Es war jugendlicher Leichtsinn, der im doppelten Tod endete. Das lebensgefährliche S-Bahn-Surfen aus den 90er-Jahren ist wieder zurück. Aufgestachelt von Videos im Internet machen immer mehr junge Menschen den Trend mit. Er endet oft tödlich. Am 27. April 2025 kamen der Hertha-Fan Konsti und sein Freund am S-Bahnhof Schlachtensee ums Leben. Eine Signalbrücke wurde ihnen zum Verhängnis. Jetzt gaben die Schwester und der Bruder von Konsti ein Interview für die Homepage von Hertha BSC – eine erschütternde Mahnung an alle S-Bahn-Surfer.
Seine Schwester denkt in der Trauer sehr oft an ihn: „Konsti war ein sehr lustiger und schlagfertiger Mensch, das hat ihn besonders ausgemacht. Sein breites Grinsen fehlt uns, und es fehlt vielen anderen.“
Nach dem erschütternden Tod auf der S-Bahn meldeten sich viele Freunde bei der Familie. Konstis Bruder: „Wir haben an den Briefen, die wir nach seinem Tod bekommen haben, auch gemerkt, wie sehr ihn alle für diese fröhliche Art geschätzt haben. Er war insgesamt sehr leidenschaftlich, hat bestimmte Hobbys, die er schon hatte, seit er ein kleines Kind war, immer durchgezogen: Tennis, Wandern gehen in den Bergen, Skifahren. Und das betrifft auch seine Verbindung zu Hertha. Wir sind alle Hertha-Fans in der Familie, aber er war der größte.“
Der blau-weiße Traditionsverein war seine Leidenschaft, doch eine andere kam hinzu – S-Bahn-Surfen. Es endete für Konsti und seinen Freund tödlich. Schwester und Bruder richten sich jetzt mutig an die Öffentlichkeit, wollen mahnen.

Sein Bruder erklärt: „Nach Konstis Tod kam mir relativ schnell der Gedanke, auf Hertha zuzugehen – weil ich ihn so sehr mit Hertha verbunden habe. Es fühlt sich richtig an, mit dem Klub, den Konsti so geliebt hat, das Thema anzugehen.“
Ergreifende Mahnung an alle S-Bahn-Surfer
Seine Schwester gibt offen zu, wie schwer die Entscheidung war: „Eigentlich ist der Instinkt, sich zurückzuziehen und in einem engen Kreis zu bleiben. Es ist nicht leicht, etwas so Intimes mit der Öffentlichkeit zu teilen. Aber wir sind uns sehr sicher, dass der Schritt richtig und dringlich ist.“
Die trauernden Geschwister wollen Jugendliche vor diesen oft tödlichen Mutproben warnen. Der Bruder erklärt: „Man hat den Eindruck, dass sich Trainsurfen zu einem Trend entwickelt. Das Ganze scheint sich zu verbreiten, deshalb hatten wir das Gefühl, jetzt handeln zu müssen.“

Es geht um Videos im Internet, in denen alles so cool und einfach aussieht, um den Nervenkick beim S-Bahn-Surfen zu bekommen. Doch die Gefahr, von einem Mast erwischt zu werden, unterschätzen viele Jugendliche und junge Männer. Es ist kein Computerspiel, sondern kann tödlich enden.
Die Internetvideos sind schuld
Konstis Schwester klagt an: „Der Kontrast zwischen dem, was dort vermittelt wird, und unserer Realität, dem, was unser Bruder, sein Freund und wir erfahren mussten, ist riesig. Wenn Menschen dort zu pathetischer Musik in den Sonnenuntergang fahren, man aber eben weiß, wie das ausgehen kann, sind solche Videos sehr frustrierend. Es macht mich auch wütend, dass solche Inhalte so unreflektiert verbreitet werden – gerade von Menschen, die eine große Reichweite haben und offenbar nicht darüber nachdenken, welchen Einfluss sie haben. Wir waren schockiert, dass unser Bruder so etwas macht, sein Leben so aufs Spiel gesetzt hat – und haben dann mit der Zeit bemerkt, dass ihm und seinem Freund vielleicht gar nicht bewusst war, dass sie genau das tun.“
Der Bruder ergänzt: „Man sollte gut darüber nachdenken, was man dabei aufs Spiel setzt und welche Konsequenzen Trainsurfen haben kann – nicht nur für das eigene Leben, sondern auch für das der Mütter, Väter, Geschwister, Freunde, in das ein tiefes Loch gerissen werden kann. Die schrecklichen Konsequenzen sollte man sich bewusst machen.“



