Durch das wilde 5:1 gegen Elversberg ist Hertha BSC rechtzeitig vor dem Pokal-Hit gegen den Hamburger SV (Mittwoch, 20.45 Uhr) zurück in der Erfolgsspur. Zwar sieht Cheftrainer Pal Dardai sein Team nach dem Fehlstart im August noch nicht ganz im Soll. Doch die Hertha-Realität ist gut genug: Dardai träumt nicht mehr!
„Advent, Advent, bei Hertha brennt’s.“ – Was zuletzt Saison für Saison im Dezember die Situation bei den Blau-Weißen prägnant zusammenfasste, passt dieses Jahr nicht. Nach ganz viel Größenwahn kehrte durch den Absturz in die Zweite Liga der Realismus zurück. Und das tut Hertha gut.
Dardai warb und wirbt stets für einen realistischen Blick auf die Dinge. Der jüngste Sieg, der Sprung auf Platz acht und nur noch sieben Punkte hinter dem Hamburger SV und dem Relegationsplatz machen aber auch Herthas Cheftrainer happy. „Jetzt haben wir eine Serie. Das gab es schon lange nicht mehr bei uns. Das ist schön“, freut sich Dardai über sechs Spiele ohne Niederlage und vor allem über den Anschluss ans obere Tabellendrittel.
22 Jahre im Schnitt: Hertha BSC wird immer jünger
Zufrieden ist der Ungar dennoch nicht ganz: „Uns haben die drei Unentschieden (0:0 in Rostock, 2:2 gegen Karlsruhe, 2:2 in Hannover, Anm. d. Red.) wehgetan. Hätten wir vier bis sechs Punkte mehr geholt, dann würden wir hier sitzen und sagen: Wir haben den Sommer, den Chaos-Monat, ausgebügelt. Aber jetzt müssen wir wieder sammeln und so spielen, dass wir wieder eine Chance bekommen, das aufzuholen.“

Richtig Freude macht Dardai dabei die Art und Weise, wie Hertha BSC sich nach dem August (vier Pleiten in den ersten fünf Spielen) und vielen Abgängen gefangen und in diese Zweitligasaison reingebissen hat: „Die alten Spieler in Form kriegen und die jungen weiterentwickeln. Das ist meine Aufgabe“, erklärt Dardai und verweist damit mächtig stolz, aber ohne es zu nennen, auf das Durchschnittsalter seiner Mannschaft, die Elversberg in der zweiten Halbzeit teils schwindelig gespielt hat.
Der KURIER hat nachgerechnet: Auf bubenhafte 22 Jahre brachten es alle Herthaner im Schnitt zum Schluss. Zum Anpfiff waren es 24,7 Jahre. Nur Paderborn, Fürth und Nürnberg schickten in dieser Saison eine noch jüngere Startelf auf den Rasen.
Hertha BSC winken im Pokal wichtige Millionen
Bevor die blau-weiße Rasselbande die Serie in Kaiserslautern (Sonnabend, 13 Uhr, Sky) ausbauen soll, will Hertha BSC den Pokalfight gegen den HSV gewinnen. Dass vor dem Achtelfinale so gut wie keine Zeit zum Trainieren bleibt und der Gegner zwei Tage mehr zum Verschnaufen hatte, ist Dardai egal. „Die Zeit ist ein Tick zu wenig dafür, dass man hundertprozentig regenerieren kann. Aber ich habe schon gesagt, ich werde nicht heulen. Wir spielen zu Hause, wir schlafen zu Hause. Da haben wir ein wenig Glück.“
Sportdirektor Benni Weber hat zusätzlich die Zahlen im Blick, weiß um den finanziellen Segen, den ein Weiterkommen Hertha bescheren würde: „Es ist keine Frage, dass zusätzliche Einnahmen uns in unserer wirtschaftlichen Situation natürlich helfen.“ Und wie: Im Viertelfinale winken 1.724.800 Euro. Die vier Halbfinalisten bekommen 3.449.600 Euro. Dazu die Zuschauereinnahmen.
Herthas Trainer Pal Dardai will nicht mehr über das Pokalfinale sprechen
Über Herthas Sehnsucht nach dem Pokal-Endspiel im eigenen Wohnzimmer, die Dardai in den vergangenen Jahren als Cheftrainer teils selbst immer wieder anheizte, will Realo-Pal nicht mehr sprechen. Dardai: „Ich bin seit fast 30 Jahren hier, ich habe aufgehört mit den Träumen. Wir arbeiten einfach so hart wie möglich und wollen nicht irgendwas versprechen.“
Träumen dürfen und sollen nur die Fans. Und die Spieler weiter so anfeuern, wie sie es in dieser Saison jedes Mal tun. Gänsehautmomente sind programmiert: Rund 55.000 Fans haben bereits Tickets, Flutlicht, K.o.-Spiel. Dardai: „Am Mittwoch ist ein Sahnetag. Ein Topspiel, Top oder Flop. Wir werden alles geben.“