Hertha-Kolumne

Pokal-Feuerwerk: Hertha BSC will die Hölle für Kaiserslautern sein

Hertha trifft im DFB-Pokal auf Kaiserslautern. Ein Duell voller Geschichte, Emotionen und Erinnerungen – mit Fritz Walter und 75.000 Fans im Olympiastadion.

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2024 verlor Hertha das Pokal-Viertelfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern. Jetzt wollen die Blau-Weißen Revanche.
2024 verlor Hertha das Pokal-Viertelfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern. Jetzt wollen die Blau-Weißen Revanche.Sebastian Räppold/Matthias Koch/imago

Immer wieder der 1. FC Kaiserslautern! Nach dem schwer erkämpften 1:0-Sieg von Hertha BSC in der Zweiten Bundesliga auf dem berühmt-berüchtigten „Betze“, dem wie eine Festung über der Stadt thronenden Stadion der Pfälzer, bleiben nur knapp drei Wochen, ehe Hertha BSC den FCK im Achtelfinale des DFB-Pokals im Olympiastadion empfängt.

Hertha gegen Kaiserslautern zieht immer Zuschauer an

Immer wenn Hertha auf die Roten Teufel vom Betzenberg trifft, kommen mir sofort zwei Ereignisse in den Sinn. Schnell tauchen die Bilder vom 2:0-Sieg der Berliner im April 1997 gegen den FCK in der Zweiten Liga auf. Ein Spiel, das mir – und garantiert sehr vielen älteren Hertha-Fans – als eines der emotionalsten Ereignisse der zurückliegenden 30 Jahre in Erinnerung bleiben wird. Nach 18 Jahren (!) war damals das Olympiastadion bei einem Hertha-Spiel wieder mit 75.000 Zuschauern ausverkauft. Berlins Anhänger erlebten einen Aufbruch in eine neue Ära, spürten den greifbar nahen Aufstieg in die Erste Liga nach Jahren der Tristesse. Äußerst selten konnte man danach noch einmal solch eine euphorische Atmosphäre erleben.

1:3 hieß es im Januar 2024. Im Achtelfinale des DFB-Pokals kann sich Hertha gegen Kaiserslautern in dieser Saison revanchieren.
1:3 hieß es im Januar 2024. Im Achtelfinale des DFB-Pokals kann sich Hertha gegen Kaiserslautern in dieser Saison revanchieren.Sebastian Räppold/Matthias Koch/imago

Eineinhalb Jahre zuvor hatte ich Reporterglück und konnte die größte Legende des 1. FC Kaiserslautern, den Kapitän der deutschen Weltmeister von 1954, Fritz Walter (damals 75), zum Interview empfangen. HSV-Idol Uwe Seeler, damals 59 Jahre alt, begleitete Walter zum gemeinsamen Gespräch. Beide sind Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft.

Lautern-Legende Fritz Walter schwärmte von Hertha BSC

Der äußerst bescheidene Fritz Walter erzählte damals, dass ihn Spiele als Zuschauer im Stadion inzwischen zu sehr aufregen. Seine Frau Italia ließ ihn nicht mehr gern auf den Betzenberg, den Ort seiner Triumphe, fahren. Die Atmosphäre auf dem „Betze“ sei zu ohrenbetäubend laut.

Kommt einem ewig vor, war aber erst im Januar 2024. Beim letzten Pokal-Duell gegen Lautern coachte noch Hertha-Legende Pal Dardai die Blau-Weißen.
Kommt einem ewig vor, war aber erst im Januar 2024. Beim letzten Pokal-Duell gegen Lautern coachte noch Hertha-Legende Pal Dardai die Blau-Weißen.Sebastian Räppold/Matthias Koch/imago

Später schrieb mir Fritz Walter, der im Juni 2002 starb, das Vorwort für mein erstes Buch über Hertha BSC, das 1999 unter dem Titel „Eine Liebe in Berlin“ erschien. Dort schrieb er u.a.: „Hertha BSC – dieser Name hat einen guten Klang und erzeugt ein eigenartiges Kribbeln im Bauch. Hertha, das ist ein großes Stück deutscher Fußballgeschichte.“

Fritz Walter erlebte zahlreiche Duelle auf dem Platz gegen die Hertha, schoss beim kuriosen 14:1 im Juni 1957 in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft, dem ersten Pflichtspiel der Lauterer gegen die Berliner, drei Tore! So viele Treffer fielen später nicht mehr in den insgesamt schon 68 Pflichtspiel-Begegnungen der beiden Vereine (31 Hertha-Siege, 10 Remis, 27 Siege FCK), aber torreich ging es sehr oft zu.

Hertha BSC und Kaiserslautern eint die Bundesliga-Sehnsucht

Als ich zum ersten Mal die Hertha auf den „Betze“ begleitete, gab es im September 1998 in der Ersten Liga eine 3:4-Niederlage für das Team von Trainer Jürgen Röber, obwohl Hertha durch Treffer von Sixten Veit, Andreas Thom und Pal Dardai bereits mit 3:1 in Führung lag. Ich spürte die ungeheure Wucht, die Lauterns Fans ausübten, hautnah. Nicht umsonst wird von der „Hölle“ Betzenberg gesprochen. Kurios: 4:3 oder auch 3:4 endeten bereits vier Duelle der beiden Rivalen.

Beide Vereine eint die Sehnsucht nach der Rückkehr in die Erste Bundesliga. In der „ewigen“ Tabelle der Beletage des deutschen Fußballs liegen beide Klubs nebeneinander: Kaiserslautern auf Platz 11, Hertha auf Rang 12. Nun aber gilt es erst einmal, im DFB-Pokal weiterzukommen (Dienstag, 2. Dezember, 18 Uhr, Olympiastadion). Es ist bereits das fünfte Duell im nationalen Pokalwettbewerb, das die beiden Kontrahenten austragen. Dreimal gewannen dabei die Lauterer (1976 mit 4:2, 2013 mit 3:1 und 2024 mit 3:1 in Berlin). Einmal siegte Hertha unter Interimstrainer Rainer Widmayer im Dezember 2011 mit 3:1 nach Toren von Adrian Ramos, Patrick Ebert und Pierre-Michel Lasogga. Ebert ist inzwischen Spezialtrainer für Standards bei den Hertha-Profis. Vielleicht machen Anfang Dezember die Hertha-Fans das Olympiastadion zur „Hölle“, in der die Roten Teufel schmoren.