Mit seinem atemberaubenden Dribbling und seiner beeindruckenden Schnelligkeit faszinierte Andreas Thom in den 80er-Jahren die DDR-Fußballszene. Der gebürtige Berliner, der bereits mit neun Jahren von der TSG Herzfelde zum BFC Dynamo kam, schrieb Geschichte als erster DDR-Spieler, der legal in die Bundesliga wechselte. Doch was macht der ehemalige BFC-Star heute?
Der Start einer Legende begann 1983 im Spiel des BFC Dynamo gegen den FC Carl Zeiss Jena. Thom, damals gerade 18 Jahre alt, begeisterte mit einem 30-Meter-Solo und ebnete den Weg für eine glanzvolle Karriere. Trainer Jürgen Bogs erkannte sofort: Dieses Talent darf man nicht ziehen lassen! Gut einen Monat später stand Andreas Thom im Berlin-Derby gegen den 1. FC Union erstmals in der Startelf.
DDR-Fußball-Star Andreas Thom und der Medikamenten-Wahnsinn
Obwohl er aufgrund seiner Körpergröße fast aussortiert worden wäre - Thom war nach damaligem Maßstab einfach zu klein für eine Leistungssportlaufbahn -, setzten sich Förderer wie Bogs und Junioren-Auswahltrainer Frank Engel für ihn ein. Engel habe vor den Club-Oberen erklärt, dass man ja keine Spieler kaufen könne und es deshalb keine Rolle spielen dürfe, ob sie klein und groß sind. Ein Glücksfall für den BFC, denn Thom wurde fünfmal DDR-Meister, zweimal Pokalsieger und 1988 sogar Torschützenkönig und DDR-Fußballer des Jahres.
Dass der BFC Dynamo ‐ das Lieblingskind von Stasi-Chef Erich Mielke ‐ das Hassobjekt der DDR-Fußballfans war, habe ihn nie gestört. „Wir waren ja aufgrund der politischen Umstände in der DDR verhasst, nicht weil wir Fußballer waren. Uns Spieler hat dieser Hass in den Stadien nur angespornt. Je größer der Hass, desto besser haben wir gespielt“, erzählt er.

Doch Thom war nicht nur in der DDR ein Star. Nach 158 Oberliga-Spielen und 77 Toren für den BFC wagte er 1989 den Sprung in den Westen. Bayer Leverkusen lockte mit einem Rekordtransfer: 3,8 Millionen D-Mark und Arzneimittel im Wert von einer Million – ein Deal, der in die Geschichte einging. Fünfeinhalb Jahre lang prägte er das Leverkusener Spiel, gewann 1993 den DFB-Pokal und hinterließ bleibenden Eindruck.
Was macht DDR-Fußball-Star Andreas Thom heute?
Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Schottland wurde Thom zur Legende. Bei Celtic Glasgow spielte er von 1995 bis 1998 und genießt dort bis heute Kultstatus. Doch das Heimweh trieb ihn zurück nach Berlin, wo er bis 2001 für Hertha BSC auflief und sogar in der Champions League spielte. Ein krönender Abschluss für eine außergewöhnliche Karriere.
Und heute? Andreas Thom, mittlerweile 59 Jahre alt, ist als Trainer Hertha BSC treu geblieben. Als Individualtrainer fördert er den Nachwuchs und gibt seine Erfahrung weiter. Eine weitere Karriere als Profi-Trainer? Nicht sein Ziel! „Ich bin nicht der Typ dafür. Aber ich ziehe vor jedem Trainer den Hut, der das jeden Tag mitmacht. Mir macht das hier bei Hertha sehr viel Spaß, und ich habe nicht mehr vor, daran groß was zu ändern“, sagt er.
Ob BFC, Bayer, Celtic oder Hertha – Andreas Thom bleibt eine Ikone des DDR-Fußballs. Heute genießt er das Leben abseits des großen Rampenlichts, aber mit genauso viel Leidenschaft für den Sport wie damals. Ein echter Fußballheld der DDR eben. ■