Die Verpollerung in Friedrichshain schreitet voran. Mitte der Woche wurden die sogenannten Sperrpfosten in der Simplonstraße, auf Höhe der Modersohn-Grundschule, verbaut. Es werden nicht die letzten sein.
Anfang 2026 trifft es die Revaler Straße. Und das sorgt für Ärger. Die Pfosten an der Haasestraße werden in unmittelbarer Nähe zu einem Gewerbegebiet aufgestellt. Wer künftig von der Sonntagstraße im Ostkreuz-Kiez mit dem Auto zum Rewe-Supermarkt möchte, muss einen langen Umweg über die Warschauer Straße nehmen. Filialleiter Dennis Henkelmann (34) ist bedient. Die Maßnahme könnte ihm Kunden kosten.
Rewe ist Besitzer des Grundstücks, auf dem noch ein Discounter (Aldi), eine Drogerie (Budni) und ein Fitnessstudio (Lady Company) stehen. Henkelmann: „Wir sind im Dialog mit einem Rechtsanwalt: Was können wir machen, um ins Gespräch zu kommen?“ Von einer Klage will er noch nichts wissen: „Wir wollen keinen Streit, nicht mit der Trompete reinkommen. Wir möchten einfach einen ehrlichen, vernünftigen Dialog finden.“
War die Informationsveranstaltung eine Einbahnstraße?
Sein Vorwurf: Der grün geführte Bezirk stellte ihn vor vollendete Tatsachen: „Es gab verschiedene Informationsveranstaltungen, eine davon war für Gewerbetreibende. Und da wurde mir eigentlich schon klar aufgezeigt: ‚Wir informieren euch, dass es so geschehen wird‘. Richtig nachgefragt bei uns wurde nicht. Es war mehr oder weniger eine Einbahnstraße.“ Laut eigenen Angaben besuchen 25.000 bis 26.000 Kunden pro Woche seinen Markt. Wie viele davon mit dem Auto anreisen, soll demnächst eine Kundenbefragung beantworten.

Mit der Installierung der Poller dürfte sich die Zahl der Pkw-Kunden reduzieren. Henkelmann: „Für mich ist das natürlich negativ. Ich möchte Nachversorger für meinen Kiez sein. Und der Kiez erstreckt sich vom Stralauer Kiez, Boxhagener Kiez bis zur Frankfurter Allee. Ich möchte für jeden Kunden erreichbar sein und diese Möglichkeit wird mir dadurch genommen, definitiv.“

Die Poller in der Revaler Straße sind Teil des Gesamtkonzepts zur Verkehrsberuhigung im Ostkreuz-Kiez. Auf Anfrage schreibt das Bezirksamt: „Mit dem Modalfilter in der Revaler Straße wird der seit der Einrichtung der Fahrradstraße Modersohnstraße zunehmende Kfz-Durchgangsverkehr in der Revaler Straße, Haasestraße und Döringstraße unterbunden und der Kfz-Durchgangsverkehr auf die Hauptverkehrsstraßen geleitet. Dem Bezirksamt liegt eine hohe Anzahl an Beschwerden von Anwohnern über hohen Kfz-Durchgangsverkehr und Gefährdungen der Verkehrssicherheit in diesen Straßen vor.“
Der Anlieferverkehr ist durch die Poller zwar nicht gefährdet, doch letztlich geht es um die Kunden, die mit dem Auto kommen – beziehungsweise dann nicht mehr kommen. Henkelmann hat Sorge vor den Folgen: „Ich bin Arbeitgeber für circa 80 Mitarbeiter. Und ich möchte nicht in der Angst leben, dass sich da was verändert, sondern ich möchte auf lange Sicht ein Arbeitgeber für viel mehr Mitarbeiter sein.“
Kunden droht ein Umweg von bis zu zweieinhalb Kilometern
Ob ein Austausch mit dem Bezirksamt überhaupt noch etwas bringt? Henkelmanns Optimismus hält sich in Grenzen: „Natürlich kann man sich darüber streiten, ob man 300, 400 Meter mit dem Auto fahren muss, um einzukaufen. Aber es gibt Leute, die nicht gut zu Fuß sind, die müssten dann einen Umweg von zwei bis zweieinhalb Kilometern fahren. Mir erscheint es, dass der Autoverkehr mit aller Macht aus dem Kiez gebracht werden soll.“




