristian Fiel (44) wächst der Druck bei Hertha BSC auf Benjamin Weber (44). Der Vorwurf: Der Ex-Trainer habe nach den Verkäufen von Top-Torjäger Haris Tabakovic (30) und Abwehrchef Marc Kempf (30) gar keine Chance gehabt, die vorgegebenen Ziele zu erreichen. Doch Weber, Herthas Sportdirektor und Kaderplaner, wehrt sich.

Nach nicht mal acht Monaten ist Fiel bei Hertha BSC Geschichte. Nachfolger Stefan Leitl (47) und sein Assistent Andre Mijatovic (45) sollen die Blau-Weißen in der Zweiten Liga wieder auf Kurs bringen. Weber ist anzumerken, dass ihn das Ende des Fiel-Projekts nicht kaltlässt: „Ich habe in keinem Spiel eine Mannschaft auf dem Platz gesehen, die nicht probiert hat, ihr Bestes zu geben. Doch die Ergebnisse der letzten Wochen haben uns dazu gebracht, diesen Schritt zu gehen. Wenn du vier von fünf Spielen verlierst, ist das leider so.“

Cristian Fiel beschwerte sich bei Hertha BSC nie

Nicht wenige sind der Meinung, dass der mit dem Aufstiegstraum gefüllte, schwer wiegende Rucksack, den Fiel tragen musste, einfach zu groß war. Schließlich verlor er nach dem Saisonstart mit Tabakovic und Kempf zwei seiner wichtigsten Spieler.

Bemerkenswert: Fiel beschwerte sich nie – auch nicht, als der Druck extrem wurde. Dabei ahnte er bereits im Sommer, welch ein Himmelfahrtskommando er nach den Verkäufen bei Hertha übernommen hatte. Doch egal, wie sehr es ihn intern störte und wie oft er im Winter einen Ersatz für Tabakovic forderte – öffentlich geäußert oder gar gemeckert wie manch anderer Trainer in einer solchen Situation hat er nie.

Präsident Fabian Drescher widerspricht Boss Tom Herrich

Weber wehrt sich dagegen, dass Hertha Fiel das Leben unnötig schwer gemacht habe. Das Thema Aufstieg sei nicht vom Verein vorgegeben worden. Weber: „Wir haben das ganze Jahr gesagt, wir wollen oben um die Plätze mitspielen. Das war die Grundaussage.“

Herthas Sportdirektor Benjamin Weber (44, r.) wehrt sich bei der Vorstellung von Stefan Leitl (47, M.) und Co-Trainer Andre Mijatovic (45) gegen Kritik.
Herthas Sportdirektor Benjamin Weber (44, r.) wehrt sich bei der Vorstellung von Stefan Leitl (47, M.) und Co-Trainer Andre Mijatovic (45) gegen Kritik.Matthias Koch/imago

Fakt ist: Geschäftsführer Tom Herrich (60) sprach vor der Saison sogar davon, dass der Aufstieg „alternativlos“ sei. Präsident Fabian Drescher (42) widersprach erst Monate später und sah Herrichs Aussage aus dem Zusammenhang gerissen. Drescher betonte, Hertha könne auch erst nächstes Jahr aufsteigen.

Hertha BSC droht im Sommer großer Ausverkauf

Klar ist: Nach dieser Saison wird es nicht leichter. Hertha droht ein richtiger Ausverkauf. Stars wie Fabian Reese (27) und Ibrahim Maza (19) werden kaum zu halten sein.

Wie sehr Tabakovic mit seinen 22 Saisontoren und fünf Vorlagen aus der vergangenen Saison Hertha fehlt, sieht man praktisch in jedem Spiel. Das Gleiche gilt für Kempf in der Abwehr. Der Ex-Herthaner ist nach seinem Wechsel zum FC Como in Italiens Serie A unter Star-Trainer Cesc Fabregas (37) absoluter Stammspieler. Für beide 30-Jährigen kassierte Hertha zusammen rund fünfeinhalb Millionen Euro.

Benjamin Weber erinnert an Herthas Verletzungspech

Vor Leitls Premiere gegen den 1. FC Nürnberg (Freitag, 18.30 Uhr, Sky) geht Weber auf Nachfrage nochmals auf die beiden Transfers ein und zeigt Verständnis für den Unmut Fiels: „Dass das nicht einfach ist für ein Trainerteam, haben wir oft erwähnt. Wir sind aufgrund unserer wirtschaftlichen Situation auf Transfererlöse angewiesen, und gerade bei den beiden war das aus finanzieller Sicht zwingend notwendig. Damit müssen und wollen wir umgehen.“

Weber erinnert dabei auch an das Verletzungspech, das Hertha hart getroffen hat: „Mit John Brooks und Fabian Reese haben uns zwei Spieler lange gefehlt. Das sind Punkte, die wir oft angesprochen haben, die aber leider immer wieder in Vergessenheit geraten.“

Hertha BSC: Benjamin Weber weicht Fragen zum Saisonziel aus

Der Frage, ob Hertha die Saisonziele hätte korrigieren müssen, um die Stimmung im Verein und bei den Fans nicht kippen zu lassen, weicht Weber aus: „Du bist als Sportler immer maximal ambitioniert, willst jedes Spiel gewinnen und wieder in der Bundesliga spielen. Wir haben aber nie gesagt, dass wir unbedingt aufsteigen müssen. Es wehrt sich aber auch niemand dagegen.“

Wie schon bei Fiel sei es Herthas klarer Wunsch, Kontinuität auf der Trainerposition zu haben. Leitl und Mijatovic unterschrieben bis 2027. Weber: „Unser Anspruch ist es, erfolgreicheren Fußball zu spielen.“ Ob das in Zukunft mit noch weniger Geld und weiteren Abgängen gelingt, bleibt allerdings fraglich.