21 Jahre Gastro-Star

Tim Raue: Nach dem Fernsehturm ist Schluss mit lecker!

Spitzenkoch Tim Raue hat gerade ein neues Restaurant im Fernsehturm eröffnet. Danach ist Schicht im Schacht, sagt er im KURIER-Interview.

Author - Karim Mahmoud
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Spitzenkoch Tim Raue in seinem neuen Fernsehturm-Restaurant.
Spitzenkoch Tim Raue in seinem neuen Fernsehturm-Restaurant.Nils Hasenau

Tim Raue macht den Berliner Fernsehturm neu und Berlin staunt, was der gefeierte Spitzenkoch im Turm am Alexanderplatz für aufregende Gerichte auf den Teller zaubert. Das Restaurant „Sphere Tim Raue“ in 207 Metern Höhe bietet erstmals authentische Ost-West-Küche – von Soljanka über Königsberger Klopse bis hin zu Schnitzel. Das sieht alles sehr bodenständig aus, ist geschmacklich aber ein gehobener Knaller. Nur leider ist das Fernsehturm-Restaurant das letzte, das Tim Raue aufmacht. Er will kein weiteres Restaurant mehr haben, sagt er im KURIER-Interview – eine Überraschung.

Was verbinden Sie mit dem Fernsehturm?

Der Fernsehturm ist für mich ein Ort, wo Ost und West aufeinandertreffen, und das habe ich eben sofort als Chance gesehen und ein kulinarisches Konzept dazu gebastelt, was genau das verbindet. Das heißt also nicht mehr nur, wie in meinen Restaurants Villa Kellermann oder La Soupe Populaire,  die Berliner Küche, sondern so was wie Soljanka, Broiler oder Schwedenbecher zu integrieren.

Auch wenn der Fernsehturm weltberühmt ist: Wie hoch ist das Risiko zu scheitern?

Wir sind im zweiten Jahr in der Rezession, es ist also egal, was man macht. Es ist bei dem nicht vorhandenen Wirtschaftswachstum und dem wenigen Geld, das die Leute inzwischen im Portemonnaie haben, natürlich ein Risiko für mich. Aber ich sehe das auch als Chance, Außergewöhnliches zu kreieren und zu leisten. Und vor Herausforderungen habe ich mich noch nie gescheut.

Tim Raue (r.) mit seinem Team im neuen Fernsehturm-Restaurant „Sphere“.
Tim Raue (r.) mit seinem Team im neuen Fernsehturm-Restaurant „Sphere“.Funke Foto Services

Welche Gäste sollen kommen?

Es ging gar nicht darum, was ich mir schon für Gäste wünsche, sondern um das, was wir hier schon haben. Es sind eben vor allem Familien. Hier kommen Menschen her, die mit ihren Kindern im Urlaub sind. Aber was uns fehlt, ist ein regionaler Bezug.

Tim Raue möchte wieder mehr Berliner im Fernsehturm sehen

Also Gäste von hier?

Ich möchte, dass Berliner und Brandenburger kommen, das wollen wir ausbauen. Wir möchten, dass wir mit der Speisekarte Appetit darauf machen, dass sie ihren Hochzeitstag hier feiern, ihre Firmung oder ihre Jugendweihe. Dass der Fernsehturm wieder ein Ort wird, wo du hinkommst und sagst, das ist speziell. Es gibt eine fantastische Aussicht, aber vor allen Dingen auch eine großartige Küche.

Tim Raue neben seiner Frau Katharina.
Tim Raue neben seiner Frau Katharina.Sven Simon/imago

Wie weit sind Sie mit dem Osten verbandelt?

Mein Küchendirektor Steve Karlsch ist seit 21 Jahren an meiner Seite und er lebt acht Minuten von hier entfernt in Pankow. Mit dem habe ich alle Restaurants der letzten 21 Jahre aufgemacht. Und wo wir das auf den Tisch gekriegt haben als Anfrage, hat er einfach nur gesagt: Ja! Und dann war klar, wir machen das.

Wohin geht es nach der Eröffnung im Fernsehturm?

Ich bin jetzt 51 und habe meiner Frau schon vor drei Jahren versprochen, kein weiteres stationäres Restaurant mehr aufzumachen. Und jetzt ist wirklich Schicht im Schacht. Ich brauche kein weiteres Restaurant. Der Fernsehturm ist in der Mitte meiner Heimatstadt. Es gibt keinen anderen Ort, von dem ich auch nur annähernd geträumt hätte, dass ich dort jemals ein Restaurant haben dürfte, und ich bin sehr, sehr stolz und dankbar.