Was für ein Profidebüt bei Hertha BSC! Trainer Pal Dardai zaubert beim 2:1-Sieg in Fürth den nächsten Teenie aus dem Hut. Tim Hoffmann (18) legt wohl die irrste Premiere der Zweiten Liga hin. Vom Mannschaftsabend mit der U23 direkt auf die große Fußballbühne.
So richtig glauben konnte Hoffmann es nicht, als Sonnabend sein Telefon klingelte. Der Innenverteidiger saß gerade mit seinen Mitspielern der Regionalliga-Mannschaft zusammen, die am Tag zuvor 0:2 gegen Altglienicke verloren hatte. Hoffmann konnte als Abwehrchef des Nachwuchsteams die Niederlage nicht verhindern. Frust über die Pleite, aber dann dieser Anruf: „Wir brauchen dich Sonntag für den Profikader in Fürth.“
Cheftrainer Pal Dardai erklärt die Blitznominierung so: „Wir haben Tim um 23 Uhr nach Hause fahren lassen, damit er am nächsten Morgen nach Fürth reisen kann.“ Die Not war groß. Innenverteidiger Linus Gechter sollte eigentlich für den gelbgesperrten Toni Leistner spielen, doch Gechter lag mit Magen-Darm-Virus flach. Pascal Klemens übernahm dann den Job, und der junge Hoffmann saß als einziger Innenverteidiger auf der Bank.
Tim Hoffmann: Anruf beim U23-Teamabend

Eigentlich nur als Feuerwehrmann für den Notfall. Der trat dann in der 67. Minute ein. Marc Kempf knickte bei seinem zweiten Kopfballtor unglücklich um und musste mit einer Bänderverletzung raus. Der U18-Nationalspieler war sofort zur Stelle und machte einen Topjob neben dem anderen 18-Jährigen, Klemens. Dardai lobt Hoffmann: „Tim kommt rein und hat sauber verteidigt. Das ist schön!“ Hoffmann war überglücklich und tanzte nach dem Abpfiff in der Gästekurve vor den Hertha-Fans.
Schon im Trainingslager in Spanien schnupperte Hoffmann erste Profiluft und wurde in Testspielen eingesetzt. Jetzt dieses irre Blitzdebüt. Wer ist dieser Teenie? Bei den Spandauer Kickers fing er mit dem Fußball an. Dann wechselte er mit zwölf Jahren zur U13 bei Hertha BSC.
Hoffmann kämpft seitdem für seinen Traum, und das ist harte Arbeit. Seinen Alltag beschreibt er so: „7 Uhr aufstehen, dann Unterricht hier auf dem Hertha-Gelände, die ersten beiden Stunden meistens Fußball, danach geht der Unterricht in der Poelchau-Schule bis 16 Uhr. Danach habe ich eine Stunde Zeit für Hausaufgaben, dann geht es zum Hertha-Mannschaftstraining.“
Viel Disziplin, auch beim Essen. Hoffmann verrät: „Ich habe einen Ernährungsberater. Zum Frühstück gibt es einen Shake. Der besteht aus vielen Proteinen. Zum Mittagessen gibt es viele Kohlenhydrate, damit ich Kraft beim Training habe.“
Hoffmanns Idol ist Thomas Müller
Sein großes Idol ist kein Verteidiger, sondern ein Offensivspieler vom FC Bayern. Hoffmann: „Mein Vorbild ist Thomas Müller, auch wenn er nicht auf meiner Position spielt. Ich finde es faszinierend, wie er den Sport ausübt. Er ist immer locker und lustig drauf. Es macht einfach Spaß, ihm zuzugucken.“
Ja, der Teenie ist auch selbst unbekümmert und überhaupt nicht verkrampft. Deswegen gibt er auch einen Tipp an alle anderen Talente: „Niemals sich selbst zu viel Druck machen. Einfach Spaß am Fußball haben. Wenn ihr was erreichen wollt, müsst ihr härter arbeiten als die anderen.“
Das hat er bisher – und feierte jetzt sein überraschendes Profidebüt. Hoffmanns nächster Traum: „Mein Ziel ist es, im Olympiastadion aufzulaufen.“ Könnte schon bald so weit sein … ■