Experten warnen

Schnäppchen im Kühlregal: Kunden mit fieser Preisfalle abgezockt!

Wer beim Lebensmitteleinkauf auf jeden Cent achten muss, soll lieber zweimal hinschauen. Denn stark reduzierte Waren sind meist nicht die günstigsten.

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Reduzierte Ware im Kühlregal ist nicht immer die günstigste – auch wenn große Schilder den Anschein erwecken.
Reduzierte Ware im Kühlregal ist nicht immer die günstigste – auch wenn große Schilder den Anschein erwecken.KI

Wer beim Wocheneinkauf auf der Suche nach einem echten Schnäppchen im Kühlregal ist, sollte nicht blindlings zugreifen – selbst wenn das gelbe oder rote „Reduziert“-Schild winkt. Denn was auf den ersten Blick wie ein Super-Deal aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinsehen nicht selten als Preisfalle. Eine aktuelle Untersuchung der Verbraucherzentrale sorgt nun für ordentlich Zündstoff: Reduzierte Ware ist längst nicht immer die günstigste!

Im Rahmen des Projekts „Gesund und nachhaltig essen mit kleinem Budget“ haben Ernährungsfachleute aus vier Bundesländern rund 120 gekühlte Lebensmittel unter die Lupe genommen. Im Fokus: Produkte kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeits- oder Verbrauchsdatums. Das Ergebnis? Zwar war im Schnitt ein Preisnachlass von rund 32 Prozent drin – doch in vielen Fällen gab es vergleichbare Produkte zum Normalpreis, die trotzdem günstiger waren!

Schnäppchen im Supermarkt sind nicht am günstigsten

Besonders pikant: In 15 von 27 Fällen, in denen ein Vergleichsprodukt gefunden wurde, schnitt dieses preislich besser ab als das vermeintliche Sonderangebot. Und das nicht nur bei Handelsmarken – auch bei bekannten Markenprodukten! Für alle, die auf jeden Cent achten müssen, ist das eine bittere Pille. Gerade jetzt, wo die Lebensmittelpreise immer weiter steigen – laut Statistischem Bundesamt allein im März um satte 2,4 Prozent.

Was Verbraucher zusätzlich ins Schwitzen bringt: die mangelhafte Kennzeichnung der reduzierten Ware. Nur bei 16 von 119 Artikeln war der tatsächliche neue Preis angegeben. Der Rest? Prozentangaben, die zur Rechenaufgabe werden. „Die Suche nach dem günstigsten Preis wird Verbraucher nicht leicht gemacht“, so die Kritik der Experten der Verbraucherzentrale. Besonders problematisch: Die Platzierung der Produkte ist oft unübersichtlich – mal mitten im regulären Regal, mal versteckt in kleinen Restekisten.

Bei vermeintlichen Schnäppchen bei Lebensmitteln sollte man genau hinschauen.
Bei vermeintlichen Schnäppchen bei Lebensmitteln sollte man genau hinschauen.IMAGO/Rolf Poss

Silvia Monetti, Projektleiterin bei der Verbraucherzentrale NRW, fordert mehr Wertschätzung im Umgang mit reduzierten Lebensmitteln: „Wichtig ist aus unserer Sicht, dass die reduzierten Produkte gut sichtbar gekennzeichnet, mit Wertschätzung angeboten und nicht in ‚Ramschkisten‘ gesteckt werden.“ Ein klarer Appell an den Handel – denn neben dem Geldsparen geht es auch ums Thema Lebensmittelrettung.

Griff zu reduzierten Produkten nur kurzfristige Entlastung

Zwar kann der gezielte Griff zu reduzierten Produkten eine kurzfristige Entlastung bringen – eine dauerhafte Lösung für Menschen, die von Ernährungsarmut betroffen sind, ist das jedoch nicht. „Der Kauf von reduzierten Produkten mit einem kurzen Mindesthaltbarkeits- oder Verbrauchsdatum kann sich zwar lohnen, um Geld zu sparen und Lebensmittel zu retten. Solche Sonderangebote sind allerdings sehr unregelmäßig und unvorhersehbar“, betont Monetti.

Also: Ob Joghurt, Käse oder Wurst – wer im Kühlregal ein vermeintliches Schnäppchen entdeckt, sollte genau hinsehen. Der große Preisvergleich lohnt sich – nicht nur für den Geldbeutel, sondern auch fürs gute Gefühl. Denn: 32 Prozent reduziert klingt gut, aber clever einkaufen heißt vor allem eines – immer schön mit kühlem Kopf nachrechnen!