Fahrgastverband dagegen

Milliarden-Plan: Muss U7 wirklich zum BER? S-Bahn und Regio rollen doch!

Das Signal für die Verlängerung der U7 zum BER steht auf Grün. Der Bund muss nur noch die Kohle herausrücken. Doch der Berliner Fahrgastverband ist gegen die Streckenverlängerung.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Finanziell machbar: Über die Verlängerung der U-Bahn-Linie U7 von Rudow zum BER wird wieder heftig diskutiert.
Finanziell machbar: Über die Verlängerung der U-Bahn-Linie U7 von Rudow zum BER wird wieder heftig diskutiert.Guido Koppes/imago

Ein alter Plan kocht wieder hoch – die Verlängerung der U-Bahn-Linie U7 von Rudow (Neukölln)  zum Hauptstadtflughafen BER. Seitdem in einer Machbarkeitsstudie die Wirtschaftlichkeit des Milliarden-Projektes bescheinigt wurde, sind die Verkehrsplaner in Berlin und Brandenburg total aus dem Häuschen. Doch braucht man wirklich die megateure U7-Verlängerung, damit Passagiere angeblich noch schneller zum BER kommen? Der Berliner Fahrgastverband Igeb ist da sehr skeptisch.

Seit Jahren wird über den Ausbau der U7 diskutiert. Mit der Verlängerung kämen vor allem Menschen aus den Bezirken Spandau, Charlottenburg-Wilmersdorf, Tempelhof-Schöneberg, Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln besser zum BER. Und umgekehrt kämen mit der ausgebauten Strecke die am Flughafen ankommenden Passagiere schneller in den westlichen Teil von Berlin. Teure Taxifahrten wären vorbei.

Bisher gab es nur ein Problem: die Kosten! Auf der 30 Kilometer langen Verlängerung sollen sieben neue Bahnhöfe entstehen. Der bestehende Bahnhof Schönefeld soll zum Umsteigebahnhof ausgebaut werden.

Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD), damals Berlins Regierende Bürgermeisterin, hatte 2023 eine Kostenspanne von 811 bis 890 Millionen Euro genannt. Aber wer die Bauvorhaben in Berlin verfolgt, weiß: Sie dauern und kosten am Ende gewaltig mehr als geplant. Bei der U7-Verlängerung kann man daher schon von einer Milliarde Euro ausgehen, die mindestens in das Projekt fließen, das 2035 stehen soll.

U7 nach BER: Laut Studie ist das Milliardenprojekt finanziell machbar

Daher gab der Senat eine Studie in Auftrag, die das Kosten-Nutzen-Verhältnis klären sollte. Nun liegt das Gutachten vor. Der volkswirtschaftliche Nutzen überwiege die Investitionskosten, so das Ergebnis der beauftragten Untersuchung.

Da kommt Jubel auf. Jetzt könne man für die teure U7-Verlängerung endlich beim Bund Fördergelder beantragen. Der Zeitpunkt könnte günstiger nicht sein. Schließlich zeigt sich die künftige Bundesregierung vor allem bei der Unterstützung von Infrastruktur-Projekten richtig spendabel.

Die Gemeinde Schönefeld drängelt daher schon, die sich wie der Senat oder die Brandenburger Landesregierung an der Beauftragung der Studie beteiligt hatte. Jetzt sei es erforderlich, dass sich die Verantwortlichen zur Finanzierung und zum Förderantrag austauschen, teilt die Gemeinde mit.

Doch brauchen die Berliner die U7-Verlängerung zum BER wirklich? Der Fahrgastverband Igeb hat dazu eine eindeutige Meinung. „Grundsätzlich halten wir eine Verlängerung weder kurz- noch mittelfristig für wichtig“, sagt Igeb-Sprecher Christian Lindow dem KURIER.

In der Tat würden über 50 Prozent der BER-Passagiere die Öffis für die Fahrt zum und vom Hauptstadtflughafen nutzen. Dennoch müsse man aber nicht die U7 verlängern. „Der BER ist exzellent mit der S-Bahn angebunden. Dazu kommt noch der Regio“, sagt Linow.

Igeb-Sprecher Christian Linow
Igeb-Sprecher Christian Linowprivat

Allerdings muss man dazu sagen: Wenn dann S-Bahn und die Regio-Züge fahren, und nicht etwa durch Bauarbeiten gestoppt werden, wie es auch schon in der Vergangenheit vorgekommen ist. Doch darum eine U-Bahn-Linie erweitern? Das viele Geld, das man für die U7-Verlängerung benötigt, könnte man auch an anderer Stelle ausgeben, so Igeb-Sprecher Linow. „Bei der BVG gibt es genügend andere, wichtigere Baustellen.“

U7 zum BER? „Bei der BVG gibt es genügend andere, wichtigere Baustellen“

Und der Sprecher des Fahrgastverbandes zählt die Baustellen auf, die man schnell angehen sollte, damit die Berliner mit den Öffis schneller überall in der Stadt unterwegs sein können. „Hinsichtlich der Netzexpansion wären erst einmal Straßenbahnen-Strecken zu bauen, wie beispielsweise in die Gropiusstadt. Aber ausgerechnet die wurden auf Eis gelegt“, sagt Linow.

Und selbst im U-Bahn-Bereich gäbe es nach seiner Ansicht nach wichtigere Streckenverlängerungen als bei der U7. „Eine U9 nach Pankow hätte einen echten Verkehrswert.“ Denn in dem Bezirk sind im Norden neue Wohngebiete geplant, die dringend eine schnelle Anbindung an das öffentliche Nahverkehrsnetz benötigen.

Wohnsiedlungen besser ans Netz bringen, könne man auch mit der U7-Verlängerung. „Wenn es dann der politische Wille ist, unbedingt die U7 zu verlängern, wäre es viel wichtiger, das Kosmosviertel anzubinden“, sagt Linow.

Die Plattenbausiedlung am Rand von Altglienicke, die am Ende der DDR von 1987 bis 1991 errichtet wurde, ist momentan nur mit Bussen erreichbar, sagt er. „Die U7 könnte hier die Lücke nach Rudow und zur Grünbergallee schließen und in einem nächsten Schritt trotzdem bis zum BER verlängert werden.“

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