Frank Schöbel und seine Platte „Weihnachten in der Familie“, „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ im Fernsehen: Wer glaubt, so lief ein echtes Weihnachtsfest in der DDR ab, der irrt gewaltig. Da gab es doch noch etwas? Richtig: Denn den wahren DDR-Kult gab es am ersten Feiertag. Das saßen alle Jahre wieder die Familien im Osten vor dem Fernseher und schauten „Zwischen Frühstück und Gänsebraten“ mit den unvergessenen Gastgebern Margot Ebert und Heinz Quermann. Unvergessen sind die beiden Stars bis heute. Und so mancher fragt sich, was da zwischen Heinz Quermann und Margot Ebert wirklich lief, wenn die Kameras abgeschaltet waren.
Wenn am ersten Weihnachtsfeiertag vormittags die Gans zubereitet und in den Herd geschoben wurde, schalteten die Menschen in der DDR die Glotze ein. „Zwischen Frühstück und Gänsebraten“ wollte keiner verpassen. Seit 1957 gehörte die Show zum festen Ritual, wurde im ersten Programm des DDR-Fernsehens zwischen 11 und 13 Uhr ausgestrahlt.
Viele DDR-Stars hatten in dieser bunten Weihnachtssendung ihren Auftritt. Anfangs war es noch eine Live-Show, die etwa aus dem alten Friedrichstadt-Palast übertragen wurde. Doch da viele Künstler Weihnachten auch andere Verpflichtungen hatten, so nicht immer bei der Show dabei sein konnten, wurde dann die Sendungen in verschiedenen Kulturhäusern des Landes aufgezeichnet.

„Zwischen Frühstück und Gänsebraten“: Tickets für Kult-Show waren Bückware
Für die Veranstaltung gab es schwer Karten. „Die Karten waren sehr begehrt, weil auch Westkünstler kamen“, erzählte einmal ein ehemaliger Mitarbeiter der Sendung. „Für Normalsterbliche war es gar nicht einfach, Tickets zu ergattern. Da hatten die Parteigremien und die Stasi Vorrang“
Die Idee zu der Weihnachtsshow dazu hatte natürlich DDR-Talente-Entdecker und Showmaster Heinz Quermann (1921-2003). Na, ja – nicht ganz. Eigentlich war es seine Frau Ruth, wie später Tochter Petra Quermann in einer „Riverboat“-Talkshow verriet.
Von wegen Quermann: Wer „Zwischen Frühstück und Gänsebraten“ wirklich erfand
„Ja, das war am ersten Weihnachtsfeiertag 1956. Meine Mutter kochte perfekt, alles duftete herrlich und mein Daddy war zuhause und wuselte in der Küche herum. Er musste ja hier und da mal was naschen“, so die Tochter. „Irgendwann ist meiner Mutter dann der Kragen geplatzt und sie sagte: Mensch, mach Du doch eine Sendung, so zwischen Frühstück und Gänsebraten. Dann hast Du zu tun und ich habe meine Küche für mich. Das war es. So war die Sendung geboren.“

Ein fester Bestandteil in jeder Sendung war ein „Modernes Märchen“, das der Jochen Petersdorf (unter anderem Autor der Satire-Zeitschrift „Eulenspiegel“) in den 80er-Jahren vorlas, in dem er häufig kleine und große Probleme in der DDR auf satirische Art einbaute. Zur Tradition gehörte auch, dass Quermann eine Viertelstunde vor Show-Ende die Zuschauer mit dem Aufruf erinnerte: „Jetzt rasch die Kartoffeln aufsetzen!“
Warum Quermann mit Margot Ebert auftrat? Ganz einfach: Quermann wollte nicht ganz alleine durch die Sendung führen. Also nahm er Margot Ebert mit ins Boot, die dem Publikum als Fernsehansagerin bekannt war.
Das Paar moderierte bis 1991 vor der Kamera voller Eintracht „Zwischen Frühstück und Gänsebraten“. So schien es. Das Publikum im Saal und die Zuschauer vor den Fernsehern dachte schon, die beiden Stars wären miteinander verheiratet.
Margot Ebert und Heinz Quermann: Zwischen Frühstück und Gänsebraten lag viel Zoff
Doch die Harmonie war offenbar nur gespielt. In Wahrheit sollen Quermann und Ebert ziemlich zerstritten gewesen sein. Und 1984 war Margot Ebert, die 2009 starb, in der Kultsendung nicht dabei. Es soll Zoff gegeben haben. Das Gesangsduo Monika Hauff und Klaus-Dieter Henkler übernahmen in jenem Jahr mit Quermann die Moderation. Einmal soll angeblich auch Quermann die Sendung hinschmeißen, weil er mit Margot Ebert nicht klar kam.
Auch als es die Kult-Show längst nicht mehr gab, ging der Zoff weiter. Ebert hatte Mitte der 90er-Jahre in ihrer Autobiografie geschrieben: „Quermann war ein Diktator und Sprücheklopfer, der keine Kritik duldete.“ Und Quermann schoss zurück, nannte Ebert eine „Diva, die nur für ihre Schönheit lebt und ständig Theater spielt.“ In Interviews und Briefen warfen sie sich gegenseitig Gemeinheiten an den Kopf.

Das alles soll aber uns nicht die Freude an der festlichen Kult-Sendung verderben. Denn „Zwischen Frühstück und Gänsebraten“ diese wird auch in diesem Jahr am ersten Weihnachtsfeiertag wieder im Fernsehen gezeigt – und zwar einen ganzen Vormittag lang.
„Zwischen Frühstück und Gänsebraten“: Der DDR-Weihnachtskult geht weiter
Der MDR zeigt am 25. Dezember ab 9.40 Uhr bis 12.10 Uhr ein Best-of der Weihnachtsshow. Dabei sind unter anderem Costa Cordalis, Karel Gott, Olaf Berger, Ireen Sheer, Frank Schöbel mit Aurora Lacasa, Gerd Christian, Paola, Andy Borg, Dagmar Frederic, Peter Schreier, Regina Thoss.
Beim RBB gibt es zwischen 10.25 Uhr und 11.30 Uhr eine ganze Originalsendung von „Zwischen Frühstück und Gänsebraten“ zu sehen. Die Sendung stammt aus dem Jahr 1989, also eine ganz besondere, historische Ausgabe. Denn in jenem Jahr feierten kurz nach dem Mauerfall die Menschen im Osten und im Westen Deutschlands das erste mal wieder zusammen das Weihnachtsfest.