Ganz erschöpft, das Fell noch blutig, liegt Fienchen auf dem OP-Tisch der Tierärztin. Mit einer Not-Operation wurde das Leben der schwarz-weißen Katze gerettet. Sie war aus großer Höhe abgestürzt und hatte sich dabei schwer verletzt. Kein Einzelfall in diesen Tagen. Die Hitze treibt die Tiere ins Freie – durch Fenster und Balkontüren, die die Besitzer leichtsinnig offen stehen lassen.
Die sprichwörtlichen sieben Leben einer Katze helfen auch nicht weiter, wenn der Fall aus zu großer Höhe erfolgt. Der Berliner Tierschutzverein wird derzeit immer häufiger alarmiert, um schwer verletzte Katzen zu retten. Mit den steigenden Temperaturen häufen sich die Notfälle – denn ungesicherte Fenster und Balkone werden für viele Samtpfoten zur tödlichen Gefahr. Die Katzen wollen raus an die frische Luft und stürzen oft ab.
Tierheim in Not: Immer mehr Fenstersturz-Katzen
„Wir können inzwischen von einer Fenstersturz-Saison sprechen. Mit den ersten warmen Tagen kommen auch die ersten Fenstersturz-Katzen zu uns“, erklärt Tierärztin Yvonne Seidler vom Tierheim Berlin. „Sobald die Temperaturen steigen, nehmen auch die Notfälle zu. In diesem Jahr mussten wir bereits neun schwer verletzte Katzen aufnehmen – sechs davon sind nachweislich aus dem Fenster gestürzt.“
Wie bei Fienchen, nach derem Absturz die Retter schnell da waren, verlaufen solche katastrophalen Stürze meist dramatisch: Schwere Knochenbrüche und innere Verletzungen sind die Folge, die Katzen müssen leiden – in vielen Fällen sind dann langwierige und kostspielige Operationen die einzige Rettung.
Nicht immer sieht man die Verletzungen sofort: Nach so einem Sturz geraten die Tiere schnell in Panik, laufen auf Straßen oder Gleise – und werden dann Opfer des Berliner Verkehrs.
Die Kosten für die medizinische Versorgung komplizierter Sturzverletzungen gehen schnell in die Tausende, berichten die Experten vom Tierheim. Für viele Halter sei das finanziell nicht zu stemmen und die Katzen landen dann in der Obhut des Tierheims.
„Wer Katzen liebt, kastriert sie – und sichert Fenster und Türen“
Mit dem Start der diesjährigen Katzenschutzkampagne macht der Tierschutzverein nun verstärkt auf diese oft unterschätzte Gefahr aufmerksam. „Wer Katzen liebt, kastriert sie – und sichert Fenster und Türen“, appelliert der Tierschutzverein für Berlin. Die Kampagne setzt auf zwei zentrale Botschaften: Sichern Sie Fenster und Balkone, um lebensgefährliche Stürze zu verhindern.

Und: Lassen Sie Ihre Freigängerkatze kastrieren, chippen und registrieren – wie es die Berliner Katzenschutzverordnung vorschreibt. Denn nicht nur verunglückte Wohnungskatzen sind Teil der Kampagne: Rund 10.000 Straßenkatzen kämpfen in Berlin täglich ums Überleben – viele von ihnen stammen von unkastrierten Freigängerkatzen ab.