Hellas ahoi!

Griechen kapern das kultige DDR-Milchhäuschen am Weißen See

Das beliebte Restaurant mit der See-Terrasse bekommt eine Verjüngungskur und öffnet dann als griechisches Restaurant.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Idyllischer Blick vom Strandbad rüber zum Milchhäuschen am Weißen See.
Idyllischer Blick vom Strandbad rüber zum Milchhäuschen am Weißen See.Imago/Ritter

Ouzo statt Pilsener und Korn, Souvláki statt Soljanka. Im traditionsreichen Milchhäuschen am Weißen See gehen die Lichter nicht aus, sondern bald schon wieder an. Mit griechischem Flair will der neue Betreiber das DDR-Kult-Lokal in die Zukunft führen.

Doch von vorn. Im Winter fürchteten Passanten schon das Schlimmste. Das Milchhäuschen am Weißen See in Pankow schien geschlossen. Doch nicht etwa dauerhaft? Kenner schätzen den herrlichen Seeblick von der Sonnenterrasse am Westufer des Weißen Sees. Hier wurden jede Menge Szenen für das ARD-Stasi-Drama „Weissensee“ gedreht. Auf der gegenüberliegenden Seite hat das Strandbad Weißensee seinen Platz. Kurz, das Milchhäuschen ist Kult im Bezirk Pankow.

Kein Wunder, dass Georgios Katsoukis und sein Geschäftspartner nicht lange fackelten, als es Gerüchte gab, der bisherige Betreiber, Sebastian Wachenbrönner, wolle das Geschäft aufgeben. Im Dezember habe er den Kaufvertrag unterschrieben, „das Grundstück dazu pachten wir vom Land Berlin“, sagt Katsoukis dem KURIER. Die Restdauer des Erbpachtvertrags beträgt noch mehr als 40 Jahre, soll aber noch einmal verlängert werden: „Wir wollen das ‚Milchhäuschen‘ nicht nur fünf Jahre behalten, sondern für Jahrzehnte“, so der neue Betreiber.

Das Milchhäuschen hat eine bewegte Geschichte, die auch wirklich mit Milch zu tun hat. Das heutige Milchhäuschen wurde 1967 errichtet, als Ersatzbau für ein hinfälliges Fachwerkhaus, das 1965 abgerissen werden musste. Dieser Vorgängerbau, auch schon Milchhäuschen genannt, stand ungefähr an derselben Stelle, war aber durch die Uferpromenade vom See getrennt.

Alte Postkarte, die das frühere kleine Milchhäuschen am Weißen See zeigt.
Alte Postkarte, die das frühere kleine Milchhäuschen am Weißen See zeigt.Imago

Hier konnte man seit 1913 Milchprodukte wie Milch, Joghurt oder Quark kaufen. Das Säuglings- und Kinderkrankenhaus an der heutigen Hansastraße hatte einen eigenen Kuhstall und eine Meierei. Die Milch von dort konnte im ehemaligen Gartenhaus erworben werden. Auch in der Berliner Allee gab es schon zuvor eine Milchhalle.

Aus dem Milchverkauf wurde irgendwann ein richtiges Restaurant, es behielt den Namen „Milchhäuschen“, zeitweilig hieß das Lokal auch „Haus am See“. Aber spätestens seit 1945 heißt es immer nur noch „Milchhäuschen“, schreibt Wolfhard Spies für das Portal Kiezgeschichten Weißensee. 1995 übernahm der Gastronom Oswald Wachenbrönner das Milchhäuschen, nachdem es wegen ungeklärter Genehmigungen lange leer gestanden hatte und belebte die alte Tradition. Drei Jahrzehnte blieb das Milchhäuschen in Familienbesitz, zuletzt betrieb Wachenbrönners Sohn Sebastian das Café-Restaurant.

Neuer Frühling für das Milchhäuschen

Doch jetzt beginnt mit umfangreichen Umbauarbeiten eine neue Zeit für das Milchhäuschen. Schon jetzt hängen am Lokal Schilder, die Lust auf den Neuanfang machen. Ab Anfang Mai soll hier moderne griechische Küche serviert werden. Der Umbau ist aufwendig, das Häuschen ist in die Jahre gekommen.

Georgios Katsoukis kennt das Lokal am See schon seit er ein kleiner Junge war. Er sei in Hohenschönhausen zur Schule gegangen und aufgewachsen, berichtet er. „Ich kenne mich in der Gegend hier ganz gut aus. Das Milchhäuschen und das Strandbad kenne ich natürlich auch – ich hätte mir das früher nie vorstellen können, dass ich es einmal selbst betreibe.“

Besonders beliebt: der Blick auf den See von der Terrasse aus
Besonders beliebt: der Blick auf den See von der Terrasse ausIMAGO / Berlinfoto

Und auch einen neuen Namen bekommt das Milchhäuschen: „Wir behalten den alten Namen, ändern ihn aber leicht ab“, sagt Katsoukis. „Das Milchhäuschen wird nicht verschwinden, wir dürfen und wollen ja die Tradition nicht auslöschen. Aber wir wollen auch unsere eigene Identität, deswegen wird es künftig ‚Ormos by Milchhäuschen‘ heißen.“

Das griechische Wort „Ormos heißt laut Katsoukis so etwas wie kleiner Hafen, Bucht, Anlegeplatz.“ An diesem Hafen soll es, wie auch im alten Milchhäuschen auch Frühstück am See geben. Das Ormos-Milchhäuschen soll von 9 Uhr bis spät in die Nacht  für leckere Cocktails geöffnet haben. Und im Winter, wenn das Highlight, die Terrasse am See, eigentlich nicht genutzt werden kann, will Georgios Katsoukis einen temporären Wintergarten aufbauen. Auch wenn es kalt ist, kann man dann direkt am See sitzen.

Die 70 zusätzlichen Plätze brauche er, um wirtschaftlich arbeiten zu können, so Katsoukis, der bereits in dritter Generation in der Gastronomie erfolgreich ist. Darauf: Jámas! ■