Eine Stunde länger schlafen oder eine Stunde eher aufstehen? Der Irrsinn mit der Zeitumstellung: Am Sonntag, 26. Oktober, Punkt 3 Uhr, ist es wieder so weit. Dann wird in Berlin und im restlichen Europa wieder fleißig an den Uhren gedreht – eine Stunde zurück von Sommer- auf Winterzeit. Dabei sollte mit dem Irrsinn längst Schluss sein.
Schon 2018 sagten über 80 Prozent der Europäer „Schluss mit Zeitumstellung!“ Das ergab eine EU-weite Umfrage, an der sich 4,6 Millionen Menschen beteiligten. Schlafrhythmus gestört, Kinder quengelig, Kühe verwirrt – und wofür? Für eine angebliche Energieersparnis, die schon längst widerlegt ist.
Zur Erinnerung: 1978 beschloss die Bundesrepublik, wie andere europäischen Länder auch, die Sommerzeit einzuführen. Auslöser war damals die Ölkrise von 1973. Durch die Sommerzeit hoffte man, Strom sparen zu können: Eine Stunde mehr Tageslicht sollte eine Stunde weniger künstliches Licht aus der Steckdose bedeuten. Ende Oktober sollten dann die Uhren wieder auf die normale Zeit, sprich Winterzeit, umgestellt werden. 1980 ging es mit der Zeitumstellung los – und die DDR machte mit.

Was damals gut erschien, wollen die Europäer heute nicht mehr. Nach der Umfrage von 2018 folgte dann die Politik. 2019 stimmte das EU-Parlament dafür, die halbjährliche Dreherei an der Uhr abzuschaffen, weil man daraus keinen wirtschaftlichen Nutzen ziehen kann.
Skandinavier wollen für immer die Winterzeit
Und was ist passiert? Nichts! Warum? Ganz einfach: Die EU-Staaten können sich nicht einigen, welche Zeit dauerhaft gelten soll. Sommerzeit oder Winterzeit? Wenn jedes Land sein eigenes Süppchen kocht, droht ein Zeit-Chaos. So könnte das Szenario aussehen: Polen eine Stunde vor, Frankreich eine Stunde zurück – und Deutschland mittendrin, das am liebsten dauerhaft für die Sommerzeit wäre, weil es im Frühjahr und im Sommer abends länger hell bleibt.
Keine Einigung, keine Abschaffung der Zeitumstellung – und diese Länder sorgen dafür, dass der Irrsinn bleibt. Da wären auf der einen Seite die skandinavischen Länder – allen voran Finnland. Sie sind fordern zwar lautstark die Abschaffung der Zeitumstellung. Die ständige Umstellung macht vielen Menschen dort gesundheitlich zu schaffen. Sie wollen aber den Zeitzustand von vor 1980 künftig dauerhaft haben.

Das wäre die Winterzeit. Grund: In den Nordländern wird’s im Winter ohnehin kaum hell. Dafür geht im Sommer die Sonne so gut wie nie unter. Schön für die Skandinavier, aber nicht für die anderen Europäer, die schon im Sommer eine Stunde mehr Sonne haben wollen. Nur die Polen schließen sich der Meinung der Skandinavier an. Für sie ist die dauerhafte Winterzeit (Normalzeit) viel natürlicher ist.
Keine Einigung: Europa droht ein Zeit-Chaos
Kein Wunder, dass in der EU-Debatte Frankreich und Spanien mächtig auf die Bremse treten. Sie fürchten ein Wirrwarr aus Zeitzonen, wenn jedes Land etwas anderes macht. Beispiel: Wenn Deutschland Sommerzeit wählt, Frankreich aber Winterzeit, wäre zwischen Berlin und Paris plötzlich eine Stunde Unterschied – mitten in Europa! Das will keiner so richtig riskieren.
Andere Länder wie Italien oder die Niederlande sind einfach zu träge, eine Entscheidung zu fällen. Keine klare Meinung, keine Eile. Hauptsache, kein Aufwand.


