Mit seinen Bildergeschichten prägte er die Jugend vieler Ostdeutscher: Johannes Hegenbarth, besser bekannt als Hannes Hegen, der 1955 die DDR-Comic-Zeitschrift „Mosaik“ erfand. Seine drei Knollennasen-Figuren, die Digedags, bleiben unvergessen. Aber das Land Berlin und der Bezirk Lichtenberg haben offenbar den „Mosaik“-Erfinder vergessen, der am 16. Mai 100 Jahre alt geworden wäre. Der trostlose Zustand seines Ehrengrabes lässt das stark vermuten.
Das Grab des Digedags-Papas muss man auf dem Gemeinschaftsareal des Karlshorster Friedhofes und des Neuen Friedrichsfelder Friedhofes (Robert-Siewert-Straße) nicht lange suchen. Wenige Schritte nach dem Betreten des Haupteinganges befindet sich die Stelle, an der Hannes Hegen am 18. November 2014 beerdigt wurde. Er war zehn Tage zuvor in einem Altersheim im Alter von 89 Jahren verstorben.
Kurz nachdem vor einer Woche berichtet wurde, dass im Mai ein verschollenes „Mosaik“-Heft aus dem Jahr 1964 erscheint, besuchte der KURIER Hegens Grab in Lichtenberger Ortsteil Karlshorst, wo er neben seiner Frau Edith (sie war Zeichnerin in seinem „Mosaik“-Atelier, starb 2008) ruht. Auf einem schwarzen Grabstein stehen beide Namen in Goldschrift.
„Mosaik“-Erfinder Hannes Hegen: So schlimm sieht sein Ehrengrab aus
Das ist leider auch schon das einzige Edle auf der letzten Ruhestätte des Erfinders des DDR-Comics „Mosaik“. Denn ansonsten befindet sich nichts auf dem Grab, abgesehen von einem Betonsockel, der wohl als Sitzgelegenheit oder Abstellplatz für eine Pflanzenschale dienen soll.
Das schwarze Erdreich ist kahl. Kein einziges Blümchen, kein einziges Pflänzchen gibt es, außer dem Buschwerk, was vom Nachbargrab herüber ragt. Etwas Unkraut ist auf der sonst kahlen Erde zu sehen! Und ein Terracotta-Stein, der die Ruhestätte als Ehrengrab des Landes Berlins ausweist!

Genau, das ist das Schlimme. Per Definition ist ein „Ehrengrab ein Ausdruck der Ehrung Verstorbener durch Städte oder Gemeinden für Bürger, die sich zu Lebzeiten besondere Verdienste erworben haben“. So sieht es auch die Senatskanzlei Berlin, wie man in einer parlamentarischen Mitteilung vom Oktober 2024 nachlesen kann. Um die 680 Ehrengräber gibt es in Berlin. Die Pflege eines Ehrengrabes kostet 845 Euro pro Jahr.
Schaut man sich das Ehrengrab von Johannes Hegenbarth an, fragt man sich: Hat so etwas jemand verdient, der für seine Lebensleistung sogar mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde? Hat das arme Berlin, in dem der Senat den Sparhammer vor allem im Kulturbereich so heftig schwingt, wirklich kein Geld mehr für ein paar Frühjahrsblüher, um diese auf das Ehrengrab des DDR-Comic-Machers zu pflanzen?
Ehrengrab von „Mosaik“-Erfinder Hannes Hegen: Eigentlich soll das Bezirksamt das Grab pflegen
Laut Berliner Friedhofsgesetz sind für die Betreuung und Pflege der Ehrengräber die Bezirke zuständig. Beim Papa der Digedags ist das der Bezirk Lichtenberg. Lässt das Bezirksamt das Ehrengrab von Hannes Hegen etwa verwahrlosen?
Um das herauszufinden, kontaktiert der KURIER die Behörde. Wir wollen wissen, warum sich offenbar keiner um das Ehrengrab von Hannes Hegen kümmert. Wie gesagt: Die zuständigen Bezirksämter übernehmen die Kosten für die Grabpflege, die Instandhaltung der Ehrengrabstätte und des Grabmals. So steht es auf dem Internetportal des Landes Berlin (berlin.de).

Die Antwort, die wir per Mail vom Bezirksamt Lichtenberg erhalten, ist ein Armutszeugnis des Bezirkes und des Senats. Man teilt mit, „dass das Straßen- und Grünflächenamt Lichtenberg keinerlei Mittel für das genannte Ehrengrab (gemeint ist das von Hannes Hegen, d. Red.) erhält“. Das Bezirksamt verweist auf die „zuständige Senatsverwaltung“.
Der KURIER fragt daher bei der Senatskanzlei nach, ob die Angaben aus Lichtenberg so stimmen. Ein Sprecher sagt: „Wir werden den Fall prüfen. Denn für die Ehrengräber sind die Bezirke zuständig. Sie bekommen vom Senat auch Geld dafür.“