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Premiere für Sebastian Fitzek: „Horror-Date“ im Berliner Obdachlosenmagazin „Strassenfeger“

Er ist Deutschlands berühmtester Autor und er hat Fans in der ganzen Welt. Jetzt feiert Sebastian Fitzeks neuer Roman „Horror-Date“ Weltpremiere im Berliner Magazin „Strassenfeger MAG“.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Sebastian Fitzek und der wohnungslose Koch Matu. Beim Interview für den Strassenfeger kamen die beiden zusammen.
Sebastian Fitzek und der wohnungslose Koch Matu. Beim Interview für den Strassenfeger kamen die beiden zusammen.Ina Schoenenburg/Ostkreuz

Kann Literatur ein Leben verändern? In andere Welten eintauchen lässt einen so ein spannender Thriller oder unterhaltsamer Roman in jedem Fall. Sebastian Fitzek schreibt, erfolgreich wie kein anderer in Deutschland, am laufenden Band solche fesselnden Thriller und zum dritten Mal auch einen Roman, der schreiend komisch und tiefgründig Alltagsthemen beleuchtet. Sein neuestes Werk kommt am 30. April in die Buchhandlungen. Doch schon vorher können die Berliner im Obdachlosenmagazin „Der Strassenfeger“ Auszüge aus dem neuen Fitzek-Roman „Horror-Date“ lesen.

Der neue Roman von Sebastian Fitzek kommt am 30. April in den Handel.
Der neue Roman von Sebastian Fitzek kommt am 30. April in den Handel.Ina Schoenenburg/Ostkreuz

Fitzek und der Straßenfeger, was haben die beiden völlig gegensätzlichen Welten miteinander zu tun? Schon länger hat er sich mit der Idee getragen, sein Werk einmal zuerst in einer Obdachlosenzeitung zu veröffentlichen. „Angst bewirkt bei einigen Menschen einen Verdrängungsmechanismus, der uns förmlich über das Elend hinwegsteigen lässt. Das Gefühl der Machtlosigkeit ruft dann Ablehnung hervor. Drogensucht oder so ein Leben auf der Straße wird oft als Schwäche ausgelegt“, sagt Sebastian Fitzek, der in seinen Romanen immer wieder in die Abgründe menschlicher Psyche steigt. Gegen das Stigma angehen und menschlich sein, ist sein Anliegen.

Und hier kommt Matu ins Spiel. Matu kocht zweimal in der Woche in der Notübernachtung des Straßenfegers für die obdachlosen Gäste. Er ist selber wohnungslos, lebt derzeit in einem Heim für Wohnungslose in Marzahn.  Matu ist der Einzige, der beim Treffen mit dem Bestellerautor mit Millionenpublikum zumindest nach außen hin ruhig bleibt.

Erst als das Treffen der beiden schon vorüber ist, wird Matu gestehen, dass er selber nie Bücher liest. Kreativ sein, Zeit und Muße für Bücher haben, das fand in Matus Leben schon lange nicht mehr statt. Matus Geschichte zeigt, dass jeder aus dem Tritt geraten kann. Wenn ungünstige Voraussetzungen auf Härten im Leben treffen, schießt es dich einfach aus dem normalen Leben.

Ohne Halt ein Leben lang

Die tägliche Anstrengung, alle Bälle in der Luft zu behalten, das Jonglieren mit Briefen vom Amt, die Sehnsucht nach einer dauerhaften Wohnung und die drei Jobs in den Küchen verschiedener Restaurants in Berlin erfordern Matus ganze Energie. Man sieht Matu seine prekäre wirtschaftliche Lage nicht an. Und lange Zeit hätte er, der in einem Kinderheim aufwuchs, dann eine Lehre zum Koch absolvierte und ein geregeltes Leben führte, es selber nicht für möglich gehalten, einmal ohne alles dazustehen.

Matu lebt für seinen Beruf, den er von einem Franzosen gelernt hat, er kocht in Amerika und leitet zeitweise sogar ein eigenes Bistro. Doch Konflikte im Job, Mietschulden und das Gefühl, dass die Dinge ihm entgleiten, führen dazu, dass Matu seit zwei Jahren ohne feste Bleibe ist. „Ein Chaos kam zum anderen“, sagt er.

Die Übersicht verlieren, um dann gar nicht mehr handlungsfähig sein, ist ein wiederkehrendes Motiv in den Lebensgeschichten Obdachloser. In seinem Leben ist Matu schon früh schwer enttäuscht worden. Seine Mutter hat kein Interesse an dem kleinen Jungen, er ist sich selbst überlassen, taumelt durch seine Kindheit und die Straßen Berlins. Als auch seine Oma schwer erkrankt und sich nicht mehr um den Enkel kümmern kann, muss er ins Heim. Die Haltlosigkeit aus dieser Zeit begleitet ihn ein Leben lang.

Leben in der Notunterkunft

Matu kennt die Notunterkunft in der Franklinstraße, und die Unterkunft in Buch. Er schläft in Zimmern mit eingetretenen Türen, er erträgt den Geruch und den Dreck. Er lebt mit Suchtkranken und geht weiter zur Arbeit, er strampelt und kommt doch nicht vom Fleck.  Jetzt, einmal aus dem Raster gefallen, ist es unendlich schwer, den Weg zurück in die eigene Wohnung zu finden. Das Stigma der Männer und Frauen von der Straße klebt an ihm.

