Immer wieder eingesaut

Thälmann-Denkmal: Kapitulation vor den Graffiti-Schmierern

Pankow gibt jedes Jahr Tausende Euro für saubere Denkmäler aus. Beim Thälmann-Denkmal aber heißt es: „Auf Grund der hohen Kosten ist es nicht möglich, das Denkmal dauerhaft von Graffiti freizuhalten.“ 

Author - Stefan Henseke
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Immer wieder wird das Thälmann-Denkmal in Berlin mit Graffiti beschmiert. Der Bezirk kapituliert vor den Sprayern.
Immer wieder wird das Thälmann-Denkmal in Berlin mit Graffiti beschmiert. Der Bezirk kapituliert vor den Sprayern.Stefan Henseke

Das Ernst-Thälmann-Denkmal – mit Graffiti beschmiert. Das Käthe-Kollwitz-Denkmal – beschmiert. Die Denkmäler im Volkspark Prenzlauer Berg – beschmiert. Der KURIER berichtete über Denkmäler in Berlin, die zu Mahnmalen der Schande geworden sind. Ungepflegt, zerkratzt und voll gemalt sind sie eine Negativ-Visitenkarte für Berlin. Die Bezirke kommen mit dem Reinigen nicht mehr hinterher.

„Beschmierungen im öffentlichen Raum haben in den letzten Jahren generell zugenommen, dazu gehören neben den Denkmälern auch die Kunst im öffentlichen Raum“, erklärt Manuela Anders-Granitzki, Pankower Bezirksstadträtin für Ordnung und Öffentlichen Raum. Die Reinigung erfolge nicht regelmäßig, sondern nach Bedarf. „Politische Denkmäler sowie Kunstobjekte mit politisch bedenklichen Beschmierungen haben eine höhere Priorität und werden zeitnah gereinigt.“

Der Fries im Volkspark Prenzlauer Berg soll an der Wiederaufbau Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg erinnern, an die Trümmerfrauen und Arbeiter, die den Trümmerberg errichteten. Zusehen ist davon aber kaum noch etwas, alles ist mit Graffiti beschmiert.
Der Fries im Volkspark Prenzlauer Berg soll an der Wiederaufbau Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg erinnern, an die Trümmerfrauen und Arbeiter, die den Trümmerberg errichteten. Zusehen ist davon aber kaum noch etwas, alles ist mit Graffiti beschmiert.Stefan Henseke

Thälmann-Denkmal: Nach wenigen Tagen alles wieder vollgeschmiert

Nicht nur gewöhnliche Graffiti-Schmierereien verunstalten die Denkmäler. In den vergangenen Jahren nutzten auch immer mehr politische Aktivisten die Bauwerke für ihre Losungen. Pro-Palästina oder Pro-Israel, Pro-Ukraine oder Pro-Russland. Im Mittelpunkt von Farbattacken: das riesige Thälmann-Denkmal, das genügend Platz für Schmierereien bietet.  Am Donnerstag darauf zu lesen: „I love Israel“. 

„Das Thälmann-Denkmal ist von Beschmierungen aller Art auf Grund seiner Größe und Lage besonders betroffen“, sagt auch Manuela Anders-Granitzki. Die letzten vollständigen Reinigungen einschließlich einer Konservierung des Denkmals erfolgten 2021 (Kosten für den Bezirk rund 13.300 Euro) und 2023 – beauftragt und finanziert durch eine Privatfirma im Rahmen von Filmdreharbeiten, die Kosten waren ähnlich hoch wie zwei Jahre zuvor.

Auch auf der Rückseite ist das Thälmann-Denkmal beschmiert.
Auch auf der Rückseite ist das Thälmann-Denkmal beschmiert.Stefan Henseke

Inzwischen scheint der Bezirk vor den Schmierern kapituliert zu haben. „Auf Grund der hohen Kosten ist es nicht möglich, das Denkmal dauerhaft von Graffiti freizuhalten“, heißt es aus dem Bezirksamt. Nach einer Reinigung werde der umlaufende Sockelbereich regelmäßig innerhalb weniger Tage neu beschmiert. „Bei politisch bedenklichen Beschmierungen handelt das Straßen- und Grünflächenamt Pankow zeitnah und lässt diese durch eine Fachfirma entfernen“, erklärt die Bezirksstadträtin. Aus Sicht des Straßen- und Grünflächenamtes Pankow ließen sich erneute Beschmierungen aber kaum verhindern.

Bezirksamt Pankow: 20.000 Euro für saubere Denkmäler

Im Jahr 2021 wurden vom Bezirk Pankow neben den 13.300 Euro für das Ernst- Thälmann-Denkmal weitere 7600 Euro für die Reinigung von Denkmälern und Kunstobjekten im öffentlichen Raum ausgegeben. 2022 waren es rund 6.400 Euro, im Jahr darauf rund 7.550 Euro. In diesem Jahr ist Topf  größer: 2024 stehen für die Graffitientfernung an Denkmälern und Kunstwerken 20.000 Euro aus dem Programm „Saubere Stadt“ zur Verfügung. Nur zu sehen ist davon im Bezirk, in Pankow und Prenzlauer Berg, recht wenig. ■