Zu den Filmklassikern, die beim Publikum in der DDR besonders beliebt waren, gehörten nicht nur die Filme der DEFA, sondern auch die Streifen, die von Filmschaffenden in der Sowjetunion gemacht wurden. Filme wie „Die Schneekönigin“ und „Abenteuer im Zauberwald“ mit Väterchen Frost hatten Millionen Fans, die Figuren und die Schauspieler, die ihnen Leben einhauchten, wurden zu echten DDR-Stars, obwohl sie gar nicht von hier kamen. Einer, der in die Filmgeschichte eingegangen ist, ist Georgi Franzewitsch Milljar. Nie gehört? Der Schauspieler erweckte die Hexe Baba Jaga zum Leben, spielte diese gruselige Figur gleich in mehreren Filmen. Wir erinnern an den Märchen-Star.
Hexe Baba Jaga: Dieser Schauspieler hauchte der Märchenfigur Leben ein
Sie ist gruselig, sie lebt mitten im Wald und ihr Hexenhaus steht auf einem Hühnerfuß: Wer diese Beschreibung hört, der denkt sofort an die berühmte Hexe Baba Jaga. Die populäre Märchenfigur spielte in mehreren Filmen eine Rolle, die auch in der DDR große Hits waren, etwa in „Abenteuer im Zauberwald“, einem sowjetischen Streifen, in dem auch Väterchen Frost einen großen Auftritt hatte, und in „Der Hirsch mit dem Goldenen Geweih“. Doch während sich viele noch heute an die Figur erinnern, ist der Star, der sie verkörperte, beinahe vergessen.
Es handelte sich um den Schauspieler Georgi Franzewitsch Milljar – er hauchte der berühmten Hexe in mehreren Filmen Leben ein. Er wurde in Russland geboren, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Nach der Oktoberrevolution arbeitete er als Ausstatter in einem Theater, im Jahr 1920 trat er erstmals als Schauspieler auf. Sein Debüt feierte er als Aschenputtel – weil er als Krankheitsvertretung einsprang. Ab 1924 studierte er drei Jahre lang Schauspiel am „Theater der Revolution“ in Moskau, das später in „Moskauer Dramatisches Theater“ umbenannt wurde, danach gehörte er zum Ensemble des Hauses.
Nach etlichen Auftritten spielte er ab 1923 auch in Filmen mit, wobei ihn vor allem die russischen Märchen prägten. So spielte er im Film „Der Zauberfisch“ von Alexander Rou mit, der Auftakt für eine lange Reihe an Märchenverfilmungen. Georgi Franzewitsch Milljar spezialisierte sich dabei vor allem auf skurrile Charaktere. So verkörperte er die Sagenfigur Koschtschei im Film „Der unsterbliche Kaschtschai“ von 1944 und im Streifen „Feuer, Wasser und Posaunen“ von 1968.
Doch seine größte Rolle war die der Hexe Baba Jaga: Er verkörperte sie erstmals 1939 im Film „Die schöne Wassilissa“, später auch in „Abenteuer im Zauberwald“, in „Feuer, Wasser und Posaunen“ und in „Der Hirsch mit dem Goldenen Geweih“.

Georgi Franzewitsch Milljar spielte viele Rollen, blieb aber immer der Märchen-Star
Doch die Märchen waren, so bedeutend sie auch waren, nur ein Teil seiner beeindruckenden Karriere: Auch Abenteuerfilme und historische Verfilmungen gehörten zu seinem Lebenswerk. Außerdem stand er als Synchronsprecher am Mikrofon, um Rollen in den russischen Versionen ausländischer Produktionen zu sprechen. Dazu gehörten unter anderem die Filme „Der Hauptmann von Köpenick“ und „Der lange Ritt zur Schule“. Zwar wurde Georgi Franzewitsch Milljar im Jahr 1988 mit dem Titel „Volkskünstler der RSFSR“ geehrt, allerdings ging einer seiner grüßten Wünsche nicht in Erfüllung. Laut Berichten wollte er stets auch große, ernsthafte Rollen spielen, verkörperte aber stets Figuren wie die der Hexe Baba Jaga.
Fernab der Mädchen verlief sein Leben in einzelnen Punkten übrigens alles andere als märchenhaft: Zum einen wuchs er arm auf, auch später lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Schon in jungen Jahren war er verheiratet, doch die Ehe scheiterte. Angeblich war er homosexuell, musste seine Neigung aber stets verstecken. Zudem heißt es, er sei dem Alkohol zugeneigt gewesen. Am Set soll er seinen Alkohol sogar in anderen Behältern wie Milchdosen versteckt haben, weil Regisseur Alexander Rou keinen Alkohol am Set duldete. Georgi Franzewitsch Milljar starb kurz vor seinem 90. Geburtstag. Den Fans der alten Märchenfilme und den Film-Fans der DDR wird er noch lange als Hexe Baba Jaga in Erinnerung bleiben. ■