Friedrichshain

Poller-Ärger in Berlin: Warum eine 300-Meter-Straße den Kiez spaltet

Poller, Einbahnstraßen und Umwege: Im Ostkreuz-Kiez sorgt die Verkehrsberuhigung für Ärger. Anwohner und Politiker fordern Änderungen.

Author - Sebastian Karkos
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Fahrradstraße und Einbahnstraße: Die Modersohnstraße kann vom Süden her nicht Richtung Wühlischstraße befahren werden.
Fahrradstraße und Einbahnstraße: Die Modersohnstraße kann vom Süden her nicht Richtung Wühlischstraße befahren werden.Markus Wächter/Berliner Zeitung

Kleine Ursache, große Wirkung. Die Modersohnstraße in Friedrichshain ist von der Simplonstraße bis zur Revaler Straße nur rund 300 Meter lang. Und doch spielt sie im Verkehrsberuhigungskonzept des Ostkreuz-Kiezes eine zentrale Rolle.

Hintergrund: Der grün geführte Bezirk will mit zahlreichen Maßnahmen die Verkehrssicherheit erhöhen. Anfang 2026 werden Poller in der Revaler Straße in Höhe Haasestraße installiert. Die Folge: Autofahrer vom Bahnhof Ostkreuz erreichen die Kreuzung Modersohn-/Revaler Straße nicht mehr, ohne einen Umweg über die Warschauer Straße nehmen zu müssen. Dort, an der Revaler Straße, liegt ein Gewerbegebiet mit zwei Supermärkten, einer Drogerie und einem Frauen-Fitnessstudio.

Eine mögliche Lösung wäre die Aufhebung der Einbahnstraße in der Modersohnstraße und die Durchbindung der Gärtnerstraße bis zur Wühlischstraße. Das würde vieles für die Anwohner erleichtern.

Ein Antrag der Partei Die Linke wurde bereits abgelehnt

Doch: Ein entsprechender Antrag der Partei Die Linke wurde bereits vor einem Jahr auf der Bezirksverordnetenversammlung abgelehnt. Für René Perez-Dominguez bis heute unverständlich. Gerade angesichts der aktuellen Diskussionen rund um das Gewerbezentrum. Der Fraktionsvorsitzende und verkehrspolitische Sprecher der Linke aus Friedrichshain-Kreuzberg sagt: „Wir müssen nicht alle Maßnahmen zurücknehmen. Aber genau hier sehe ich einen Punkt, an dem man sinnvoll nachjustieren kann – ohne die Verkehrsberuhigung grundsätzlich infrage zu stellen. Es geht auch darum, das Signal zu setzen: Wir nehmen Probleme wahr und kümmern uns darum.“

Die Modersohnstraße (Kreis) liegt mitten im sog. Teilgebiet C. Drumherum befinden sich viele Einbahnstraßen, die die direkte Durchfahrt zur Revaler Straße im Süden unmöglich machen.
Die Modersohnstraße (Kreis) liegt mitten im sog. Teilgebiet C. Drumherum befinden sich viele Einbahnstraßen, die die direkte Durchfahrt zur Revaler Straße im Süden unmöglich machen.berlin.de

Denn durch die Einrichtung der Einbahn- bzw. Fahrradstraße in der Modersohnstraße verlagert sich der Verkehr auf Nebenstraßen. So werden Dirschauer- und Libauer Straße bald zu Einbahnstraßen – und zwangsläufig zu Ausweichstrecken. Perez-Dominguez warnt: „Das Problem wird auf kleinere und ungeeignete Straßen verlegt. Die Beruhigung der Modersohnstraße schafft Schwierigkeiten für viele andere.“

Der Linke-Politiker ergänzt: „Die Grünen würden jetzt vielleicht sagen: ‚Wenn wir diese Straße öffnen, verliert das Konzept seinen Sinn.‘ Aber es geht nur darum, bis zur nächsten großen Straße – einer Landesstraße – eine Verbindung zu schaffen. Dort, wo schon immer etwas Verkehr war, bleibt er. Und die Nebenstraßen werden entlastet.“

Auf dem kurzen Abschnitt der Modersohnstraße gibt es im Übrigen keine Wohnhäuser. Perez-Dominguez kritisiert: „Die Idee ist, alles auf die Hauptstraßen zu lenken, damit es dort irgendwann nicht mehr funktioniert und die Leute weniger Auto fahren. Aber es ist ein Witz, wenn man das in einem Teil Berlins macht, in dem ohnehin wenig Auto gefahren wird. Man macht das Problem größer für die Anwohner, ohne das eigentliche Ziel zu erreichen. Menschen fahren nicht Auto, weil sie Spaß daran haben, sondern weil sie einmal pro Woche einen Großeinkauf machen müssen. Für sie ist das ein Problem.“

Die Revaler Straße Ecke Modersohnstraße. Nur Fahrradfahrer haben freie Fahrt.
Die Revaler Straße Ecke Modersohnstraße. Nur Fahrradfahrer haben freie Fahrt.Markus Wächter/Berliner Zeitung

Der 42-Jährige will das Thema nach den Berlin-Wahlen im September 2026 erneut auf die Agenda setzen. Aktuell sieht er keine Chance, dass die Maßnahmen zurückgenommen werden: „Alle meine Vorschläge, ein oder zwei Maßnahmen zu überdenken, wurden kategorisch abgelehnt. Man darf am Bezirksamt nicht zweifeln. Alles, was sie tun, ist richtig.“

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