Schmutzigen Strümpfe und Möhren

Schmutzigen Strümpfe und Möhren: Was macht DDR-Fußball-Star Wolfgang „Potti“ Matthies heute?

Beim 1. FC Union genießt DDR-Keeper Wolfgang „Potti“ Matthies bis heute Kult-Status. Aber was macht der Held von damals eigentlich heute?

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Beim 1. FC Union genießt DDR-Legende Wolfgang „Potti“ Matthies Kultstatus.
Beim 1. FC Union genießt DDR-Legende Wolfgang „Potti“ Matthies Kultstatus.IMAGO / Kruczynski

Wenn in der Alten Försterei die Fangesänge erklingen und der 1. FC Union Berlin um Punkte kämpft, dann gibt es einen Mann, der besonders mitfiebert: Wolfgang „Potti“ Matthies. Die Torwart-Legende der DDR und viermaliger „Union-Fußballer des Jahres“ ist auch mit 71 Jahren noch immer ein echtes Unioner-Urgestein. Doch was macht der ehemalige Kult-Keeper heute?

Wolfgang „Potti“ Matthies beim 1. FC Union: Von der zweiten Elf zum Publikumsliebling

Wolfgang Matthies, geboren am 17. Juli 1953 in Ost-Berlin, begann seine Fußballkarriere 1961 bei der SG Adlershof. Nach einer kurzen Zeit als Linksaußen wechselte er ins Tor – ein Glücksgriff, wie sich herausstellen sollte.

1971 schloss er sich dem 1. FC Union Berlin an und arbeitete sich von der zweiten Mannschaft hoch. Sein Pflichtspieldebüt in der ersten Mannschaft gab er 1974 gegen die BSG Aufbau Schwedt. In der DDR-Liga und später in der Oberliga wurde er schnell zum Fan-Liebling, der für spektakuläre Paraden bekannt war.

Auch heute noch ist DDR-Fußball-Legende Wolfgang „Potti“ Matthies regelmäßig beim 1. FC Union.
Auch heute noch ist DDR-Fußball-Legende Wolfgang „Potti“ Matthies regelmäßig beim 1. FC Union.imago/Koch

Zwischen November 1976 und August 1977 stand „Potti“ sogar im Tor der DDR-B-Nationalmannschaft. Trotz seines Wechsels zum 1. FC Magdeburg in den 80ern kehrte er 1985 zu Union zurück und verteidigte dort bis 1988 das Tor – in insgesamt 253 Pflichtspiele für die Eisernen. Am Ende des Jahres 2006 wurde er anlässlich einer Umfrage zum 40. Vereinsjubiläum des 1. FC Union zum „wertvollsten Unionspieler aller Zeiten“ gewählt.

Wolfgang Matthies schlich sich aus Trainingslager beim 1. FC Union weg

Doch Matthies' Leben war nicht nur dem Fußball gewidmet. Bereits 1972 lernte er seine große Liebe Marina bei einem Betriebsfest kennen. Die 15-jährige Schülerinnen und der drei Jahre ältere Union-Keeper verliebten sich sofort. Fortan pendelte „Potti“ zwischen Spielen, Trainingslagern und Wochenenden in Groß Köris, wo Marinas Familie lebte.

Der 1. FC Union hielt vor Heimspielen seine Trainingslager im Betriebsferienheim der Sportstättenverwaltung Berlin in Groß Köris ab – die perfekte Gelegenheit für „Potti“, sich heimlich zu seiner Marina zu schleichen. „Eigentlich durfte niemand weg“, verriet Wolfgang Matthies in einem Interview mit der Märkischen Allgemeinen schmunzelnd. Aber er habe es trotzdem manchmal gemacht.

DDR-Fußball-Star Wolfgang „Potti“ Matthies trifft sich noch heute regelmäßig mit anderen Union-Legenden, hier v. l. Wolfgang Matthies, Joachim Sigusch, Hartmut Felsch, Rolf Weber und Detlef Schwarz.
DDR-Fußball-Star Wolfgang „Potti“ Matthies trifft sich noch heute regelmäßig mit anderen Union-Legenden, hier v. l. Wolfgang Matthies, Joachim Sigusch, Hartmut Felsch, Rolf Weber und Detlef Schwarz.imago/Matthias Koch

1976 heirateten die beiden, 1978 kam Tochter Rabea zur Welt. Doch für Wolfgang Matthies blieb der Spagat zwischen Fußball und Familie eine Herausforderung. „Eigentlich habe ich viel zu wenig Zeit mit unserer Tochter verbracht“, gesteht er.

Ein amüsantes Ritual der Union-Kicker damals: Vor Heimspielen musste es immer Gerichte mit Möhren geben – gekocht, gerieben oder roh. Die galten als Glücksbringer, erinnert sich Pensionsinhaberin Brunhilde Schötz, die sich um das leibliche Wohl der Mannschaft kümmerte.

Wolfgang „Potti“ Matthies: Immer nur Fußball im Kopf

1988 beendete Wolfgang Matthies offiziell seine Profi-Karriere, spielte aber noch bis 1989 bei KWO Berlin und arbeitete danach als Spielertrainer. Nach der Wende zog es ihn sogar kurz zu den Reinickendorfer Füchsen und dem Lichterfelder FC, bevor er sich endgültig vom Profifußball verabschiedete.

Zumindest aktiv! Im Kopf hat er immer noch vor allem Fußball. Er trifft sich jährlich mit alten Union-Kumpels wie Joachim Sigusch und Henry Treppschuh zum Grillabend in Groß Köris. Auch heute sitzt er bei Bundesliga-Heimspielen der Eisernen im Stadion An der Alten Försterei und fiebert mit.

Und wenn man Marina Matthies fragt, wie es ist, mit so einem berühmten Mann verheiratet zu sein? Da lacht sie: „Der lässt auch nur seine schmutzigen Strümpfe überall liegen.“