Er war der Tor-Gigant des DDR-Fußballs, Rekordhalter und bescheidener Volksheld zugleich: Joachim Streich, auch bekannt als der „Gerd Müller des Ostens“. Vor fast drei Jahren verstarb die Fußball-Legende, doch sein Erbe lebt weiter. Kein anderer prägte den Fußball der DDR so wie er: 229 Tore in der Oberliga, 55 Treffer für die Nationalmannschaft und unzählige magische Momente auf dem Platz.
Geboren am 13. April 1951 in Wismar, begann Joachim Streich schon mit sechs Jahren bei der BSG Aufbau Wismar mit dem Fußball. Sein Talent war unübersehbar. 1967 wechselte er zu Hansa Rostock und wurde ein Jahr später DDR-Juniorenmeister. 1969 debütierte er für die DDR-Juniorennationalmannschaft und holte Silber bei der Uefa-Juniorenmeisterschaft. Der junge Streich war auf dem besten Weg, eine ganz große Nummer im DDR-Fußball zu werden.
DDR-Fußball-Legende Joachim Streich: Bungalow-Streichen im Gegnertrikot
1975, nach dem Abstieg von Hansa Rostock, zog es Streich zum 1. FC Magdeburg. Dort schrieb er Vereinsgeschichte: 321 Spiele, 223 Tore und drei FDGB-Pokalsiege. In seinen ersten drei Spielen traf er jeweils mindestens einmal – ein Einstand nach Maß! Zwischen 1983 und 1985 führte er die Mannschaft als Kapitän an und wurde viermal Torschützenkönig der Oberliga. Kaum ein Stürmer war so eiskalt vor dem Tor wie er. Sein Markenzeichen: der „Strich von Streich“ – ein Schuss, der wie ein Strahl ins Netz zischte.

In der Nationalmannschaft war Joachim Streich ebenso erfolgreich: 102 Länderspiele, 55 Tore – damit ist er bis heute DDR-Rekordhalter. Bei den Olympischen Spielen 1972 holte er Bronze, zwei Jahre später erzielte er das erste WM-Tor der DDR-Geschichte gegen Australien. Einziger Wermutstropfen: Beim legendären 1:0-Sieg gegen die BRD 1974 saß Streich nur auf der Bank, während Jürgen Sparwasser Geschichte schrieb.
Trotz seiner Rekorde blieb Streich bodenständig. Er war kein Selbstdarsteller, kein Lautsprecher. Eine Anekdote beschreibt das perfekt: Nach einem Spiel gegen England tauschte er sein Trikot mit einem Gegner. Andere hätten es sich gerahmt oder in die Vitrine gestellt – Streich trug es beim Streichen seines Bungalows. Er war ein Mann des Volkes, gelernter Schaltanlagenmonteur, der sich nicht über seine Erfolge definierte, sondern durch seine Taten auf dem Platz.
DDR-Fußball-Legende Joachim Streich vor drei Jahren gestorben – aber unvergessen
1985 wechselte Streich von der Spieler- auf die Trainerbank und führte den FCM prompt in den UEFA-Cup. 1990 schaffte er es erneut, scheiterte aber knapp an der letzten DDR-Meisterschaft. Danach wechselte er zu Eintracht Braunschweig, kehrte jedoch 1991 als Trainer nach Magdeburg zurück. Der Erfolg blieb aus, und nach neun Monaten war Schluss. Später engagierte er sich im Verwaltungsrat des FCM und blieb dem Verein als Fan verbunden.