Nach KURIER-Bericht

DDR-Legende Hannes Hegen: Grab des „Digedags“-Erfinders heimlich bepflanzt

Der Papa der Comic-Helden aus dem „Mosaik“: Um sein Ehrengrab schien sich keiner zu kümmern. Dabei wäre der Bezirk Lichtenberg dafür zuständig. Nach einem KURIER -Bericht hat sich nun etwas getan.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Das Ehrengrab von Johannes Hegenbarth und seiner Frau Edith: Nach einem KURIER-Bericht über den Zustand der Ruhestätte ist diese plötzlich bepflanzt worden.
Das Ehrengrab von Johannes Hegenbarth und seiner Frau Edith: Nach einem KURIER-Bericht über den Zustand der Ruhestätte ist diese plötzlich bepflanzt worden.Markus Wächter/Berliner KURIER

Kahl und trostlos sah es aus: Das Ehrengrab der DDR-Legende Johannes Hegenbarth, der unter dem Namen Hannes Hegen als Erfinder des ostdeutschen Kult-Comics „Mosaik“ unvergessen bleibt. Um seine Ruhestätte auf einem Friedhof in Berlin-Lichtenberg, mit der Berlin den Papa der DDR-Comic-Figuren Digedags ehrt, schien sich in diesem Jahr keiner zu kümmern. Doch kaum hatte der KURIER über den untragbaren Zustand berichtet, wurde das Grab von Hegen und das seiner Frau Edith überraschend bepflanzt. Still und heimlich. Denn das geschah nicht auf Weisung des dafür verantwortlichen Bezirksamtes.

Wer hat sich denn da nun ein Herz gefasst und das Grab von Hannes Hegen bepflanzt? Eine große Geranie mit rötlichen Blüten ist jetzt direkt vor dem Grabstein zu sehen, auf dem in Goldschrift die Namen von Johannes Hegenbarth (starb 2014 mit 89 Jahren) und seiner Edith (war Zeichnerin beim „Mosaik“, starb 2008) stehen. Weitere Pflänzchen zieren das Grab.

Noch vor Tagen sah es an dieser Stelle auf dem Gemeinschaftsareal des Karlshorster Friedhofes und des Neuen Friedrichsfelder Friedhofes (Robert-Siewert-Straße) ganz anders aus. Kein einziges Blümchen, kein einziges Pflänzchen, dafür zeigte sich schon etwas Unkraut auf der Ruhestätte von Hannes Hegen und seiner Frau, die ein Terracotta-Stein als Ehrengrab des Landes Berlins ausweist!

Daher ging der KURIER der Frage nach, ob hier die Stadt nicht ihren Pflichten nachkommen will, vor allem im Vorfeld eines Jubiläums. Denn der legendäre „Mosaik“-Erfinder wäre in knapp zwei Wochen (am 16. Mai) 100 Jahre alt geworden. Ein Mann, der 2010 für sein künstlerisches Werk mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt wurde. Ein Mann, dessen letzte Ruhestätte man vom Land Berlin zum Ehrengrab erkläre, um so Hannes Hegen noch nach seinem Tod als verdienstvoller Bürger dieser Stadt zu würdigen.

So trostlos sah das Ehrengrab von Hannes Hegen noch vor Tagen aus.
So trostlos sah das Ehrengrab von Hannes Hegen noch vor Tagen aus.Florian Thalmann

Um die 680 Ehrengräber gibt es in Berlin, deren Pflege jeweils etwa 845 Euro pro Jahr kostet. Für die Betreuung und Pflege der Ehrengräber sind die Bezirke zuständig, sie übernehmen die Kosten. So steht es auf dem Internetportal des Landes Berlin (berlin.de). Für das Ehrengrab von Hannes Hegen ist der Bezirk Lichtenberg zuständig.

„Mosaik“-Erfinder Hannes Hegen: Für sein Ehrengrab ist eigentlich das Bezirksamt zuständig

Wenn dann diese Behörde mitteilt, „dass das Straßen- und Grünflächenamt Lichtenberg keinerlei Mittel für das genannte Ehrengrab erhält“ und man bei der „zuständigen Senatsverwaltung“ nachhaken soll, wird man schon stutzig. Da stellt sich schnell die Frage, ob Berlins Behörden das Ehrengrab von Hannes Hegen verwahrlosen lassen will.

Es wäre ja auch nicht ganz verwunderlich, wenn nun auch solche Ehrengräber unter den Sparhammer fallen. Dieser wird in dieser Stadt derzeit heftig geschwungen. Schließlich hat Berlin noch nicht einmal Geld, um sich ausreichend um die Probleme der Lebenden zu kümmern.

Hannes Hegen beim KURIER-Besuch in seinem Haus in Karlshorst im Jahr 2010
Hannes Hegen beim KURIER-Besuch in seinem Haus in Karlshorst im Jahr 2010Volkmar Otto

Man denke dabei nur an das marode Verkehrssystem. Der Abriss kaputter Brücken und deren Neubau verschlingen Millionen von Euro. Auch die Chaos-Beseitigung bei der BVG kostet ordentlich, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Zurück zum Ehrengrab von Hannes Hegen: Die Senatskanzlei will jedenfalls den Fall nun prüfen. „Denn für die Ehrengräber sind die Bezirke zuständig. Sie bekommen vom Senat auch Geld dafür“, betont ein Sprecher gegenüber dem KURIER. Das Lichtenberger Abgeordneten Marin Pätzold (CDU) sagt zu der peinlichen Angelegenheit: „Egal wer dafür verantwortlich ist – die Ehrengrabpflege muss funktionieren.“

Wer nun das Ehrengrab des „Mosaik“-Erfinders nach dem KURIER-Bericht bepflanzt hat? Das für diese Aufgabe eigentlich zuständige Bezirksamt war es jedenfalls nicht. Im Auftrag der Bezirksstadträtin Filiz Keküllüoglu (Bündnis 90/Grüne) teilt eine Bezirkssprecherin dieser Zeitung mit, „dass die Bepflanzung nicht durch das Straßen- und Grünflächenamt vorgenommen worden ist“.