El Bocho, Emess, Alias und Linda’s Ex waren einmal. Eine neue Generation von Street-Art-Künstlern hat längst die Straßen von Berlin erobert. Und was dort mit Graffiti, Stencils, Murals und Co. auf sich aufmerksam macht, besitzt mindestens ebenso klingende Namen wie seine Vorgänger. Ein paar davon stellen ihre Werke jetzt im Haus der Visionäre in der Eichenstraße 4a in Berlin-Treptow aus. Die bunte Truppe hat dort mehrere Hallen in Beschlag genommen – unbedingt sehenswert.
The Ürban Art nennt sich die üppige Ausstellung in der Pop-up-Galerie an der Eichenstraße. Hier kleben, sprayen und pinseln die Künstlerinnen und Künstler, teils seit Wochen und nahezu ununterbrochen, an ihren flächigen und großformatigen Werken herum. Überall riecht es nach Lacken und Farben, und feinste Staubwölkchen kitzeln die Nasenhaare. Aber das macht das Spektakel nicht weniger schön. Im Gegenteil.
Die Kunstausstellung ist eine Initiative von Mercedes-Benz, und der Konzern hat die Künstlerinnen und Künstler dafür eigens an Bord geholt. Mit dabei sind Akut, Bane, Bond Truluv, CRBZ, Dourone, Drik the Villain, Dxtr, Elisa Capdevila, Fred Battle, Hola Lou, Isis Maria Niedecken, James Bullough, Kkade, Lisa King, Lee Gihun, MadC, Marina Capdevila, Marcel Krempin, Maria Guimaraes, Onur, Paradox Paradise, PichiAvo, Saïd Kinos, Snik, Stefan Stanojević. 25 Leutchen also, sie alle stammen aus den Bereichen Contemporary und Urban Art.
Kennen Sie nicht? Macht nichts. Hinfahren und angucken. Der Eintritt in Treptow ist frei. Auf der Straße zahlt man schließlich auch nichts fürs Glotzen. Wobei: Moment mal! In der Halle in Treptow sind auffällig viele Werke in Formaten zu sehen, die man sonst nur aus Museen kennt.

Und tatsächlich, hier wird nicht nur gesprayt und mit Schablonen gearbeitet, gekratzt und gewalzt, viele Bilder sind richtige Ölgemälde. Die von Onur Dinc zum Beispiel. Onurs Werke hängen bereits in Museen, zum Beispiel im Museum de Fundatie in Zwolle (Niederlande).
Street-Art, Mode und schwere Autos
Aber wie passt das jetzt eigentlich alles zusammen: Street-Art, Mode und schwere Autos in dieser Gesamt-Show in Berlin? Wenn Graffiti und Straßenkunst museal werden, sprechen wir dann nicht eher von etablierter Kunst?

Onur will davon nichts wissen. Dem Berliner KURIER sagte er: „Wir sind hier 25 Charaktere. Und jeder wird dir etwas anderes dazu sagen. Auch ich habe eine andere Meinung. Wir haben hier sehr viel Freiheit. Niemand hat uns gesagt, was wir machen sollen.“
Heißt: In Treptow wird gearbeitet wie im Atelier und auf der Straße. Omar Lessoued, der die Ausstellung präsentiert und bewirbt, frohlockte: „Einem der Künstler, Lee Gihun, kann man in den nächsten Tagen noch über die Schulter schauen.“ Wer also wissen möchte, wie Street-Art entsteht – hier kann und darf man’s erleben.
Übrigens: Die ausgestellten Werke kann man vor Ort kaufen. Dazu gibt es ein tägliches Live-Painting, Edelkarossen von Mercedes-Benz und Capsule-Modekollektionen. Am 1. Mai, 13 Uhr, geht es los – bis 4. Mai, 19 Uhr. Alle weiteren Infos zu The Ürban Art in Treptow findet man hier. ■