Matu will unbedingt wieder in einer eigenen Wohnung leben.
Matu will unbedingt wieder in einer eigenen Wohnung leben.Ina Schoenenburg/Ostkreuz

Während Matu seine Geschichte erzählt, hört Sebastian Fitzek aufmerksam zu. Er sieht sie ja auch jeden Tag, die Menschen, die in Zelten in der Nähe seiner Wohnung in Berlin leben. In einer Stadt wie dieser ist das Leid auf der Straße offensichtlich, wenn man die Augen nicht verschließt.  Und es wird eher mehr als weniger. Was also kann einer wie Fitzek, der Millionen von Menschen mit seinen Büchern und Verfilmungen erreicht, tun, um das Elend ein Stück weit zu lindern?

Neben dem Euro in den Kaffeebecher kann er mit seiner Bekanntheit den Scheinwerfer auf die richten, die am Rand der Gesellschaft stehen. „Ich bin für alles offen, was hilft“, sagt Sebastian Fitzek. Schon früher hat er ein Projekt für jugendliche Obdachlose und ihre Hunde, die Hunde Docs unterstützt, jetzt gerade hat er sein Gesicht für die „Butze“, ein Wohnhaus für obdachlose Kinder, gegeben. Tiny Houses am Stutti aufstellen? Warum denn nicht? Die ganz große, rettende Idee aber hat auch einer wie Sebastian Fitzek mit seiner  ausufernden Fantasie nicht.

Ein gesundes Elternhaus und eine gute Schulbildung

Doch Fitzek, selbst Vater von fünf Kindern, weiß, dass ein gesundes Elternhaus und eine gute Schulbildung oft die Grundvoraussetzungen für ein gelingendes Leben sind. Familien- und Bildungspolitik, für ihn sind das die Grundpfeiler, in die die Millionen fließen sollten, nicht in die Aufrüstung. „Wird mit Kindern und Familien keine ausreichen gute Arbeit geleistet, wird es später noch viel teurer“, so Fitzek.

Dass er selbst in seinem Leben die Angst vor grundlegendem Scheitern noch nie verspürt habe, sei ein großes Glück, so der Bestsellerautor. Eine intakte Familie, gute Schule und Ausbildung und das Leben in einer der längsten Friedensperioden seien glückliche Voraussetzungen gewesen, auf denen sein Erfolg heute fußt.

Sebastian Fitzek: Moment der Überforderung

„Im Umkehrschluss kenne ich natürlich auch die Momente, in denen einem alles über den Kopf wächst“, sagt Fitzek. „Wenn man dann noch Kämpfe mit Ämtern ausfechten muss, eine Krankheit hinzukommt oder finanzielle Sorgen drängen, dann ist mir schon bewusst, wie schnell sich dann alles drehen kann.“ In der besten aller Welten hätten Menschen wie Matu alle eine Wohnung und, wenn nötig, ausreichend soziale Betreuung. „Bis dahin suche ich auch nach kleinen Lösungen und sorge währenddessen für Aufmerksamkeit“, sagt Sebastian Fitzek.

Bestsellerautor Sebastian Fitzek nachdenklich beim Interview.
Bestsellerautor Sebastian Fitzek nachdenklich beim Interview.Ina Schoenenburg/Ostkreuz

An seinem Beruf liebe er es besonders, Menschen kennenzulernen, die er sonst nie kennengelernt hätte, sagt Sebastian Fitzek. Es sei aber unwahrscheinlich, dass ihre Geschichten dann sofort in einem neuen Buch landen. „Es ist eher so, dass mein Unterbewusstsein Themen verarbeitet, die mir unter den Nägeln brennen. Und die fließen dann in meine Geschichten ein.“  Fitzek, der Menschensammler, will wissen, wie es nun für Matu weiter geht.  Eine feste Anstellung und dann eine eigene Wohnung, notfalls auch außerhalb Berlins, das sind die nächsten Meilensteine. Wer weiß, vielleicht steht dann irgendwann in Matus Wohnzimmerregal ein Fitzek-Thriller und Matu hat Ruhe und Muße sich ganz darin zu versenken.

Der Strassenfeger hat eine Auflage von etwa 2500 Stück. Die Zeitung erscheint planmäßig sechsmal im Jahr und kostet 2,50 Euro. Obdachlose Verkäufer erhalten die Zeitung für 50 Cent, damit werden die Produktionskosten bezahlt. Den Gewinn von 2 Euro behalten dann die Bedürftigen. Das Magazin, das im Café in der Oderberger Straße produziert wird, finanziert sich aus privaten Spenden, den Anzeigen im Blatt und den Verkäufen des Magazins. Die Notunterkunft des Strassenfegers in der Storkower Straße erhält Zuwendungen des Senats und ist überdies auf Spenden angewiesen. 

Hier können Sie den Strassenfeger mit Spenden unterstützen.

Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft, BLZ: 100 205 00, BIC: BFSWDE33BER, IBAN: DE97 1002 0500 0003 2838 01,

Empfänger: Strassenfeger e.V. ■