Die Gründe für die Siegesserie

Hertha BSC: Die Alte Dame kämpft sich zum Aufstieg

Hertha BSC hat sich mit Disziplin, schnörkellosem Kampf und Teamgeist von einer launischen Diva zum echten Aufstiegskandidaten gewandelt.

Author - Wolfgang Heise
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Kapitän Fabian Reese jubelt nach Herthas Sieg in Kaiserslautern. Mit so viel Kampf und Teamgeist ist der Aufstieg diese Saison möglich.
Kapitän Fabian Reese jubelt nach Herthas Sieg in Kaiserslautern. Mit so viel Kampf und Teamgeist ist der Aufstieg diese Saison möglich.City-Press/Jan-Philipp Burmann

Jetzt ist die Saison für Hertha BSC richtig losgegangen. Die Blau-Weißen kämpfen sich nach dem 1:0 beim 1. FC Kaiserslautern immer näher an die Aufstiegsplätze ran. Nur noch drei Punkte Rückstand auf den Tabellendritten Elversberg. Die blau-weiße Aufholjagd nach Stolperstart läuft auf Hochtouren. Hurra, die Alte Dame wird endlich erwachsen!

Es ist momentan das Wort, das bei Hertha die Runde macht. Trainer Stefan Leitl sagte es nach dem wichtigen Auswärtssieg in der Pfalz: „Kompliment an meine Jungs. Wir haben ein tolles, erwachsenes, reifes Auswärtsspiel gezeigt, waren sehr diszipliniert.“

Auch Super-Oldie Toni Leistner nimmt es in den Mund: „Das war wieder eine erwachsene Leistung.“ Klar, Siege bringen Selbstbewusstsein, doch das ist bei den Blau-Weißen nur die halbe Wahrheit. Hertha spielt endlich mit Köpfchen und Kampf. Das System, die Strategie ist jetzt drin. Kein Hurra-Fußball, sondern geduldiges Lauern auf den perfekten Umschaltmoment. Das alles bringt Sicherheit in der Defensive. Nur zehn Gegentore, vergangene Saison waren es nach zwölf Spielen doppelt so viele.

Nur halb so viele Gegentore wie vergangene Saison

Woran liegt es? Ein geordnetes Mittelfeld bringt nach hinten wie vorne Sicherheit. Seit der Stratege Paul Seguin regelmäßig spielt, sieht alles nach echtem Plan aus. Doch dazu gehört auch, dass alle mitmachen. Herthas Teamgeist hat einen echten Push bekommen.

Mittelfeld-Stratege Paul Seguin gibt der ganzen Hertha-Mannschaft mehr Sicherheit.
Mittelfeld-Stratege Paul Seguin gibt der ganzen Hertha-Mannschaft mehr Sicherheit.City-Press/Jan-Philipp Burmann

Beispiel gefällig? Der Luca Schuler, Schütze des Goldenen Tores, hätte sich feiern lassen können, doch er sagt: „Was die Jungs hinten mit Tjark wegverteidigen, wie sich alle reinhauen, das ist Wahnsinn und schweißt uns zusammen. Wir sind als Mannschaft in toller Form, kämpfen, machen und tun – und werden dafür belohnt. Ich freue mich!“

Da wächst eine Aufstiegsmannschaft zusammen, die nicht aus elf Mann besteht, sondern aus dem ganzen Kader. Leitl hat das seit seinem Amtsantritt im Februar sehr gut in der Kabine moderiert und immer wieder gesagt: „Ich brauche jeden von euch!“

Schuler und Grönning zeigen, wie Teamgeist geht

Gerade Schuler und sein Konkurrent Sebastian Grönning teilen sich den Job in der Sturmspitze auf kollegiale Weise, weil der eigentliche Stürmer Nummer eins, Dawid Kownacki, noch bis Jahresende mit Knöchelverletzung ausfällt. Leitl: „Ich bin froh, wie Luca und Seba das momentan machen, und Dawid Kownacki hervorragend vertreten.“

Kein Neid, keine Ich-AGs auf dem Platz. Leitl hat dem Team die unberechenbare Diva-Laune ausgetrieben – genau wie das fatale blinde Verlassen auf Kapitän Fabian Reese, der in der Rückrunde Hertha mit elf Toren aus der Krise schoss. Der Publikumsliebling trifft gerade nicht, dafür machen es jetzt andere. Auch das ist ein Reifeprozess im Team. Reese ist trotz persönlicher Torflaute happy: „Momentan sind wir auf einem sehr guten Weg.“