Kurz nach Mitternacht verwandelte sich der Platz der Vereinten Nationen in Berlin-Friedrichshain in eine Seenlandschaft. Straßen wurden überflutet, um 1.09 Uhr in der Nacht meldeten die Berliner Wasserbetriebe einen massiven Wasserrohrbruch. In einem Großteil der Ostberliner Haushalte fiel schlagartig das Wasser aus: „Der gesamte Nordosten von Berlin hatte kein Wasser“, sagt die Sprecherin der Berliner Wasserbetriebe (BWB), Astrid Hackenesch-Rump. Mit schlimmen Folgen für Autofahrer: Die viel genutzte Mollstraße wird mehrere Monate Richtung Alexanderplatz nicht befahrbar sein.
Fast alle Bezirke im Ostteil der Stadt waren von dem Wasserausfall betroffen: Mitte, Friedrichshain, Lichtenberg, Prenzlauer Berg, Pankow, Buch, Weißensee, Hellersdorf, Mahlsdorf, Kaulsdorf, Marzahn, Ahrensfelde, Hohenschönhausen und Wartenberg. „In diesen Ortsteilen haben wir Druckmangel bzw. kein Wasser“, schrieben die Berliner Wasserbetriebe um 1.54 Uhr auf dem Internetportal X.
Im gesamten Wassernetz im Ostteil kam es zu einem Druckabfall
Grund: Eine 80-Zentimeter-Hauptfrischwasserleitung war in Höhe Platz der Vereinten Nationen geplatzt, Hunderttausende Liter Wasser überfluteten die umliegenden Straßen und Straßenbahnhaltestellen, alle Straßenbahnen zwischen Landsberger Allee/Petersburger Straße und Mollstraße/Prenzlauer Allee fielen aus.
Die geplatzte Leitung wurde geschlossen, im gesamten Wassernetz im Ostteil der Stadt kam es zu einem Druckabfall.
Erst um 3.10 Uhr konnten die Wasserbetriebe melden: „Letzter Schieber geschlossen, Druck liegt überall wieder normal an. Glück im Unglück war die Zeit: Die meisten Berliner:innen dürften nix gemerkt haben, weil sie schliefen. Morgendusche und -kaffee sind wieder safe.“ Auf X meldeten sich auch rasch die ersten Berliner: „Fennpfuhl fließt auch, danke für die tolle und schnelle Arbeit“, schrieb etwa Franziska Kanthak noch in der Nacht.

Um 3.36 Uhr wurde dann eine Test-Straßenbahn auf die Strecke geschickt, um zu überprüfen, ob die Gleise für die Linien M5, M6 und M8 keinen Schaden genommen haben. Zum Glück läuft hier alles, die Straßenbahnen fahren am Morgen wieder normal.
Mollstraße: Schon an Morgen lange Staus
Autofahrer haben aber ein neues Problem in der Innenstadt: Die Mollstraße bleibt in Fahrtrichtung Mitte von Platz der Vereinten Nationen bis Otto-Braun-Straße dicht, wie die Wasserbetriebe schon in der Nacht warnten.

Wie die aktuelle Verkehrskarte der Berliner Verkehrsinformationszentrale VIZ zeigt, bildeten sich schon am Morgen lange Staus an der Umfahrung Friedenstraße, Richtung Greifswalder Straße. Autofahrer sollten die Stelle großräumig umfahren.
Die Ursache für den Rohrbruch in der Mollstraße in Friedrichshain ist BWB-Sprecherin Hackenesch-Rump zufolge wohl das Alter der Leitung. Diese sei 101 Jahre alt. „In dem Fall ist es einfach eine alte Leitung, die das Ende ihrer Lebensdauer erreicht hatte.“ Das Rohr mit einem Durchmesser von 80 Zentimeter, das 1924 verlegt worden sei, sei aus sogenanntem Grauguss - ein Material, das Schwingungen im Erdreich nicht besonders gut standhalte.

In der Mollstraße klafft nach dem Rohrbruch ein riesiges Loch im Geh- und Radweg. Es wurde viel Sand auf die Straße gespült. Die Berliner Stadtreinigung war mit Aufräumarbeiten beschäftigt.
Mollstraße bleibt mehrere Monate gesperrt
Die Polizei teilt mit, die Mollstraße bleibe zwischen dem Platz der Vereinten Nationen und der Büschingstraße stadteinwärts mehrere Monate lang voll gesperrt, auch der Gehweg sei betroffen.
Nach dem aktuellen Vorfall war am Morgen noch ein Supermarkt ohne Wasser, wie Hackenesch-Rump von den Wasserbetrieben sagte. Dieser liege in unmittelbarer Nähe der Mollstraße, wo die Hauptleitung geborsten sei. Grund sei, dass der Schaden an dem Hauptrohr ein kleineres Rohr aus Zement beschädigt habe.
Die 15-Zentimeter-Leitung aus den 1970er Jahren zur Trinkwasserversorgung solle im Laufe des Tages repariert werden. Die Reparatur der großen Leitung werde mehrere Wochen dauern. Nach Angaben der Wasserbetriebe müssten mindestens Hundert Meter erneuert werden. Details würden auf Grundlage eines Gutachtens der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) und zusammen mit den Verkehrsbehörden entschieden.

Nach Angaben der Wasserbetriebe gibt es im Jahr durchschnittlich rund 500 Wasserrohrbrüche in der Hauptstadt. Zur Zeit der Wiedervereinigung in den Jahren 1989 und 1990 seien es noch dreimal so viele gewesen. Vorfälle wie an Silvester oder in der Nacht zum Mittwoch lassen demnach keine Rückschlüsse auf den Zustand des Netzes zu.
Die Haupt- und Versorgungsleitungen des rund 19.000 Kilometer langen Netzes sind den Wasserbetrieben zufolge im Schnitt rund 58 Jahre alt. Angelegt sind die Rohre für eine Lebensdauer von um die 100 Jahre. ■