Debatte tobt im Netz

Sollten Flüchtlinge für 80 Cent schuften? DAS sagen KURIER-Leser

Die neue Bundesregierung möchte eine Arbeitspflicht für Flüchtlinge einführen. Die Idee gab es schon früher und betraf auch ehemalige DDR-Bürger.

Teilen
Der Eingang zum Jobcenter Tempelhof-Schöneberg. Werden Flüchtlingen bald Zwangsjobs aufgedrückt?
Der Eingang zum Jobcenter Tempelhof-Schöneberg. Werden Flüchtlingen bald Zwangsjobs aufgedrückt?dpa

Flüchtlinge für 80 Cent die Stunde schuften lassen – für die KURIER-Leser gehörte das Thema zum Meistdiskutierten am Montag und Dienstag auf unserer Facebook-Seite. Viele finden es richtig, dass Flüchtlinge zur Arbeit verpflichtet werden. Verglichen wird das oft mit den AB-Maßnahmen nach der Wende, als auch ehemalige DDR-Bürger in den Arbeitsmarkt integriert wurden.

Zum Hintergrund: Nach dem Willen der neuen Bundesregierung sollen Flüchtlinge in billige Arbeitskräfte verwandelt werden – und zwar durch Ein-Euro-Jobs. Gegenwind kommt aus dem Land Berlin. So lehnt Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) einen verpflichtenden Arbeitsdienst ab und stellte klar: Integration könne nicht durch Zwang und mit faulen Tricks wie Ein-Euro-Jobs gelingen, sondern nur durch echte Perspektiven und echte Chancen.

Anders sehen das viele KURIER-Leser, das zeigen die Zuschriften, die uns erreichen. So schreibt eine Leserin: „In den 90ern bis Anfang 2000 kann ich mich an deutsche Langzeitarbeitslose erinnern, die ABM (Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen) machen mussten. Da war das wohl nicht würdelos? Sorry, aber wer Steuergelder erhält, kann auch durchaus seinen Beitrag zur Gesellschaft leisten.“ (Do Ro)

Jens Walther erklärt: „Genau genommen sind es keine 80 Cent, man muss nur richtig rechnen. Sie erarbeiten ihre Sozialleistungen und erhalten zusätzlich 80 Cent pro Stunde.“ Und Vincenze Vega ergänzt: „Na für 80 Cent arbeiten sie ja nicht. Wenn man alles zusammenrechnet was sie ohnehin schon erhalten ... liegen sie sicherlich über dem Mindestlohn. Das vergessen sämtliche Leute die vom Staat leben.“

Nicht zu unterschätzen seien auch die sozialen Vorteile eines solchen Arbeitseinsatzes, meint Idrees Herawy. Sie schreibt: „Ist nicht schuften. Dabei lernt man die Sprache, das ist wichtig und dazu noch verdient man auch Geld. Ich habe das Gleiche gemacht. Seit 2016 hier und viel geschafft …“

Beim Arbeiten können Flüchtlinge die Sprache lernen

Anita Küßner bringt die Nachwendezeit ins Spiel: „Sorry aber wie viele haben für einen Euro (ABM) gearbeitet?!!!! Hat da irgend jemand was dagegen gehabt? Hört endlich auf die ,armen‘ Flüchtlinge zu bedauern.“

Eine geflüchtete Familie in einer Erstaufnahmeeinrichtung.
Eine geflüchtete Familie in einer Erstaufnahmeeinrichtung.Paul Zinken/dpa

Ähnliches merkt Michael Lange an: „Hat es damals in der Kohlregierung schon gegeben, da waren es ,Langzeitarbeitslose‘ vor allem im Osten die in Kommunen Grünanlagen pflegen und teilweise Fußwege Pflastern mussten weil man meinte soziale Probleme so lösen zu können. Schon damals ging das schief.“

Einen wichtigen Gedanken äußert Gabi Lund. Sie schreibt: „Lasst Sie einfach mal von Anfang an arbeiten. Was Sie nicht dürfen. Das ist das Problem. Und nicht immer gleich wieder Menschen, die arbeiten, rausnehmen, in ein anderes Bundesland umsiedeln. Die meisten wollen arbeiten, dürfen aber nicht.“

Die Debatte, um Flüchtlinge und eine angemessene Arbeit für sie wird sicher weitergehen. Ob die kommende neue Bundesregierung ihre Pläne dazu noch mal überdenkt, ist allerdings fraglich.

Was sagen Sie zu dem Thema? Schicken Sie uns Ihre Meinung an leser-bk@berlinerverlag.com oder kommentieren Sie unseren Beitrag auf Facebook oder bei X. Wir freuen uns auf Ihre Nachrichten! ■