Es klingt wie eine tolle Nachricht für alle, die auswärts essen: Die Mehrwertsteuer für Essen im Restaurant soll dauerhaft nur noch 7 statt 19 Prozent betragen. Gerichte gibt es also bald günstiger, so die Hoffnung – doch daraus wird wohl nichts: Speisen könnten bald sogar noch teurer werden.
Die Preise in einstmals günstigen Restaurants sind seit der Coronazeit deutlich angezogen; etliche kleinere Betriebe haben den Einbruch der Pandemiezeit mit strengen Hygieneregeln und Einlassbeschränkungen nicht überlebt. Selbst trendige Restaurantketten wie Vapiano rutschten vorübergehend in die Insolvenz. Dabei hatte die Bundesregierung die Mehrwertsteuer in der Coronazeit zur Entlastung der Unternehmen bereits auf 7 Prozent gesenkt, dann aber wieder angehoben. Nun soll sie ab 2026 dauerhaft nur noch 7 Prozent für Speisen betragen – so haben es SPD und Union im Koalitionsvertrag ausgehandelt.
>> Hier der ganze Koalitionsvertrag als Download (PDF)
Trotz Mehrwertsteuersenkung: Restaurant-Essen wird nicht billiger, sondern letztlich teurer
Billiger wird Essen für Kunden aber deshalb noch nicht, so der Branchenverband Dehoga (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband): Michael Schmidt vom Dehoga-Landesverband Sachsen-Anhalt sagte im MDR, er könne jeden Betrieb verstehen, der trotz der Mehrwertsteuersenkung bei den alten Preisen bleibe. Alte Preise trotz sinkender Mehrwertsteuer bedeuten jedoch letztlich eine verdeckte Preissteigerung.
Die rechtfertigt der Dehoga-Funktionär mit einem hohen Kostendruck, vor allem im ländlichen Raum. Die Senkung der Mehrwertsteuer eröffne den Gastronomiebetrieben Möglichkeiten und Spielräume, Preise neu zu kalkulieren, so Schmidt. Voraussichtlich würden sich viele Betriebe jedoch gegen niedrigere Preise entscheiden.
Diese Gastro-Unternehmen profitieren besonders von der Mehrwertsteuersenkung für Restaurants
Welche Unternehmen profitieren aber besonders von der Mehrwertsteuersenkung? Einer aktuellen Rangliste des Fachmagazins foodservice zufolge sind es drei Konzerne, die sich den größten Teil der Gastro-Umsätze in Deutschland aufteilen. Mit Abstand vorne liegt dabei die US-Burgerkette McDonald's mit 4,8 Milliarden Euro Jahresumsatz (2024). Auch die Nummer 2 ist eine US-Burgerkette, Konkurrent Burger King schafft es in Deutschland auf 1,225 Milliarden Euro Jahresumsatz. Auf Platz 3 liegt die Rastplatz-Kette Tank & Rast mit 419 Millionen Euro. Wie alle Reisenden wissen, wird dort Essen selten günstig angeboten. Die Rastplätze selbst werden mit Steuereinnahmen aus der Mineralölsteuer betrieben. Tank und Rast ist ein Quasi-Monopolist, der fast alle Rastplätze in Deutschland betreibt. Ortsweise werden wiederum Flächen an Gastro-Unternehmen wie McDonald's verpachtet.
Geben diese Unternehmen die Mehrwertsteuersenkung nicht 1:1 an die Endkunden weiter, kommt dies einer Erhöhung der Nettopreise nahe. Außerdem können große Unternehmen im Einkauf anders kalkulieren als keine Restaurants, die ihre Zutaten häufig von lokalen Betrieben beziehen. Sie stehen wegen gestiegener Lebensmittelpreise wie Personalkosten massiv unter Druck. Doch insgesamt hat die Gastro-Branche einschließlich Catering 2024 ein Umsatzplus von 2,4 Prozent verzeichnet. Während einige Betriebe kaum noch profitabel arbeiten können, verdienen andere auch in Zeiten der Krise auskömmlich. ■