Leere Kassen

Tierheim Berlin: Tierisch sauer, dass es so wenig Geld vom Senat gibt

Vor dem Abgeordnetenhaus demonstrierten am Donnerstag Tierfreunde. Sie wollen mehr Geld: Nur zwei Euro pro Jahr und Berliner würden genügen, sagt Tierheim-Chefin Toska Holtz.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Das Tierheim Berlin fordert bessere Finanzierung vom Senat. Lucy ist ein Hund aus dem Tierschutz, der ein neues Zuhause gefunden hat.
Das Tierheim Berlin fordert bessere Finanzierung vom Senat. Lucy ist ein Hund aus dem Tierschutz, der ein neues Zuhause gefunden hat.Hildebrandt

Der Senat gibt dem Berliner Tierheim jährlich so wenig Unterstützung, dass es ohne Spenden die Türen schließen müsste. Dabei werden dort immer mehr Tiere immer länger verorgt. Für den Donnerstagmorgen haben die Tierschützer deswegen zur Demo vor dem Berliner Abgeordnetenhaus aufgerufen.

Dort nagt Hündin Lucy nicht an einem Knochen, sondern an einem Demoplakat aus Pappe: „Nur zwei Euro pro Jahr und pro Berliner würden dem Tierheim Berlin genügen, damit seine wichtige Arbeit durchfinanziert ist“, sagt Geschäftsführerin Toska Holtz.

Mit jeder Menge Plüschtiere und Näpfen haben sie sich vor dem Parlament platziert, wo heute die Abgeordneten tagen. Laut skandieren die Versammelten mit ihren vierbeinigen Begleitern „Boxen voll, Kassen leer“ oder „Kein Geld vom Staat, danke Senat“.

Demonstration vor dem Abgeordnetenhaus in Berlin. Im Tierheim sind die Boxen voll, aber die Kasse ist leer.
Demonstration vor dem Abgeordnetenhaus in Berlin. Im Tierheim sind die Boxen voll, aber die Kasse ist leer.Hildebrandt

„Das Tierheim in Berlin Lichtenberg, das größte in Europa, übernimmt wichtige kommunale Aufgaben“, erklärt Toska Holtz. Die Mitarbeiter kümmern sich um Fundtiere und Tiere, die aus schlechter Haltung von Amtstierärzten beschlagnahmt werden. „60 Prozent dieser Tiere bleiben sehr lange bei uns“, so Toska Holtz.  Sie sind krank, kommen von Animal Hordern, die viel zu viele Tiere halten, sie sind nicht erzogen. „Dier Vermittlung dieser Tiere ist sehr aufwendig. Sodass die Tiere manchmal Jahre im Tierheim leben müssen.“ Der Senat aber übernimmt pro Tier nur Kosten für 180 Tage. Die Lücken in der Kasse füllen im Tierheim Spenden von Privatleuten.

„Berlin muss endlich Verantwortung übernehmen“, fordert der Tiefschutzverein Berlin daher. „Wir sind am Limit“, sagt Eva Rönspieß, Vorstandsvorsitzende des Tierschutzvereins Berlin. Das Tierheim Berlin versorgt täglich rund 1300 Tiere. Allein im Jahr 2024 wurden 2115 Fundtiere und 884 sichergestellte Tiere im Auftrag des Landes Berlin aufgenommen.

Für all diese Tiere hat das Tierheim Berlin die Verantwortung übernommen – sie gepflegt, aufgepäppelt, medizinisch versorgt und auf ein neues Leben vorbereitet. „Wir übernehmen für Berlin sogenannte kommunale Pflichtaufgaben, ohne dass wir dafür eine auskömmliche Finanzierung bekommen. Damit muss Schluss sein!“, fordert Rönspieß.

Die Versorgung und Vermittlung privater Abgabetiere, die oftmals unüberlegt angeschafft wurden und nun wieder weg müssen, bezahlt der Verein allein mit Spendengeldern. Weiteres Problem: Im Tierheim sind von etwa 270 Hunden 80 sogenannte Listenhunde. Auch sie sind schwer weiterzuvermitteln.

Golden Retriever Yoshi wurde gefunden und leider nicht abgeholt.
Golden Retriever Yoshi wurde gefunden und leider nicht abgeholt.Tierschutzverein Berlin / Jana Vollmer

„Mit einer Erhöhung des Etats um 3,5 Millionen auf etwa acht Millionen Euro jährlich könnte das Tierheim seine wichtige Arbeit auskömmlich finanzieren“, so Toska Holtz. „Wir müssen dringend in Hundetrainer investieren und brauchen Kapazitäten, um die Vermittlung besser zu begleiten.“

Zusätzlich ruft der Verein die Berliner Politik dazu auf, tierschutzpolitische Maßnahmen wie die Einführung eines verpflichtenden Hundeführerscheins, die konsequente Kastration von Freigängerkatzen und das Verbot von Qualzuchten gesetzlich zu verankern. „Tierliebe beginnt mit Verantwortung“, steht auf einem der Plakate. Die hat der Senat auch für die Tiere in der Stadt.