Deutscher Wetterdienst

Warnung verlängert: Immer noch gefährliche Glätte in Berlin und Brandenburg

Schon in der Nacht kam es vielen Glätte-Unfällen. Die BSR im Dauer-Streueinsatz, in Potsdam wurde der Busverkehr eingestellt.

Author - Stefan Henseke
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Autos fahren über eine vereiste Straße im Bezirk Charlottenburg. Der Deutsche Wetterdienst hat eine Glatteiswarnung für Berlin und Brandenburg ausgegeben.
Autos fahren über eine vereiste Straße im Bezirk Charlottenburg. Der Deutsche Wetterdienst hat eine Glatteiswarnung für Berlin und Brandenburg ausgegeben.Monika Skolimowska/dpa

Autofahrer und Fußgänger müssen am Vormittag weiter aufpassen. Sprühregen fällt auf den gefrorenen Boden – Glatteisgefahr. Der Deutsche Wetterdienst hat um 10.30 Uhr die Gefahrenwarnung für die Hauptstadtregion verlängert. Immer noch heißt es im offiziellen Warnhinweis: „Glatteis, Glätte, Frost“. Das gefährliche Wetter zog in einem schmalen Band von Norden Richtung Osten Deutschlands – bis nach Berlin und Potsdam. Inzwischen sind auch schon Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen betroffen. Schon in der Nacht kam er vielerorts zu Glätte-Unfällen.

„Heute Morgen gebietsweise Glatteis durch gefrierenden Sprühregen und überfrierende Nässe“, teilt der Deutsche Wetterdienst (DWD) für Berlin und Brandenburg mit. Und das gefährliche Wetter bleibt in der Region. Auch in der Nacht zum Sonntag soll es laut DWD gebietsweise Glätte durch überfrierende Nässe, im Süden Brandenburgs Glatteis durch gefrierenden Sprühregen geben.

Die Berliner Stadtreinigung BSR ist seit der Nacht unterwegs, streut auf der Stadtautobahn, auf Bundesstraßen und wichtigen ÖPNV-Straßen – inklusive Radfahrstreifen, wie es heißt. Die BSR weist aber noch mal darauf hin: „Für Gehwege sind Anlieger zuständig.“

Bis Sonntag: Minus 5 Grad und Sprühregen

Trotz Sprühregen bleibt es kalt. Der DWD sagt für heute Morgen und die Nacht zum Sonntag verbreitet leichten Frost mit Temperaturen von bis -5 Grad voraus. Das heißt: Die Glatteisgefahr kehrt in der Nacht zu Sonntag zurück.

Grund für die ungewöhnliche und ungemütliche Wetterlage: „Zwischen einem Hoch mit Schwerpunkt südlich von Island und tiefem Luftdruck über Nordosteuropa strömt zunächst mäßig warme Meeresluft, ab der Nacht zum Sonntag eine Luftmasse subpolaren Ursprungs nach Brandenburg und Berlin“, heißt es beim Deutschen Wetterdienst.

In Berlin wurden von Freitag (16 Uhr) bis Samstagvormittag (10 Uhr) 565 Unfälle von der Polizei registriert, sagt ein Sprecher zum KURIER. Bei 20 Unfällen wurden Personen verletzt, darunter eine schwer. Bis etwa zum Mittag müsse im gesamten Stadtgebiet mit glatten Straßen und Wegen gerechnet werden, teilt die Feuerwehr in einer Warnung mit. „Vermeiden Sie nach Möglichkeit nicht notwendige Aufenthalte im Freien.“

Die ganze Nacht über und am Morgen waren die Streufahrzeuge der Berliner Stadtreinigung BSR im Dauereinsatz. Rund 2300 Beschäftigte mit 540 Räum- und Streufahrzeugen kümmern sich um den BSR-Winterdienst.
Die ganze Nacht über und am Morgen waren die Streufahrzeuge der Berliner Stadtreinigung BSR im Dauereinsatz. Rund 2300 Beschäftigte mit 540 Räum- und Streufahrzeugen kümmern sich um den BSR-Winterdienst.Christophe Gateau/dpa

Nach vorläufigen Angaben der Polizei wurden in Brandenburg seit Freitagabend 18 Uhr rund 120 Verkehrsunfälle gemeldet. Dabei seien 19 Menschen verletzt worden, sagt ein Sprecher. Besonders betroffen: die Landkreise Oberhavel, Potsdam-Mittelmark, Teltow-Fläming, Havelland, Barnim sowie Oder-Spree, wie die Märkische Allgemeine berichtet. Am Morgen fuhren in Potsdam aufgrund der Kälte keine Busse. „Witterungsbedingt ist der Busverkehr im Stadtgebiet Potsdam aktuell eingestellt“, hieß es von den Stadtwerken Potsdam.

Auf der A10 zwischen Genshagen und Rangsdorf rutsche ein Lkw in die Leitplanken, auf der B246 zwischen Beelitz und Zauchwitz verlor eine Frau bei Blitzeis die Kontrolle über ihren Wagen, kam von der Fahrbahn ab und überschlug sich mehrmals. Zum Glück wurde sie nur leicht verletzt.

Auch in der Osthälfte Mecklenburg-Vorpommerns waren in der Nacht glatte Straßen Auslöser für mehr als ein dutzend Unfälle. In zwei Fällen wurden Autofahrer leicht verletzt. Das Präsidium in Neubrandenburg zählte bis zum frühen Morgen 15 Einsätze. Besonders betroffen: der südliche Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.

Auch auf Autobahnen wird vor gefährlicher Glätte gewarnt.
Auch auf Autobahnen wird vor gefährlicher Glätte gewarnt.Jason Tschepljakow/dpa

Auf der B198 nahe Klein Trebbow etwa kam ein 26-Jähriger mit seinem Wagen von der Straße ab. Er fuhr zu schnell für die winterglatte Fahrbahn und habe sich leichte Verletzungen zugezogen, hieß es.

Auf der Autobahn: Massen-Crash mit 13 Verletzten

In Niedersachsen kam es am Samstagmorgen gegen 4 Uhr auf der Autobahn A1 zu einem schweren Verkehrsunfall mit insgesamt 13 verletzten Personen. Der Unfall ereignete sich zwischen den Anschlussstellen Ahlhorner Dreieck und Wildeshausen-West. Fünf Fahrzeuge rutschten ineinander.

Eine dichte Nebelschicht sowie extreme Straßenglätte erschwerten die Arbeit der Einsatzkräfte. Beim Aussteigen konnten sich die Feuerwehr- und Rettungskräfte nur in kleinen Schritten fortbewegen, da die Fahrbahn einer Eisfläche glich.

Zerstörte Autos stehen nach einem Mega-Crash auf der A1. Dreizehn Menschen sind bei dem Unfall auf der spiegelglatten Fahrbahn verletzt worden.
Zerstörte Autos stehen nach einem Mega-Crash auf der A1. Dreizehn Menschen sind bei dem Unfall auf der spiegelglatten Fahrbahn verletzt worden.Nord-West-Media TV/dpa

Nach einer ersten Erkundung stufte der Rettungsdienst das Einsatzstichwort von „Verkehrsunfall“ auf „Massenanfall von Verletzten“ hoch. Kurz nach dem Eintreffen der Feuerwehr fuhren zwei Streufahrzeuge durch den betroffenen Bereich, um die Glätte zu bekämpfen und die Sicherheit für Einsatzkräfte und Betroffene zu erhöhen.