35 Jahre, aber Vollgas

Hertha hat den Super-Oldie! Leistner (35) kämpft und köpft alles weg

Jede Woche neue Platzwunden im Gesicht, aber Hertha-Routinier Toni Leistner dreht dann erst richtig auf.

Author - Wolfgang Heise
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Herthas Superoldie Toni Leistner mit Turban. Der Verteidiger ist trotz vieler Platzwunden am Kopf unkaputtbar.
Herthas Superoldie Toni Leistner mit Turban. Der Verteidiger ist trotz vieler Platzwunden am Kopf unkaputtbar.City-Press/Jan-Philipp Burmann

Gibt es bald einen neuen Fan-Artikel bei Hertha BSC? Eine Glatzenmaske mit blau-weißem Verband um die Stirn wäre wohl der nächste Verkaufsschlager. Denn Turban-Toni macht gerade alle glücklich und wird zum Kult. Routinier Toni Leistner (35) war beim 1:0-Fight in Kaiserslautern der Mann des Spiels. Er rettete mit einem grandiosen Flugkopfball den Sieg.

70. Minute: Lauterns Naatan Skyttä hob einen Ball über Tjark Ernst hinweg. Herthas junger Keeper war geschlagen, doch dann rauschte Innenverteidiger Leistner wie ein Torpedo herbei, setzte zur Flugeinlage an und köpfte den Ball vor der Torlinie raus. Sieg gerettet!

Bei der artistischen Aktion hatte er seinen Turban schon nicht mehr auf. In der ersten Halbzeit hatte das Kopfballmonster nach einem Luftduell mit Daniel Hanslik nach nur zwölf Minuten eine Platzwunde an der Augenbraue. Er musste mit Turban weiterspielen. Wie zuletzt in fast jedem Spiel. Es ist zu seinem unfreiwilligen Markenzeichen geworden. In der Pause wurde die Wunde noch mal behandelt, sodass sie nicht mehr blutete.

Herthas Super-Oldie: Leistner kämpft und köpft alles weg

Eisenhart und artistisch! Toni Leistner nahm in der Pause den Turban wieder ab und rettete mit einem Flugkopfball den Hertha-Sieg auf dem Betze.
Eisenhart und artistisch! Toni Leistner nahm in der Pause den Turban wieder ab und rettete mit einem Flugkopfball den Hertha-Sieg auf dem Betze.IMAGO/wolfstone-photo

Leistner ging ohne Kopfbedeckung in die zweite Halbzeit. Er ist einfach brutal hart gegen sich selbst. Narben pflastern sein Gesicht und immer wieder Veilchen. „Ja, mein Eisenschädel bekommt einiges ab. Ich sehe ziemlich ramponiert aus und habe in den letzten Wochen ein paar Platzwunden gesammelt. Aber meine Frau liebt mich so, wie ich bin“, sagt er mit Humor.

Gute Laune kann er sowieso haben. Leistner ist im dritten Frühling und räumt gerade alles im Strafraum ab – meistens mit dem Kopf. Hertha siegt zum vierten Mal in Folge ohne Gegentor. Die Blau-Weißen haben nach zwölf Spielen nur zehn Gegentore kassiert und damit hinter Schalke (sieben) die zweitbeste Abwehr in der Zweiten Liga.

Leistner: „Gemeinsam in alles reingehauen“

Es liegt nicht nur an Leistner, denn auch Torwart Ernst ist in Topform, genau wie der zweite Innenverteidiger Marton Dardai. Dazu hat Trainer Stefan Leitl die richtige Balance zwischen Defensive und Offensive gefunden.

Leistner war total happy nach dem wichtigen Auswärtssieg: „Das war ein Kampfspiel. Wir können natürlich den einen oder anderen Konter noch besser ausspielen, haben uns insgesamt aber gemeinsam wieder in alles reingehauen. Von daher bin ich zufrieden – drei weitere Punkte!“ Turban-Toni geht dahin, wo es wehtut. Und er geht mit seiner Mentalität voran – egal ob mit oder ohne Turban.